Mit gutem Beispiel

Im kirchlichen Bereich aktiv in Sachen Nachhaltigkeit

Beim ersten Tag der Nachhaltigkeit in  Aachen präsentierten sich im Juni rund um den Elisenbrunnen Initiativen und Projekte aus der Städteregion, die sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen. (c) Andrea Thomas
Beim ersten Tag der Nachhaltigkeit in Aachen präsentierten sich im Juni rund um den Elisenbrunnen Initiativen und Projekte aus der Städteregion, die sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen.
Datum:
10. Aug. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 32/2022 | Andrea Thomas

Klimaschutz, Nachhaltigkeit oder „Schöpfung bewahren“: Wie man es nennt, ist eigentlich egal. Wichtig ist, was und dass sich etwas tut, damit auch unsere Enkel und Urenkel noch auf unserem schönen Planeten leben können. In und um Aachen gibt es eine große Zahl an Initiativen und Projekten, die sich mit dem Thema aktiv beschäftigen, und erfreulich viele davon sind kirchlich verankert. Ein paar Beispiele.

Wirtschaft: Gemeinwohl-Ökonomie

Wirtschaft geht auch anders, die Vorschläge der Initiative Gemeinwohl-Ökonomie beweisen es. (c) Andrea Thomas
Wirtschaft geht auch anders, die Vorschläge der Initiative Gemeinwohl-Ökonomie beweisen es.

Wirtschaft gleich Gewinnmaximierung und Profitsteigerung um jeden Preis, wo wenige auf Kosten vieler zu Wohlstand kommen? Es geht auch anders: Gemeinwohl-Ökonomie ist ein Wirtschaftsmodell, das Werte wie Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Mitentscheidung berücksichtigt. Zum Ziel wird das Gelingen von Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt. Die internationale Initiative „Gemeinwohl-Ökonomie“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese alternative Form von Wirtschaft bekannter zu machen und über Fortbildungsangebote zu zeigen, wie sie im Großen wie im Kleinen funktioniert. Auch in Aachen gibt es eine Regionalgruppe mit mehreren Arbeitskreisen. Einer davon ist der AK Kirchliche Gruppen, denn gerade hier gebe es viele Schnittpunkte, wie Andris Gulbins, Ansprechpartner für diese Gruppe, erklärt. Christliche Sozialethik habe doch einiges gemeinsam mit den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie. Im Juni hat sich ein Studientag damit beschäftigt, was kirchliche Einrichtungen tun müssen, wenn sie eine Gemeinwohl-Bilanzierung anstreben. Anhand der Gemeinwohl-Matrix lässt sich ermitteln, wie Unternehmen, in dem Fall Pfarreien und Verbände, in den Bereichen „Lieferantinnen“, „Eigentümerinnen“, „Mitarbeitende“, „Kundinnen“ und „Gesellschaftliches Umfeld“ bereits mit Blick auf Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung agieren. Eine Einrichtung, die sich bereits erfolgreich und mit den damit verbundenen Lerneffekten einer solchen Bilanz unterzogen hat, ist das Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath.

 Mehr: www.ecogood.org/de/aachen und www.nbh.de

Eine Welt: Weltweit am Dom

Mit Aktionen wie der Handy-Aktion von Missio macht sich das „Weltweit“-Team von Thomas Bürgerhausen für Nachhaltigkeit nicht nur bei uns stark. (c) Andrea Thomas
Mit Aktionen wie der Handy-Aktion von Missio macht sich das „Weltweit“-Team von Thomas Bürgerhausen für Nachhaltigkeit nicht nur bei uns stark.

Nachhaltigkeit beschäftigt Thomas Bürgerhausen und sein Team aus Ehrenamtlichen im Eine-Welt-Laden der Aachener Hilfswerke und des Bistums Aachen, dem „Weltweit“, auf globaler Ebene. Das fängt an beim Angebotssortiment. Viele der Produkte aus Ländern der Einen Welt entstehen durch Upcycling, in dem Rohstoffe wiederverwertet werden und vermeintliche Abfallstoffe kunsthandwerklich veredelt ein zweites Leben erhalten. Den Fairtrade-Gedanken trägt das Team – das sich im Übrigen immer über nette Verstärkung freut – auch bei Aktionen wie der Aachener Fairtrade-Messe am 10. September in der Aula Carolina weiter.

Außerdem engagiert sich der Laden für Projekte wie die Handy-Aktion von Missio, informiert dazu und ist eine der Abgabestellen für alte und gebrauchte Handys. Die nicht in der Schublade „verschimmeln“ zu lassen, ist gleich mehrfach eine gute Sache. Für die Produktion von Mobiltelefonen wird unter anderem Coltan benötigt. Um dieses seltene Mineral liefern sich Rebellen in der Demokratischen Republik Kongo erbitterte Kämpfe, die vor allem zu Lasten der Frauen und Kinder gehen. Für sie setzt Missio sich über die „Aktion Schutzengel“ ein. Über 340000 Handys wurde seit Beginn der Sammelaktion gespendet. Mit dem Erlös der Recycling-Maßnahme werden Hilfsprojekte gefördert. Nachhaltigkeit oder Schöpfung bewahren fängt lokal an, funktioniert am Ende aber nur global.
 
Kontakt: Tel. 02 41/41 21 16 91  

Ernährung: Greenteam D-Hof

Gemüse, Obst und Kräuter selbst anzubauen im Hoch- oder Freibeet, macht nicht nur Spaß, es bereichert auch den Speisezettel mit gesunden Sachen. (c) www.pixabay.com
Gemüse, Obst und Kräuter selbst anzubauen im Hoch- oder Freibeet, macht nicht nur Spaß, es bereichert auch den Speisezettel mit gesunden Sachen.

Seit Jahren hat sich die offene Jugendeinrichtung D-Hof im Aachener Stadtteil Driescher Hof auf die Fahnen geschrieben, ihren Kindern und Jugendlichen gesunde Ernährung schmackhaft zu machen. Viele von ihnen stammen aus Familien, in denen das aus finanziellen oder zeitlichen Gründen oft zu kurz kommt. Teil des Ansatzes ist, neben gesunden Snacks und Kochaktionen selbst Obst und Gemüse zu ziehen, das dann gemeinsam in der Küche verarbeitet wird. So ist das „Greenteam“ entstanden, in dem sich interessierte Kinder und Jugendliche einbringen. Sie bepflanzen und pflegen die Beete auf dem Gelände, begrünen das Umfeld der OT und lernen so nebenbei eine Menge über Natur- und Klimaschutz, über Nachhaltigkeit und wie gut frisches Gemüse schmeckt – besonders das aus eigener Ernte. Diese Erfahrungen tragen sie zurück in ihre Familien.
  
Mehr: www.d-hof.de  

Natur: Blütenparadies

Entlang von Feldern und Äckern entstehen Streifen mit blühenden Pflanzen zum Erhalt der Insektenvielfalt. (c) Björn Scholz-Starke
Entlang von Feldern und Äckern entstehen Streifen mit blühenden Pflanzen zum Erhalt der Insektenvielfalt.

Gerade jetzt im Sommer summt und brummt es wieder in der Natur. Nicht immer nur zur Freude von uns Menschen, doch ohne Insekten geht es in der Natur nicht. Sie sind für das Gleichgewicht der Ökosysteme unentbehrlich. Durch das Sammeln von Nektar und Pollen sorgen sie für den Fortbestand der meisten Pflanzenarten und damit für die Ernährung von Tier und Mensch, sie sind Nahrung für andere Tiere und nützliche Helfer in Forst- und Landwirtschaft. Das Projekt „Blütenparadies“ sorgt in der Region Aachen dafür, dass Insekten und mit ihnen Vögel, Säugetiere und Amphibien einen Lebensraum finden. Und zwar entlang von Feldern und Äckern. Denn nur über großflächige Korridore in der Landwirtschaft können sie vor dem Aussterben bewahrt werden. Dazu treten die am Projekt beteiligten Landwirte Streifen entlang ihrer Flächen ab, auf denen bunte Blühflächen mit insektenfreundlichen Pflanzen entstehen. Träger der Initiative von Bio-Landwirt Volker Gauchel ist der Förderverein Arbeit, Umwelt und Kultur in der Region Aachen. Finanziert wird „Blütenparadies“ über Spenden und Patenschaften. Ein Euro ermöglicht zwei Quadratmeter Blühfläche. Jeder kann also mithelfen, Insekten etwas Gutes zu tun und Farbe und Vielfalt zurück in die Agrarlandschaft zu bringen. Wo es überall bereits Blühflächen gibt, zeigt eine Karte auf der Internetseite des Projektes.
  
Mehr: www.blütenparadies.de