Wenn sich die Blätter langsam in warmen Tönen färben und das Schalwetter so langsam in greifbare Nähe rückt, steht der Herbst vor der Tür. Am ersten Sonntag im Oktober gilt es dann, für den Ertrag der Felder „Danke“ zu sagen. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie ist dies gar nicht so einfach. Viele Gemeinden haben sich etwas einfallen lassen, um das Erntedankfest in einem gebührenden Rahmen begehen zu können.
Für Pfarrvikar Hans Schmitz von der GdG Hellenthal/Schleiden steht das Erntedankfest unter traditionellen Vorzeichen. „Wir danken für die Früchte des Jahres“, sagt Pfarrvikar Schmitz. „Die Frauengemeinschaft schmückt den Altar beispielsweise mit Obst und Tomaten. Manchmal sind auch Strohballen oder Honig dabei. Nichts Gekauftes wird zum Schmücken genutzt. Wirklich das, was man geerntet hat.“ Das Erntedankfest bietet auch die Möglichkeit, sich dankenswerter Dinge bewusst zu werden. „Ich lebe noch und kann meinen Dienst noch machen. Dafür bin ich dankbar“, sagte Schmitz.
Auch in der GdG Steinfeld, berichtet Pfarrer Wieslaw Kaczor, fehlt in den Kirchen der Schmuck auf den Altären nicht. Das Erntedankfest feiert die Gemeinde am Sonntag,
4. Oktober, auch in Frohngau am Ehrenmal unter freiem Himmel. Aber durch die Corona-Pandemie mussten neue Wege gefunden werden. „Ich bin dankbar dafür, dass wir nicht direkt mit Corona konfrontiert worden sind. Viele kommen allerdings nicht, weil sie Sorge haben. Trotzdem bin ich für jeden dankbar, der kommt“, sagt Pfarrer Wieslaw Kaczor, der Leiter der GdG Steinfeld. Damit jeder die heilige Messe mitfeiern kann, gibt es Streams auf dem Youtube-Kanal von Sebastian Pönsgen. Die Videos können auch im Nachhinein angeschaut werden. Auch am Samstag, 3. Oktober, soll es einen Stream geben. „Dann werde ich Erntedank aufgreifen“, kündigt Kaczor an. Teilweise haben die Videos weit über 3000 Aufrufe. Das sind mehr Besucher, als in die Kirche passten – auch wenn der Abstand nicht nötig wäre. Man könnte so sagen, dass die heiligen <Messen auf dem virtuellen Weg größer geworden sind und wieder mehr Menschen den Gottesdienst besuchen. „Ich habe Rückmeldungen von Menschen erhalten, die sonst nie in die Messe kommen oder aus Bayern und Amerika. Dass wir direkt damit angefangen haben und so viele Leute mithelfen – ich bin dankbar dafür.“
Es wird viele kleine Feiern mit gebührendem Abstand geben, teilte Diakon Martin Schlicht aus der GdG Nörvenich-Vettweiß mit. Außerdem gibt es Feiern unter freiem Himmel. Ein besonderes Highlight ist eine Wallfahrt, die am Freitag, 2. Oktober, zum ersten Mal stattfindet. Von der Kirche St. Viktor in Hochkirchen geht es rund 45 Minuten zu Fuß zur Termelineskapelle bei Gut Ollesheim. Benannt wurde die Kapelle nach dem Mönch Termelines. Die Kapelle war bis vor geraumer Zeit eine Pilgerstätte. Erde und Wasser wurden von dort geholt, um Krankheiten entgegenzuwirken. Für Schlicht habe die Aktion auch etwas mit der Aktion des Bistums „Heute bei dir“ zu tun. Mit dieser sollen die Menschen wieder vertrauter mit der Kirche werden. „Durch die Wallfahrt können wir Orte in unserem Umfeld wiederentdecken“, sagt Schlicht. Bei Ankunft an der Kapelle werden die Bewohner der umliegenden Bauernhöfe mit einbezogen, die entsprechend des Erntedankfests schmücken und die Andacht mitgestalten – auch musikalisch. „Ich bin dankbar für jedes Gebet, das momentan in unserer Kirche gesprochen wird, für die Ferienspiele, die stattfinden können, für die Gesundheit und persönlich bin ich dafür dankbar, dass es jedem in meiner Familie ganz gut geht.“
Der Leiter der Pfarrei St. Lukas Düren-Mitte, Pfarrer Hans-Otto von Danwitz, hat zum Erntedankfest eine neue Aufgabe vor sich: Am Sonntag, 4. Oktober, findet neben der Annakirche ein Gottesdienst statt, bei dem Erntekörbchen und Tiere mitgebracht werden dürfen. Diese werden während der Feierstunde gesegnet. „Mein Kollege hat schon mal einen solchen Gottesdienst abgehalten. Von kleinen Spinnen über Hunde bis hin zu Ponys war alles dabei“, sagt von Danwitz. Beschränkungen bezüglich der Tierart, die mitgebracht werden dürfen, gäbe es nicht. Der Pfarrer erinnert auch an Franz von Assisi, dessen Gedenktag jährlich am 4. Oktober seinen Platz findet. Dieser gilt als Tierfreund. Von Danwitz macht beispielsweise auf die „Vogelpredigt“ aufmerksam, bei der Franz von Assisi zu einem Schwarm Vögel über Gott und die Schöpfung sprach. Wie auch die Veranstaltung an der frischen Luft stattfindet, ist Hans-Otto von Danwitz dankbar für die Luft. „Bei einem Kindergottesdienst ist klar geworden, wie wichtig die Luft zum Atmen ist. Obwohl sie als selbstverständlich gilt, wird gerade zu Zeiten der Pandemie bewusst, wie wichtig sie ist.“
„Als Ordensmann lernt man, jeden Abend über den Tag nachzudenken und Danke zu sagen. Es gibt Millionen Dinge, für die ich täglich dankbar bin. Diese Dankbarkeit summiert sich über das Jahr“, sagt Pater Josef Költringer von den Oblaten des heiligen Franz von Sales, Haus Overbach in Barmen und Pfarradministrator in St. Martinus Aldenhoven. „Wenn man von Herzen dankbar ist, kann man nicht traurig sein. Wir sollten optimistisch in die Zukunft schauen, weil so viel gegeben ist. Vieles halten wir für selbstverständlich.“ In der Corona-Pandemie hätten sich seine Anliegen verändert, die Ausprägungen seiner Dankbarkeit nicht.
Etwas anders sieht es bei den Feierlichkeiten aus. In Aldenhoven wird Erntedank normalerweise in einer Scheune gefeiert, bei dem es darüber hinaus einen Markt gibt. Trotzdem werde man den „Dank mit einem schönen Gottesdienst ausdrücken“. Dazu Költringer: „Wir sind etwas eingeschränkt, weil das Platzangebot für die Besucher in der Kirche momentan begrenzt ist und wir kaum Danklieder singen können. Das macht die Stimmung etwas verhalten. Aber wir feiern unser Fest.“ Ein Bläserensemble und eventuell Vorsinger werde es in der Kirche St. Martinus Aldenhoven geben, um die Musik zur Erntedankfeier trotzdem erfahrbar zu machen.