Jan Lange bekommt Verstärkung: Seit 2016 ist er in der Gemeinde Vettweiß beauftragt, sich um Geflüchtete zu kümmern. Jetzt hat der Gemeinderat entschieden, dass er Unterstützung bekommen soll. Der Caritasverband Düren–Jülich hat ihm am 1. Februar Amira Wollgarten zur Seite gestellt.
„Allein in den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Geflüchteten in Vettweiß um 200 Personen gestiegen und liegt aktuell bei rund 350. Dadurch sind auch die Anforderungen und Bedarfe an die Kommune und die Koordination der Geflüchtetenhilfe stark gestiegen“, berichtet Daniel Wirtz, Dezernent Soziales und Finanzwesen der Kommune Vettweiß.
Jan Lange weiß nach rund achtjähriger Erfahrung um die Chancen in Vettweiß und die Herausforderungen für die Neuankömmlinge: „Vettweiß hat viel Potenzial. Durch die zusätzliche Fachkraft können wir dieses künftig noch besser nutzen, etwa die Vernetzung mit den Vereinen intensivieren und ausbauen. Viele junge geflüchtete Männer brauchen Orientierung. Sie kommen in ein neues Land, werden mit für sie neuen Themen konfrontiert. In ihren Herkunftsländern gab es häufig ganz andere Sozialstrukturen. Vieles wurde durch die Großfamilie geregelt und aufgefangen. Hier sind sie nun auf sich allein gestellt und müssen Selbständigkeit und Eigenverantwortung lernen. Auch hier lohnt es sich, mit der Arbeit anzusetzen. Denn ganz viele wollen weiterkommen, sich eine eigene Existenz aufbauen und etwas für sich und ihr Leben erreichen.“
„Ich komme nun von außen dazu und schaue sozusagen mit einer ,neuen Brille‘ auf die Dinge, und dieser Blick ergänzt die Sicht meines Kollegen“, so Amira Wollgarten, die umfassende Erfahrung aus ihrer früheren Tätigkeit in der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Projektarbeit und der Arbeit mit Ehrenamtlichen mitbringt.
„Wir werden uns in den kommenden Wochen gemeinsam den Sozialraum hier in Vettweiß anschauen, auf mögliche zusätzliche Potenziale für unsere Arbeit abklopfen, schauen, was gut läuft, aber auch, was bisher weniger gut gelaufen ist, und wie wir es verbessern können. Dabei werden wir selbstverständlich eng mit der Gemeindeverwaltung zusammenarbeiten. Ein besonderes Anliegen ist mir, geflüchtete Frauen und ihre Bedarfe in den Blick zu nehmen. Hier konnte ich bereits erste Gespräche mit Zuwanderinnen führen.“
Die Koordination konzentriert sich auf verschiedene Tätigkeitsfelder, darunter die Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen, die Vernetzung der Akteure vor Ort (Verwaltung, Vereine, Initiativen, Schule, Ehrenamtliche, etc.) und die Konzeptionierung sowie Durchführung von niedrigschwelligen flankierenden Projekten und Angeboten zur Förderung der Integration von Geflüchteten.
Zu den Aufgaben von Amira Wollgarten gehören auch die Vermittlung zwischen Geflüchteten und der Verwaltung der Kommune Vettweiß, die Unterstützung als erste Anlaufstelle für Geflüchtete bei klärungsbedürftigen Anliegen und die regelmäßigen Besuche der kommunalen Unterbringungseinrichtungen als Ansprechpartnerin für die Anliegen der Geflüchteten vor Ort. Dabei bietet sie keine Fachberatung an, sondern leistet Hilfestellung bei direkt klärbaren Anliegen und verweist bei Bedarf an die zuständigen Fachberatungsstellen der Caritas und weiterer Träger.
„In Vettweiß spielt vieles gut zusammen. Die Zahl der in Vettweiß lebenden Geflüchteten hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Dem tragen wir hiermit Rechnung für ein gelingendes Miteinander“, berichtet Bürgermeister Joachim Kunth.
Caritas-Vorstand Dirk Hucko findet es bemerkenswert und gut, dass die Gemeinde Vettweiß dranbleibt und fragt: „Wie stelle ich mich konsequent der Thematik Integration von Geflüchteten und Schutzsuchenden? Es ist wichtig, etwas zu tun, und gerade in Vettweiß gibt es ein sehr aktives Ehrenamt. Geflüchtete Menschen brauchen konstante Unterstützung. Das sollten wir als Gesellschaft aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte gelernt haben. Wichtig ist aber auch zu erkennen, wo noch ‚Luft nach oben‘ ist, und hier mit der Arbeit anzusetzen. Integration ist ein langer Prozess. Die Menschen, die kommen, bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen, Hintergründe und Geschichten mit. Das sind Menschen, die häufig bleiben und längerfristig Unterstützung benötigen. Umso wichtiger ist es, dass sie einen verlässlichen Ansprechpartner vor Ort haben. Jemanden, wo sie sagen können: ‚Den kenne ich, dem kann ich vertrauen.‘“ „Genau das war auch ein Grund für uns als Verwaltung, den Antrag aus der Politik auf Stellenausbau zu unterstützen“, erläutert Dezernent Daniel Wirtz.