Mit Gott aufwachsen

Auf Basis einer gemeinsamen Grundhaltung werden Kinder schon in der Kita an den Glauben herangeführt

Kinder sollen mit Gott groß werden und sich geliebt, geborgen und angenommen fühlen dürfen. (c) www.pixabay.com
Kinder sollen mit Gott groß werden und sich geliebt, geborgen und angenommen fühlen dürfen.
Datum:
24. Apr. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 17/2018 | Andrea Thomas
Im Kindergarten werden für ganz viele Dinge die Grundlagen gelegt. Für Einrichtungen in katholischer Trägerschaft heißt das auch: Wie führe ich Kinder an den Glauben an Gott heran?
Ulrike Riemann-Marx begleitet Kitas und gibt ihnen auch Ideen und Materialien an die Hand. (c) Andrea Thomas
Ulrike Riemann-Marx begleitet Kitas und gibt ihnen auch Ideen und Materialien an die Hand.

Dass das mehr ist, als nur das Feiern der kirchlichen Feste, und wie viel eine gute Zusammenarbeit mit der Pfarrei dazu beitragen kann, zeigt das Beispiel von St. Sebastian Würselen.

Hier macht Gemeindereferentin Ulrike Riemann-Marx seit 2012 mit den fünf pfarrlichen Einrichtungen eine engagierte Kindertagesstätten-Pastoral, die nicht nur für die Kleinen einen Mehrwert darstellt. Ausgangspunkt sei gewesen, was sie als katholische Kitas ausmache. „Wir stehen alle auf demselben Grund. Mittelpunkt ist eine gemeinsame Grundhaltung abseits der kirchlichen Feste“, erklärt Riemann-Marx. Für die Einrichtungen sei es ein „Aha-Effekt“ gewesen, dass religiöse Arbeit nicht bedeute, jeden Tag mit den Kindern eine Bibelgeschichte zu lesen.

Viel wichtiger sei es, sich an den Lebenssituationen und Bedürfnissen der Kinder zu orientieren und den Glauben in ihrem Alltag für sie spürbar zu machen. Sie sollen sich geborgen und an- und ernstgenommen fühlen mit ihren Wünschen, Fragen, Sorgen und Nöten, ihren Stärken und Schwächen. Diese Grundhaltung haben sie in einer Broschüre „Mit Gott groß werden“ zusammengefasst.

Riemann-Marx sieht sich als Partnerin, die den Teams nichts beibringen will, sondern sie dabei unterstützt und begleitet, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und umzusetzen, Gott und Glauben im Alltag lebendig werden zu lassen. „Die Erzieherinnen vor Ort sind die Fachfrauen für ihre Kinder und sehen, was für sie möglich ist und was sie umsetzen können.“ Sie brächten alle bereits viele „Schätze“ aus ihrer Ausbildung und Erfahrung mit.

Chance, auch Eltern wieder anzubinden

Sechsmal im Jahr gibt sie Einführungen ins Kirchenjahr, jeweils an einem festen Thema. Nach der Vermittlung der Grundlagen wird sich ausgetauscht, wie sich diese geprägten Zeiten und Feste in den Kindertagesstätten gestalten lassen. So hätten sie über das Thema „Marienverehrung“ gesprochen, und eine Erzieherin habe erzählt, wie froh sie sei, dass sie jetzt auf den Marienaltar im Flur verzichteten. Da habe niemand so recht etwas mit anfangen können. „Eine andere Erzieherin hat dann berichtet, wie sie das machen und wie viel Freude die Kinder haben, der Mutter Jesu als Dankeschön Blümchen mitzubringen.“ Danach hätte auch die Kollegin Lust bekommen, das noch einmal aufzugreifen. Ein anderes Beispiel: Eine Kita hatte zur Fastenzeit

40 Fußabdrücke als Zeitstrahl auf Ostern hin an eine Wand geklebt, die Sonntage und die Kar- und Ostertage jeweils besonders hervorgehoben. Damit hätten die Kinder nicht nur diese Zeit besser verstehen gelernt, sondern auch zählen, erzählt Ulrike Riemann-Marx lächelnd.

Im vergangenen Jahr sind außerdem erstmals alle Kitas zur Pfarrkirche gepilgert, wo sie mit den Eltern Gottesdienst gefeiert haben. Auch die Eltern immer wieder einzubinden, ist ein wichtiges Element. Angeboten werden dazu unter anderem zwei Wochenendveranstaltungen für die Familien auf Pfarreiebene. „Im Advent und zu Ostern haben wir an einem Samstag gemeinsam gegessen, erzählt und gebastelt und den Familien diese Feste über einfache Symbolik, die sie auch in ihren Familienalltag mitnehmen konnten, nahegebracht“, erläutert Ulrike Riemann-Marx. Viele Eltern seien dankbar für diese Begleitung, kämen selbst als Suchende und Fragende. Das sei auch eine Chance als Kirche, sie wieder anzubinden.