Mit Leib und Seele

Die Seniorenmessdiener in St. Donatus unterstützen bei Beisetzungen und Wochentagsmessen

Die Seniorenmessdiener aus St. Donatus beim feierlichen Einzug in die Kirche zur Feier ihres  21-jährigen Bestehens. (c) Seniorenmessdiener St. Donatus
Die Seniorenmessdiener aus St. Donatus beim feierlichen Einzug in die Kirche zur Feier ihres 21-jährigen Bestehens.
Datum:
19. Apr. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 16/2023 | Andrea Thomas

Messdiener sein prägt fürs Leben. Viele Ex-Ministranten erinnern sich später noch gern an diese Zeit zurück, an den Dienst am Altar ebenso wie an gemeinsame Aktivitäten mit ihrer Messdienergruppe. – Und manche werden im Alter auch noch einmal rückfällig, so wie die Seniorenmessdiener der Pfarrei St. Donatus in Aachen-Brand.

Die Gruppe besteht aus 31 Seniorenmessdienern, von denen noch 21 rüstige Herren im Alter zwischen 59 und 87 Jahren regelmäßig den Dienst versehen. Die anderen könnten nicht mehr aus Alters- oder Gesundheitsgründen, blieben aber weiter Teil ihrer Gruppe, wie Horst Schilberz, ihr Sprecher und einer der Mitbegründer der Gruppe, erklärt. „Einmal 
Seniorenmessdiener, immer Seniorenmessdiener.“ Hauptsächlich sind die „großen“ Messdiener unter der Woche bei Exequien, Trauerfeiern und Beerdigungen im Einsatz, dann, wenn die jungen Messdiener schulische Verpflichtungen haben. Diesen Anlässen einen würdigen Rahmen zu verleihen und darüber den Trauernden auch das Mitgefühl der Gemeinde auszudrücken, war dem damaligen Brander Pfarrer Ralf Freyaldenhoven ein Anliegen. Er hat die Gruppe vor 21 Jahren ins Leben gerufen.

Einige der heute noch Aktiven sind schon von Anfang an, teilweise als Mitgründer dabei. So wie Horst Schilberz (Jahrgang 1940), Leo Ziemons (Jahrgang 1938) und Heinz-Josef Braun (Jahrgang 1936). „Ich bin mit sieben Jahren Messdiener geworden, und das hat mir immer viel Freude gemacht“, erzählt Leo Ziemons. „Wir wohnten direkt neben der Kirche, und wenn dann sonntags zur Frühmesse kein Messdiener da war, dann klopfte unser Küster auf mein Fenster, und ich habe mir flott was angezogen. So war das“, erinnert er sich. Als sie aus der Schule entlassen worden seien, hätten sie jedoch aufhören müssen – „leider“. Das sei damals noch so gewesen.

 

   >> Einmal Seniorenmessdiener, immer Seniorenmessdiener. <<

   Horst Schilberz

 

In Gedanken sei er jedoch immer Messdiener geblieben, weshalb er daran Jahrzehnte später gerne wieder angeknüpft habe, und dies nun erneut „mit Leib und Seele“ mache. Auch für Heinz-Josef Braun hat sich ein Kreis geschlossen. „50 Jahre, nachdem ich das als Kind und Jugendlicher gemacht habe, habe ich wieder angefangen“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Und habe es bis jetzt nicht bereut.

Günter Ethen und Klaus-Maria Mommer gehören zu den Jüngeren in der Gruppe. Günter Ethen ist seit zehn Jahren Seniorenmessdiener und hatte den Bezug zum Dienst am Altar nie ganz verloren. „Ich bin 1961 nach der Erstkommunion Messdiener geworden, ganz klassisch.“ Und pragmatisch, denn so sein Gedanke damals: „Dann musst du nicht die ganze Messe über stillsitzen, sondern kannst dich wenigstens bewegen.“ Später war er dann viele Jahre Gruppenleiter der Messdiener und Lektor.

Klaus-Maria Mommer ist seit fünf Jahren dabei. Er hat die Seniorenmessdiener bei einer Beerdigung in der Nachbarpfarrei St. Katharina Aachen-Forst kennengelernt und sich zunächst gewundert, was denn die älteren Herren da machten. Als er etwas mehr darüber erfahren habe, sei für ihn klar gewesen: „Das ist das Richtige für mich.“ Wie alle aus der Gruppe hat auch er Vorerfahrungen als Messdiener in den 1970er Jahren in St. Elisabeth Aachen gesammelt. Früher als Kind oder Jugendlicher schon einmal den Dienst am Altar versehen zu haben, ist kein Muss, aber hilfreich, wie Horst Schilberz erläutert. 

Die Gruppe ist aufgeteilt in sechs feste Gruppen, die gemeinsam bei den Beisetzungen und Gottesdiensten dienen. „Wir sind immer drei, weil wir Vortragekreuz, Weihwasser und Weihrauch zum Friedhof mitnehmen“, erklärt Horst Schilberz. Ein monatlicher Einsatzplan regelt, wer in welcher Woche Dienst hat. Kann die Gruppe an dem Tag nicht, telefoniert die Pfarrsekretärin die Liste ab. Eine Gruppe könne immer übernehmen. Sie sind gut organisiert, haben lange Zeit gute Kontakte zu den Seniorenmessdienergruppen in Eilendorf und Burtscheid gepflegt, die es inzwischen aber nicht mehr gibt. Jetzt kooperieren sie vor allem mit den Kollegen in der Pfarrei St. Katharina Forst, mit der St. Donatus eine GdG bildet. „Die Gruppe dort hat nur fünf Mitglieder, sodass sieben von uns auch in Forst Dienste übernehmen“, sagt Horst Schilberz, der seit zwölf Jahren als Gruppenleiter die Fäden zusammenhält.

Sie machen Riten erlebbar

Bei der Messe zu ihrem 21-jährigen Bestehen im Februar wurden die Senioren von einigen jungen Messdienern am Altar unterstützt. (c) Seniorenmessdiener St. Donatus
Bei der Messe zu ihrem 21-jährigen Bestehen im Februar wurden die Senioren von einigen jungen Messdienern am Altar unterstützt.

Der Dienst ist allen in der Gruppe eine Herzensangelegenheit. „Das ist Dienst an Gott und den Menschen“, sagt Heinz-Josef Braun. „Das macht man von innen heraus“, ergänzt Leo Ziemons. Sie gäben einer Beerdigung Würde und einem Menschen so einen würdevollen Abschied, ohne Ansehen der Person und egal wer oder was jemand im Leben einmal gewesen ist. Für die Angehörigen sei das wichtig und sie seien immer froh und dankbar, wenn die Seniorenmessdiener dabei seien, sagt Heinz-Josef Braun.

Klaus-Maria Mommer kennt die Seniorenmessdiener aus zwei Perspektiven, als Teil der Gruppe und als Ehrenamtlicher im Begräbnisdienst. „Das hat schon was, wenn drei Messdiener im Chorgewand mit Kreuz, Weihrauch und Weihwasser bei einem Begräbnis dabei sind.“ Besonders, wenn außer ihnen und dem Pfarrer niemand sonst Sarg oder Urne auf dem letzten Weg begleiten. Das erlebten sie leider immer wieder. Stirbt einer aus ihrer eigenen Runde, dann seien sie selbstverständlich alle in Chorkleidung dabei. Über die Jahre sind sie zu einer guten Gemeinschaft zusammengewachsen, Freundschaften sind entstanden.

Für Pfarrer Matthias Goldammer, seit 2020 Pfarradministrator in der GdG Forst-Brand, sind die Seniorenmessdiener ein wertvoller Schatz. „Sie machen Riten erlebbar, das Weihwasser kann man fühlen, den Weihrauch riechen. Durch euch ist das bei jeder Beisetzung möglich“, sagt er mit Dank und großer Wertschätzung. Auch für die Liturgie in St. Donatus seien sie eine Bereicherung.

 

   
  >> Das ist ein Dienst an Gott und an den Menschen. <<

Heinz-Josef Braun

 

Neben Beisetzungen übernehmen die älteren Herren immer dann Gottesdienste, wenn die jungen Messdiener – in St. Donatus gibt es gut 150 von ihnen – nicht oder nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, zum Beispiel bei kirchlichen Hochfesten an Wochentagen, bei besonderen Andachten oder während der Ferien auch bei den Sonntagsmessen. Außerdem dienen die Seniorenmessdiener bei den besonderen Messen des „Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem“, seit die Pfarrkirche St. Donatus die Ordenskirche des Ritterordens ist.

Ist für sie auch die Hauptantriebsfeder der Ehrendienst als Messdiener, so möchten sie doch auch die schöne Gemeinschaft, die abseits des Dienstes entstanden ist, nicht missen. An Peter und Paul feiern sie gemeinsam Gottesdienst im Gedenken an ihre bereits verstorbenen Mitglieder mit anschließendem Beisammensein. Es gibt immer wieder gemeinsame Feiern und Ausflüge, bei denen dann auch oft ihre Partnerinnen mit dabei sind. So waren sie in der Vergangenheit unter anderem schon in Limburg, Köln oder Xanten, für ein Wochenende in Bamberg und 2004 gemeinsam in Rom.