„Ich packe meinen Koffer“, heißt es allsonntäglich für Hubertine Wollenweber: Altartuch und Kreuz, die Heilige Schrift und Kerzen – alles hat seinen festen Platz im kleinen schwarzen Rollkoffer. Fein säuberlich sind die Utensilien durch Tütchen und Verpackungsmaterial geschützt. Seit 60 Jahren wird so verfahren. Da ist die Ehrenamtliche eigen, denn: „Je mehr da drin rumhuddeln, desto schwieriger wird es.“
Ein achtköpfiges Team sorgt zwischen Mitte Mai und Mitte September dafür, dass pünktlich um 11 Uhr auf dem Parkplatz 3 oberhalb des Rursees in Schwammenauel Messe gefeiert werden kann. „Diesen Stamm brauchen wir“, sagt Hubertine Wollenweber. Reinhold Lehmann ist morgens um 9 Uhr der erste Mann auf dem Platz. Mit 88 Jahren ist der ehemalige Talsperrenwärter aus Hasenfeld der Senior in der Runde der meist Ü-80-Ehrenamtlichen. Er fegt, spannt die Absperrbänder und sorgt auch zwischen den Mess-Zeiten dafür, dass Licht im Lagerraum ist.
„Wenn ich den nicht hätte!“, sagt der 84-jährige Norbert Stoffers. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Nachwuchssorgen beschäftigen die Ehrenamtlichen, die seit fünf Jahren von Ehepaar Ernst und Waltraud Jansen – Ü60 – unterstützt werden: Er kümmert sich um die Technik, baut die Funk-Lautsprecher auf und bringt sich auch als Lektor ein, während sie die Menschen bei der Ankunft in Empfang nimmt, ihnen eines der 3000 eigens gedruckten Liedhefte anreicht und herzlich mit den Worten begrüßt: „Schön, Euch wiederzusehen.“ Ja, auch bei den Touristik-Gottesdiensten gibt es einen festen Stamm, der immer wiederkommt. „Das hier sind die treuesten Katholiken“, sagt Stoffers.
Norbert Stoffers weiß: „Es hat viele Touristengottesdienste in der Eifel gegeben – sogar bis nach Heinsberg. Aber die sind alle Geschichte.“ Der einzige und letzte findet seit 1963 ununterbrochen in Schwammenauel statt – auch zu Coronazeiten, in denen zur „Saison“ allsonntäglich bis zu 300 Gläubige gemeinsam Gottesdienst feiern konnten.
Die besondere Wertschätzung der Messfeiern erfahren die Organisatoren bis heute auch durch ihre Zelebranten. In der Vergangenheit standen viele Weihbischöfe in Schwammenauel am Altar und bislang alle amtierenden Bischöfe seit 1963.
Besonders ist sicher auch, dass jene, die sich nicht mit eigenen Sitzgelegenheiten um den Altar versammeln können, wie in einer Drive-in-Kirche im Wagen sitzend der Messfeier folgen können. Wer auf seinem Autodach ein „Smiley“-Fähnchen mit Magnet platziert, zu dem kommt der Zelebrant und teilt die Hostie aus.
Der Touristen-Gottesdienst ist eben besonders. Er gehört zu den „Lebendigen Schätzen“ im Bistum Aachen. Mit diesem gleichnamigen Preis sind die Ehrenamtlichen vom Bistum und dem Diözesanrat der Katholiken zum 50-jährigen Jubiläum ausgezeichnet worden.
Die Saison geht bis zum 17. September. In dieser Zeit findet an jedem Sonn- und Feiertag jeweils um 11 Uhr ein Gottesdienst auf dem oberen Parkplatz der Rurtalsperre in Heimbach statt. Einige Gottesdienste sind besonders gestaltet:
Sonntag, 6. August: Touristengottesdienst mit Pfarrer Kurt-Josef Wecker, musikalisch gestaltet von den Zupfmusikfreunden Heimbach unter Leitung von Ursula Heuer
Sonntag, 27. August: Touristengottesdienst mit Weihbischof Karl Borsch, musikalisch gestaltet vom Musikverein Manscheid unter Leitung von Guido Haep. Nach dem Gottesdienst Begegnung bei Mariawalder Erbensuppe und Getränke.
Sonntag, 3. September: Touristengottesdienst mit Dompropst Rolf-Peter Cremer, musikalisch begleitet von der Chorgemeinschaft St. Severin aus Eilendorf unter Leitung von Marcel van Westen.