Der Diözesanverband der KFD nimmt mit einer Fußgruppe am diesjährigen Rosenmontagszug teil. Als pinkfarbene Bauarbeiterinnen wollen sie für Stimmung und den ein oder anderen Denkanstoß sorgen. Im Interview erzählen die Diözesanvorsitzende der KFD, Marie-Theres Jung, und Geschäftsführerin, Eva-Maria Hertkens, worum es bei der Aktion geht.
Sie haben etwas Ähnliches schon einmal gemacht und sind 2020 als Päpstinnen verkleidet im Aachener Rosenmontagszug mitgegangen. Wie waren die Reaktionen?
Marie-Theres Jung Die Päpstinnen waren ein heller Erfolg. Alle Teilnehmerinnen waren begeistert und die Menschen am Straßenrand haben uns zugejubelt und fanden es toll, dass auch mal ein politisches Thema auf die Straße kam. In unserer Gruppe waren viele dabei, die noch nie bei einem Zug mitgegangen sind. Die Menschenmassen und die ausgelassene Stimmung, das war schon ein tolles Erlebnis.
Ihr Motto in diesem Jahr ist „Gleichstellen statt Baustellen“. Wie ist die Idee dazu entstanden und dazu, als Bauarbeiterinnen im Zug mitzugehen?
Marie-Theres Jung Die Ursprungsidee stammt vom Bundesverband. Dort gibt es eine Postkarte: „Gleichstellung – Es gibt immer was zu tun.“ Darauf wird mit einem großen Kran an einer Kirche gearbeitet – das soll darauf aufmerksam machen, dass es gerade in der Kirche noch viel zu tun gibt zum Thema „Gleichstellung“.
Wir wollten gerne noch einmal im Rosenmontagszug mitgehen, und bei der Überlegung, was wir machen, kam uns die Idee mit den Bauarbeiterinnen. Das ist für uns ein gesellschaftspolitisches wie auch ein kirchenpolitisches Thema. Bei der Baustelle Kirche, da haben viele schon die Hoffnung aufgegeben, dass die mal fertig wird. Toll ist, dass zwei Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen bei uns mitgehen. Sie fanden gut, dass wir das Thema auf die Straße bringen.
Wie viele werden Sie sein?
Marie-Theres Jung Wir haben fast 40 Anmeldungen – darunter auch ein paar Männer. Wenn wir noch die Wagen-Engel und den Fahrer dazurechnen, sind wir sogar über 40 Leute. Eine bunt gemischte Gruppe. Wir haben auch fünf Frauen aus dem KFD-Diözesanverband Münster mit dabei.
Eva-Maria Hertkens Bei uns gehen Frauen aus den verschiedenen Bistumsregionen mit, nicht nur aus Aachen-Stadt und Aachen-Land. Da ist auch Mönchengladbach mit dabei, Heinsberg und Düren.
Wie habe ich mir Ihr Kostüm vorzustellen?
Marie-Theres Jung Ein purpurfarbener Bauhelm – mit Gendersternchen natürlich. Purpurfarbene Warnwesten und Halstücher, und dann kann das immer noch individuell aufgepeppt werden, mit einem Karohemd oder einem Ringelshirt. Dazu schwere Schuhe oder Bauarbeiterhandschuhe.
Gibt es neben „Kamelle“ und Infomaterial zum Verteilen auch Schilder oder ähnliches, um auf das Thema aufmerksam zu machen?
Marie-Theres Jung Wir haben die Frauen aufgerufen, ihre Slogans noch einmal auf ein Schild zu bringen, das sie mitführen.
Eva-Maria Hertkens Da waren schon sehr schöne Ideen dabei: „Ohne Frau nur Pfusch am Gesellschaftsbau“ oder „Mit Frauen Zukunft bauen“, und das Motto „Gleichstellen statt Baustellen“ kommt ganz groß auf das Plakat mit dem Motiv des Bundesverbandes. Wir haben auch einen Bagagewagen dabei. Der wird ebenfalls dekoriert, damit die Botschaft gut zu sehen ist. Außerdem nutzen wir die Möglichkeit, über den Zugkommentar unsere Botschaft zu veröffentlichen. Das kann man online einsehen und bei der Vorstellung der Gruppen vor Ort hören.
Warum gerade der Aachener Rosenmontagszug als Plattform?
Marie-Theres Jung Eigentlich ist Karneval ja auch politisch, aber im Aachener Rosenmontagszug gibt es wenige politische Wagen oder Gruppen. Das war beim ersten Mal ganz spannend: Als wir den Verantwortlichen mitgeteilt haben, dass wir als Päpstinnen mitgehen wollen, haben sie erst einmal beraten, ob das überhaupt geht. Sie wollten auch unser Kostüm sehen, da sie Sorge hatten, dass wir den Papst verhöhnen. Jetzt als Bauarbeiterinnen gab es keine Rückfragen.
Kann man auf dem Weg auch noch mal andere Menschen erreichen?
Eva-Maria Hertkens Die KFD äußert sich auch bei anderen Anlässen zu diesem Thema. Es wird beispielsweise in diesem Jahr auch eine Gleichstellungswoche rund um den Equal Care Day/Equal Pay Day geben. Aber damit erreicht man vor allem diejenigen, die bereits auf das Thema aufmerksam geworden sind. Der Rosenmontagszug bietet dagegen die Möglichkeit, noch einmal andere Zielgruppen zum Nachdenken anzuregen und klarzumachen, wofür wir uns einsetzen und warum Gleichstellung ein wichtiges Thema ist. Das mag nur eine Momentaufnahme sein in so einem langen Rosenmontagszug, aber sie kann dafür sorgen, dass die Frauen – und auch die Männer – darüber nachdenken und hinterher solche Impulse stärker wahrnehmen.
Das Gespräch führte Andrea Thomas