Mit ganz eigener Note

Seit 2014 singen im inklusiven Chor der Katho und des Vinzenz-Heims Menschen mit und ohne Handicap

Mit viel Freude dabei – schon beim Einsingen herrscht eine gute und lockere Stimmung. (c) Andrea Thomas
Mit viel Freude dabei – schon beim Einsingen herrscht eine gute und lockere Stimmung.
Datum:
9. Jan. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 02/2018 | Andrea Thomas
Inklusion – auf dem Papier lässt sich das oft leichter beschreiben als im Alltag leben. Ein Beispiel, wo das gelingt, ist „ChorSonant“, ein gemeinsames Chorprojekt der Katholischen Hochschule Aachen (Katho) und des Vinzenz-Heims.

Hier singen ganz unterschiedliche Menschen mit und ohne Behinderung miteinander, die eines vor allem anderen verbindet: Spaß am gemeinsamen Singen. Der Kanon „Singing all together“ (Singen – alle zusammen) ist daher Motto und Erkennungsmelodie des Chores zugleich. Hier finde jeder seine Stimme, singe, so wie er könne, und am Ende stehe ein Musikerlebnis, dass zwar etwas anders klinge, aber alle begeistere, beschreiben Chorleiterin Guiomar Marques-Ranke und Initiatorin Marion Gerards, Professorin für Ästhetik und Kommunikation, Schwerpunkt Musik an der Katho, das Besondere ihres Chores. Den gibt es seit gut drei Jahren. „Ich wollte mit meinen Studierenden nicht nur im Seminar über Musik reden und dort mit ihnen singen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, das mit anderen auszuprobieren“, erzählt Marion Gerards.

Über die Kooperation mit dem Vinzenz-Heim lernten sie außerdem die Einrichtung und die Menschen, die dort leben und arbeiten, besser kennen. Umgekehrt bietet sich für die teilnehmenden Schüler des Vinzenz-von-Paul-Berufskollegs und Mitarbeiter des Vinzenz-Heims die Möglichkeit, ganz ungezwungen Inklusion zu erleben. Ein Gewinn für beide Seiten. „Alle sind total freundlich miteinander, niemand wird hier ausgegrenzt“, sagt Madita (19), Internatsschülerin des Vinzenz-von-Paul-Berufskollegs. Das kann auch Mitschülerin und Mitsängerin Anne (19) nur unterstreichen: „Über das Singen entsteht schnell Gemeinschaft, obwohl hier ganz verschiedene Menschen zusammenkommen.“

Auch für die Studierenden – sie können den Chor als Modul für ihr Studium nutzen – ist das gemeinsame Singen Erlebnis und Bereicherung. Einige blieben inzwischen auch über das Semester hinaus dabei, wie Marion Gerards erfreut berichtet. „Das Schöne ist: Wir lernen immer wieder voneinander.“ So eigneten sich die Sänger mit Handicap ein Lied übers Hören oft schneller an als die anderen nur über die Noten. Dass sich der Chor, der derzeit, wenn er komplett ist, aus gut 30 Leuten besteht, jedes Semester neu formiert, ist gerade auch für Chorleiterin Guiomar Marques-Ranke eine Herausforderung. „Alle so zusammenzubringen, dass sie zufrieden sind, ist nicht immer einfach, macht aber auch viel Spaß“, sagt sie. Gerade letzteres spürt man auch sofort bei den Proben, die während des Semesters immer donnerstags von 18 bis 19.30 Uhr in der Kapelle des Vinzenz-Heims stattfinden. Schon beim Einsingen mit Lockerungsübungen für Körper und Stimme wird viel gelacht, was sich bei den Liedern fortsetzt. Wie gut die Gemeinschaft funktioniert, zeigt sich auch immer dann, wenn einer der Menschen mit Handicap etwas braucht, jemanden, der die Wasserflasche aufschraubt oder der ihn zur Probe und wieder zurück begleitet. Da hilft man sich ganz selbstverständlich – von Chorfreund zu Chorfreund.