Mit Gott auf dem Weg

Alte Tradition, neue Ideen – wie die Gemeinschaften der Gemeinden heute Fronleichnam begehen

Fronleichnam Nachricht (c) Uschi Brodda
Fronleichnam Nachricht
Datum:
13. Juni 2017
Von:
Andrea Thomas
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholischen Kirche Fronleichnam – der Name setzt sich zusammen aus den mittelhochdeutschen Worten „Vron“ (Herr) und „Lichnam“ (lebendiger Leib) – und, dass in der Eucharistie Jesus Christus in Brot und Wein leibliche Gestalt annimmt.
Blumenteppich (c) Annamartha/pixelio.de
Blumenteppich

Höhepunkt ist traditionell die Prozession mit mehreren Stationen entlang des Weges, in der die Hostie in einer Monstranz durch die Straßen getragen wird. Soweit Ursprung und Tradition. Doch wie lässt sich das heute so mit Leben füllen, dass es Gläubige anspricht, in Pfarreien, die oft zu weitläufig sind, um in einer Prozession noch alle Gemeinden einzubinden? Neue Wege sind gefragt, sowohl inhaltlich als auch räumlich.

In der Aachener Pfarrei St. Josef und Fronleichnam hat der Festtag einen besonderen Stellenwert, schon, weil Pfarrei und Pfarrkirche ihn im Namen tragen. Seit über zehn Jahren wird Fronleichnam hier in einer etwas anderen Form gefeiert. Beginn und Ausgangspunkt für die Messe ist die Fronleichnamskirche. Von da aus zieht die Gemeinde als Prozession zum Seniorenwohnheim Haus Marien-Linde, wo die Eucharistie gefeiert wird. So haben auch die Bewohner, die das Haus nicht mehr verlassen können, die Möglichkeit, dabei zu sein. Zweite Station ist die Offene Tür (OT) Josefshaus, wo der Schlusssegen erteilt und im Anschluss gemeinsam Pfarreifest gefeiert wird. Die Fronleichnamsprozession spannt jedoch nicht nur eine Brücke zwischen den Generationen, sondern auch zwischen Hörenden und Gehörlosen. Seit etwa sechs Jahren nimmt eine Gruppe gehörloser Menschen mit Gehörlosenseelsorger, Diakon Josef Rothkopf und einem Gebärdendolmetscher teil. „Es ist interessant und schön zu sehen, wie sie sich auf ihre ganz eigene Art in den Gottesdienst einbringen“, berichtet Uschi Brodda vom Pfarreirat. Zum Beispiel, wenn sie klatschen und dazu die Arme heben und mit den Händen winken.

 

Verschiedene Elemente beziehen die Gemeinden mit ein

Auch die Prozession selbst läuft etwas anders ab. Sich mit dem Nachbarn zu unterhalten ist ausdrücklich erwünscht. Zu Beginn wird jeweils ein Thema vorgegeben, in diesem Jahr „heilige Orte“, zu dem sich unterwegs ausgetauscht werden soll und das an der ersten Station in Haus Marien-Linde aufgegriffen wird. Über alle diese Elemente entstehe eine Verbindung innerhalb der Gemeinde, sagt Uschi Brodda. Die Reaktionen der Teilnehmer, aber auch der Menschen im Stadtviertel, die die Prozession am Straßenrand verfolgten, seien durchweg positiv.

Etwas Neues versucht in diesem Jahr auch die Pfarrei St. Jakob in Aachen, die sich unter dem Thema „Wo wohnt Gott?“ und mit einem großen gleichlautenden Transparent auf den Weg macht. „Wir beginnen mit einer Eucharistiefeier in Heilig Geist. Statt einer Predigt wird es kleine Glaubenszeugnisse geben zu Stichworten wie Liebe, Brot und Wort Gottes“, erläutert Pfarrer Andreas Mauritz. Erste Station auf dem Prozessionsweg ist der Innenhof des Luisenhospitals, wo die Krankenhausseelsorge das Thema „heilende Hände“ aufgreifen wird. Von da aus geht es weiter zum Carl-Sonnenschein-Haus, der Offenen Tür St. Jakob, wo „Gemeinschaft“ im Mittelpunkt stehen soll und schließlich zum Abschluss mit Segen in die Jakobskirche. Hier wird es dann darum gehen, dass Gott in jedem von uns wohnt. Unterwegs werden die jeweiligen Themen über Symbole aufgegriffen, die außerdem über Plakate, die mitgeführt werden, sichtbar gemacht werden sollen. Unterwegs soll es Raum für Stille und eigene Gedanken, aber auch für den Austausch miteinander geben. „Gesungen wird überwiegend a-capella, mal modern mal klassisch, mal geben die Kinderchöre die Melodie vor, mal die Erwachsenen“, sagt Pfarrer Mauritz, der gespannt ist, wie diese Form angenommen wird.

Immer wieder ganz reale neue Wege gehen – ein weiterer Ansatz, den viele Gemeinschaften der Gemeinden in den beiden Aachener Regionen nutzen. So zum Beispiel in „Christus unser Friede“ Kohlscheid, St. Willibrord Merkstein oder Heilig Geist Eschweiler-Süd, wo jedes Jahr eine andere Gemeinde Gastgeberin der gemeinsamen Fronleichnamsprozession ist. Auch das bringt die Menschen aus den Gemeinden nicht nur in Bewegung, sondern auch ein Stück näher zueinander. Insbesondere, weil mit dem Schluss-Segen meist noch nicht Schluss für den Fronleichnamstag ist. Wer mag, bleibt danach noch bei Brot und Getränken, einem Picknick, zu dem jeder etwas beisteuert (so zum Beispiel im Aachener Nordwesten in den Gemeinden St. Laurentius Laurensberg, St. Martinus Richterich und St. Heinrich Horbach) oder einem Begegnungsfest zusammen. Nicht nur in St. Josef und Fronleichnam wird an Fronleichnam Pfarreifest gefeiert, sondern unter anderem auch in St. Katharina in Aachen-Forst.

Fronleichnam Quadrat (c) Uschi Brodda