„Wir kommen aus dem Morgenland…“, so tönt es um den 6. Januar herum vor vielen Haustüren. Doch nicht überall, denn nicht in allen Pfarreien finden sich noch genügend kleine Sternsinger und vor allem erwachsene Begleitung. In St. Sebastian Würselen soll eine besondere Schulpartnerschaft das Problem lösen helfen.
Susanne Drews ist Leiterin der katholischen Grundschule Sebastianusschule in Würselen-Mitte, Kathrin Kersting Leiterin des beruflichen Gymnasiums für Ingenieurwissenschaft an der Mies-van-der-Rohe-Schule, Berufskolleg für Technik in Aachen. Beide engagieren sich in der Pfarrei und sind der Aktion „Dreikönigssingen“ des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ verbunden. „Die Kinder haben nach wie vor Spaß an der Aktion, aber es wird immer schwieriger, Eltern zu finden, die die Gruppen begleiten“, berichtet Susanne Drews. Das weiß auch Kathrin Kersting, die als engagierte Mutter selbst mitgegangen ist. So sei die Idee entstanden, ihre Kräfte zu bündeln. Susanne Drews hat bei ihren Grundschulkindern geworben, als Könige und Königinnen mitzumachen, und Kathrin Kersting hat unter den jungen Erwachsenen ihrer Oberstufe gefragt, wer sich vorstellen könne, die Kinder zu begleiten. Auch bei den Verantwortlichen in St. Sebastian kam die Idee gut an. Der Grundstein für eine Kooperation war gelegt.
Ihre Oberstufenschüler und -schülerinnen (17 in der Q2 und 30 in der EF) seien nicht alle unbedingt religiös, „aber mit den abendländischen Werten, die die
Aktion unterstützt, und den Zielen des Kindermissionswerks konnten sie sich identifizieren“, berichtet Kathrin Kersting. Einige seien auch selbst als Kind Sternsinger gewesen. So erklärten sich alle gern bereit, mitzumachen und am 7. und
8. Januar eine Gruppe auf ihrem Weg von Haus zu Haus zu begleiten oder im Pfarrzentrum mitzuhelfen, von wo aus die Gruppen starten und zum Abschluss gemeinsam essen.
Kersting findet es klasse, dass ihre „Großen“ bereit sind, die „Kleinen“ zu unterstützen.
„Es ist schon gut, wenn zum Teil gut behütete Kinder in Häuser kommen, wo das Treppenhaus eher schäbig ist und ihnen jemand in ,Feinripp‘ die Tür aufmacht, wenn dann ältere dabei sind“, sagt sie. Die brächten mit ihren 16 bis 22 Jahren doch schon etwas an Lebenserfahrung mit, gäben den Kleinen die nötige Sicherheit und könnten auch einordnen, dass es zum Beispiel genauso wertvoll ist, wenn eine alte Dame ihnen zwei Euro in Centstücken in die Büchse tue, wie wenn jemand einen Schein hineinsteckt.
Um zu schauen, ob ihre Idee auch bei den Hauptpersonen Anklang findet, haben sich jeweils vier Schülerinnen und Schüler beider Schulen zu einer Videokonferenz getroffen und sich ausgetauscht. Das Ergebnis: Passt für uns! Damit sind die Sebastianuskinder in ihr Schulparlament gegangen und haben die Aktion dort vorgestellt und zur Abstimmung gestellt. Auch hier gab es ein „Daumen hoch“. In einem Informationsbrief holte Susanne Drews die Eltern mit ins Boot und gewann so bis Anfang Dezember gut 50 Sternsingerkinder aus allen Klassen vom ersten bis vierten Schuljahr.
Die trafen sich kurz nach Nikolaus zum Vorbereitungs-Workshop, an dem auch Ehrenamtliche aus der Pfarrei sowie Kathrin Kersting mit einigen ihrer Schüler und Schülerinnen teilnahmen. Auf dem Programm stand, sich erst einmal schlau zu machen: Was sind überhaupt Sternsinger? Was genau machen sie? Was muss ich wissen/können, um selbst mitzumachen? Dazu gab es einen Film des Kindermissionswerks, von Kindern für Kinder gemacht. Darin wird unter anderem auch erklärt, warum die Sternsinger rund um den Dreikönigstag durch die Straßen ziehen, dass es diese Tradition, verkleidet als Heilige Drei Könige für Menschen/Kinder in Not Spenden zu sammeln, schon sehr lange gibt (seit dem Mittelalter, das Kindermissionswerk hat sie 1959 wieder aufgegriffen) und was es mit den Buchstaben, Zahlen und Zeichen auf sich hat, die die Sternsinger über die Türen schreiben oder kleben.
Weil ein Film manchmal besser erzählt (und zeigt), worum es geht, gab es gleich noch einen zum Partnerland der diesjährigen Aktion: Amazonien. Darin haben die Würselener Kinder kennengelernt, wie Gleichaltrige dort leben, wie schön das Amazonasgebiet ist, aber auch, wie gefährdet und warum die Sternsingeraktion 2024 auch ein Beitrag zum Klimaschutz ist.
Dazwischen haben sie schon mal die Lieder geübt, damit das vor den Haustüren auch schön klingt. Krönung des Workshops war das Kronenbasteln (ausschneiden und mit ganz viel Glitzer dekorieren). Daran hatten die Mädchen und auch die Jungen großen Spaß, und auch die Vorfreude auf die Sternsingeraktion selbst ist groß. „Das klingt lustig“, erklären Maja und Leo (beide acht Jahre), warum sie sich gemeldet haben. Wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler möchten sie gerne anderen helfen, aber dass sie dafür einen Vormittag schulfrei haben und nach dem Vorbereitungsworkshop keine Hausaufgaben machen mussten, sei schon auch nicht schlecht. Nives (neun Jahre) findet es schön, „etwas gemeinsam zu machen“ und zu Leuten zu gehen, um Spenden zu sammeln. „Menschen, die nicht viel haben, tun mir leid“, sagt sie. Das sieht auch Luna (acht Jahre) so: „Ich mag nicht, dass Menschen arm sind. Da will ich gerne helfen.“
Auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind kreativ für die Aktion geworden. Sie haben in ihren Werkstunden acht neue Sterne aus Metall für die Sternträger angefertigt und ganz individuell gestaltet. Im kommenden Schuljahr sollen weitere folgen, um nach und nach für alle Gruppen neue Sterne zu haben. Das hat ihrer Schule sogar einen weiteren Auftrag eingebracht. „Wir haben vor den Herbstferien im Internet darüber berichtet und bekamen daraufhin eine Anfrage vom Kindermissionswerk (,Oh, cool, ihr könnt Sterne?‘), ob wir ihnen Holzsterne fürs Adventssingen auf dem Tivoli machen könnten“, erzählt Kathrin Kersting. Was ihre Ausbildungsvorbereitung gerne übernommen habe.
Unterwegs sein werden die Gruppen am Sonntag, 7. Januar, und Montag,
8. Januar, jeweils von 9 Uhr bis um Mittag. Das reiche für die Kinder, sagt Susannne Drews. Auch wenn sie dann nicht überall vorbeischauen könnten. Gesetzt sind bereits die Altenheime in Würselen und das Krankenhaus, die sie eingeladen haben, dazu kommen dann noch Privathaushalte. Beide Schulleiterinnen sind überzeugt, dass das zwei gute Vormittage werden, die sowohl den Kleinen als auch den Großen wertvolle Erfahrungen mitgeben. Die Chemie zwischen den kleinen Sternsingern und ihren jungen Begleitern war schon mal gut. Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt und es ordentlich in den Büchsen der Kinder klingelt: Perfekt!
Den Sternsinger-Segen kennen die meisten, bei denen die kleinen Könige und Königinnen klingeln. Viele wissen auch, dass C, M und B nicht etwa für „Caspar, Melchior und Balthasar“ stehen sondern für „Christus Mansionem Benedicat“ („Christus segne dieses Haus). Doch wie setzt sich der Segen genau zusammen und welche Bedeutung haben die einzelnen Zahlen, Buchstaben und Zeichen?
Bei ihren Hausbesuchen schreiben die Sternsinger den Segen mit gesegneter Kreide über die Türen oder lassen einen Aufkleber mit dem Segen für das Jahr da: „20 * C + M + B + 24“. Das aktuelle Jahr, in diesem Beispiel 2024, steht getrennt am Anfang und am Ende. Der Stern steht für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Zugleich ist er Zeichen für Christus. Die Buchstaben C, M und B stehen – wie schon erwähnt – für die lateinischen Worte „Christus Mansionem Benedicat“. Die drei Kreuze bezeichnen den Segen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.