Als Wilfried Manneke Mitte der 90er Jahre eine Pfarrstelle in Unterlüß, in der Südheide bei Celle antritt, glaubt er, in einem Idyll gelandet zu sein.
Aber die Idylle hat „braune Flecken“. Seine neue Wirkungsstätte befindet sich inmitten eines Zentrums der Neonazi-Szene in Deutschland: Hier veranstalten die extremen Rechten Brauchtumsfeiern, vernetzen sich und rekrutieren unter den Teenagern neue Anhänger. „Wir erobern die Städte vom Lande aus“, lautet ihre Parole. Auch Beate Zschäpe kommt hierher, bevor der NSU seine Mordserie startet. Manneke, der als Auslandspfarrer das Apartheidsregime in Südafrika erlebt hat, weiß: „Als Christ ist mein Eingreifen gefragt.“ Er mobilisiert die Behörden, organisiert Mahnwachen, Proteste und Gegenveranstaltungen, wann immer ihm eine größere Zusammenkunft der Neonazis bekannt wird. Dafür wird er beschimpft, die Kirchentür wird mit Hakenkreuzen beschmiert und einmal entkommen Manneke und seine Familie nur knapp einem Brandanschlag.
Die Zivilcourage, die Wilfried Manneke zeigt, beeindruckt und beschämt zugleich. Denn man weiß nicht, wie man sich selbst in einer solchen Situation verhalten würde. Trotzdem ist das Buch ein Weckruf und ein Appell, den braunen Wölfen nicht tatenlos das Feld zu überlassen.
Wilfried Manneke/Christoph Fasel: Guter Hirte. Braune Wölfe, 192 S., Verlagsgruppe Droemer Knaur, München 2019, Preis: 18,– Euro