Die Mühe hat sich gelohnt. Die KirchenZeitung hat die Kirche besucht.
Der erste Eindruck ist das Gefühl von Wärme. Obwohl doch alles noch so kahl ist: keine Blumen, keine Kerzen, keine Kränze, keine Menschen. Aber der Kupferton, den die Architekten für die Urnenkammern gewählt haben, das Oberlicht und das Farbenspiel des Sonnenstrahls, der durch die bunten Fenster rechts und links fällt, lässt die Grabeskirche leuchten. Ein Ort, der tröstet, ist die neue Grabeskirche St. Bonifatius in Hückelhoven ganz sicher.
Wer die Kirche betritt, die sich von außen nicht verändert hat, bleibt nicht lang allein. Ihre Schritte sind schon zu hören, bevor Küsterin Angelika Feldberg hinter der Wand des runden Kolumbariums herumkommt und freundlich fragt, ob sie helfen könne. Die Kirche war schon ihr Arbeitsplatz, bevor die Idee für den Umbau 2013 entstand und die Pläne konkret wurden. Wenn sie nun in der Kirche steht und mit der Besucherin spricht, dann merkt man ihr die Freude darüber an, dass sich alles so harmonisch gefügt hat. 2500 Urnenfächer gibt es derzeit, bei Bedarf kann auf 3500 Fächer erweitert werden. Die Baukosten haben sich mit zwei Millionen Euro beträchtlich erhöht. Auch die Umbauzeit hat wesentlich länger gedauert als ursprünglich geplant. Der Grund für Verzögerung und Kostenerhöhung liegt in den Unregelmäßigkeiten durch den ehemaligen leitenden Pfarrer der GdG Hückelhoven, die Anfang 2018 aufgedeckt wurden. Der Geistliche wurde deshalb vor einem Jahr entpflichtet und hat die GdG verlassen.
Aber nicht nur diese Turbulenzen mussten die Planer und Macher überstehen. Als die Idee für den Umbau 2016 offiziell vorgestellt wurde, ist sie nicht bei allen gut angekommen. Nach fast drei Jahren Überlegungen, Prüfverfahren im Bistum und Planungen mussten Gertrud Pacilli und ihre Mitstreiter vom Kirchenvorstand Schaufenberg-Millich auch die Gemeindemitglieder überzeugen. Viele fürchteten, ihre Kirche zu verlieren.Die Ängste, die die Gläubigen umtrieben, der Schmerz, womöglich den Ort, an dem sie getauft worden waren, ihre erste heilige Kommunion feierten, geheiratet hatten und ihre Kinder taufen ließen, zu verlieren, machten bei der Eröffnungsfeier Platz für große Freude. „Viele haben gesagt, dass es sehr gut geworden ist“, freut sich die Küsterin. Manche hätten sogar schon ein Urnenfach gekauft, um hier einmal selbst bestattet zu werden. In der ersten Woche nach der Einsegnung haben sechs Bestattungen hier stattgefunden.
Einige ungewöhnliche Ideen der Aachener Architekten Axel Schlimm und Matthias Paulssen machen die Grabeskirche so einzigartig. Mit der kreisförmigen Anordnung des Kolumbariums, des neu geschaffenen Oberlichts im Kirchendach, und dem Einzug der oberen Ebene, die wie eine Galerie an den Außenmauern entlang führt, haben sie die Idee des Kirchenarchitekten Willi Andermahrs im Innenraum fortgesetzt. Das Kolumbarium passt sich dieser vorgegebenen Form an und umgibt in einem Rund den Raum, so dass sich die Besucher schon beim Eintritt in die Kirche direkt im Zentrum befinden. Die Wirkung wird mit den Kupferoberflächen für die Urnenkammern noch verstärkt. Mit ihrem Entwurf hat das Aachener Büro den Architektenwettbewerb gewonnen, der vor dem Umbau ausgeschrieben worden war.
Es bleibt hier gar kein Raum, um zu fremdeln. Dabei entdeckt man, dass auch ein paar Gegenstände aus der früheren Kirche St. Bonifatius mit in die „neue“ Kirche genommen wurden. Am augenfälligsten ist die Orgel, die die obere Ebene krönt. Sie wird in den kommenden Wochen gereinigt, solange wird für Trauerfeiern und Gottesdienste ein Keyboard eingesetzt.
Welche Möglichkeiten sich für die Trauerseelsorge ergeben, lotet Trauerseelsorgerin Brigitta Schelthoff in den kommenden Wochen aus. Die Gemeindereferentin hat diese Aufgabe von Bärbel Windelen vor einigen Wochen übernommen. „Wir wollen Gesprächskreise und Workshops, Einzel- und Gruppenbegleitung anbieten“, sagt Schelthoff zu ersten Überlegungen. „Ich hoffe, dass die Menschen meine Angebote annehmen.“ Wichtig ist ihr, dass die Besucher wissen, dass die Angebote der Trauerseelsorge sich an alle Trauernden wenden – unabhängig davon, ob die Verstorbenen in der Grabeskirche bestattet wurden oder nicht.
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