Mit Abstand nah bleiben

Die Servicestelle Familiengesundheit „Moliri“ und die Kurberatung unterstützen Familien in der Krise

Lockdown, Schulen, Kindertagesstätten und Freizeitangebote zu, Arbeiten im Home-Office, Lernen im Home-Schooling, für Familien eine Herausforderung. (c) Charles Deluvio/unsplash.com
Lockdown, Schulen, Kindertagesstätten und Freizeitangebote zu, Arbeiten im Home-Office, Lernen im Home-Schooling, für Familien eine Herausforderung.
Datum:
21. Juli 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 29/2021 | Andrea Thomas

Viele Familien sind am Limit. Fast anderthalb Jahre Pandemie haben sie bis aufs Äußerste gefordert. Besonders schwierig ist die Situation für Alleinerziehende und Familien, die auch vor Corona schon belastet waren. In Herzogenrath haben mit „Moliri“ und der Kurberatung seit vergangenem Herbst zwei Angebote des Regionalcaritasverbands ihren Standort, die das hautnah mitbekommen. 

In der ersten Zeit sei es besonders schwierig gewesen. „Familien haben sich da sehr zurückgehalten. Die Sprechstunde, die wir vormittags angeboten haben, ist nur wenig genutzt worden“, berichtet Monika Jentzen-Stellmach, die seit der Gründung 2007 für „Moliri“ zuständig ist. Also seien sie und ihre Kollegin Esther Tewes selbst aktiv geworden und hätten die Familien, zu denen sie unter anderem über das regelmäßige Müttercafé Kontakt hatten, einmal in der Woche angerufen. „Das Wichtigste war zuzuhören, zu fragen, wie es ihnen ging.“

Ungleich schwerer sei es gewesen, neue Kontakte zu Familien herzustellen, die in der Pandemie Unterstützung brauchten. Sobald die Spielplätze in Herzogenrath wieder offen waren, haben sie die daher, bepackt mit Obsttaschen und ihren Visitenkarten, abgeklappert. „Das war eine tolle Möglichkeit, mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen, sich mit bekannten dort zu verabreden und Familien gleichzeitig zu ermutigen, rauszugehen“, erzählt Monika Jentzen-Stellmach. Das ist so gut angekommen, dass sie dieses Angebot unter der Überschrift „Moliri on tour“ fortführen und ausbauen wollen. 
Auch ein weiteres Angebot, das in der Coronazeit entstanden ist, soll darüberhinaus Bestand haben. Als Treffen in ihrem Büro nicht möglich waren, verabredete Monika Jentzen-Stellmach sich mit Eltern zu Beratungsspaziergängen. Ein Rahmen, in dem man, wie sie festgestellt hat, noch einmal ganz anders ins Gespräch komme. „Warum ich da nicht schon eher drauf gekommen bin“, sagt sie und lächelt. Bei allen Schwierigkeiten, habe die Pandemie auch neue Kreativität freigesetzt und Dinge ins Rollen gebracht. So hätten sie ihre ehrenamtlichen Familienpaten, von denen viele zu einer Risikogruppe gehörten, ermutigt, digitale Möglichkeiten zu nutzen und dies auch als Chance zu sehen, Kontakte zu halten.

Wie wichtig es ist, Familien aufzufangen, erlebt Monika Jentzen-Stellmach vor allem in der Kurberatung, für die sie ebenfalls als Hauptamtliche verantwortlich ist. „Familien sind erschöpft, eine Mutter-Kind-Kur wäre optimal, aber die Kurheime arbeiten nach der Schließung noch nur mit halber Belegung und entsprechenden Hygienekonzepten.“ Es herrscht Kur-Stau. Trotzdem ermuntert sie Eltern, sich zu melden und einen Antrag zu stellen. Sei erst einmal die Kostenzusage da, ergebe sich oft doch etwas. Bis dahin versucht sie mit ihnen zu schauen, was möglich ist, um gut über die Zeit zu kommen. Auch hier heißt es: „Zuhören, ermutigen, auf die Haben-Seite gucken“.

Um das Angebot bekannter zu machen – die ehrenamtlichen Kurlotsinnen können derzeit keine Beratung in den Familienzentren anbieten – hat sie es mit einem digitalen Elternabend per Videokonferenz versucht. „Geplant habe ich mit zwölf Teilnehmenden, am Ende hatte ich 46 Anmeldungen und habe drei Abende angeboten.“ Auch das zeige, wie groß der Bedarf und wie kurbedürftig viele Familien im Moment seien. Gerade Alleinerziehende seien mit all den Belastungen durch die Pandemie an ihre Grenzen gekommen. Wichtig sei es, dass es in all dem Alltagsstress immer auch mal schöne  und entspannte Momente gebe.

Einen davon haben Monika Jentzen-Stellmach und Esther Tewes gemeinsam mit dem benachbarten Familienzentrum Herz Jesu, der Herzogenrather Kindermahlzeit und dem Osterhasen geschaffen, indem sie Familien zum Osternester-Basteln aufgerufen hatten, die sie dann an der „Osterhasenstation“ vor der Beratungsstelle in Herzogenrath füllen lassen konnten. Das geschützte Außengelände sei gerade in der aktuellen Situation ein großer Pluspunkt der neuen Räume am Herz-Jesu-Weg, in die „Moliri“ und die Kurberatung im vergangenen Oktober eingezogen sind. Dadurch eröffneten sich nochmal Möglichkeiten, belastete Familien zu unterstützen und zu begleiten, was derzeit noch nötiger sei als sonst.

Bunte Tüten helfen, den Kontakt zu halten

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