Zum ersten Mal werden im Bistum Aachen die Räte der 44 Pastoralen Räume gewählt. Damit werden die Strukturen der Gemeinschaften der Gemeinden (GdG), der GdG-, Pfarrei- und Gemeinderäte abgelöst.
Der Rat des Pastoralen Raumes ist fortan das entscheidende Gremium für alle pastoralen Belange im Pastoralen Raum. Zeitgleich finden am 8. und 9. November im Bistum die Kirchenvorstandswahlen statt. Doch wer übernimmt in einer Phase des Wandels und der Veränderung Verantwortung? Was treibt Menschen an, sich zu engagieren? Nicht nur in den Leitungsgremien, sondern auch in anderen kirchlichen Vereinigungen, karitativen Vereinen, Gruppierungen und Verbänden? Eine Umfrage der Kirchenzeitung zeigt, wie unterschiedlich Engagement sein kann.
Für mich zeigt sich christlicher Glaube vor allem im Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Menschenwürde und Bewahrung der Schöpfung, daher mein Engagement im Katholikenrat. Seine Aufgabe ist es, die Entwicklungen in Gesellschaft, Staat und Kirche zu beobachten und daraus resultierende Anliegen öffentlich zu vertreten. Unsere Aktivitäten und Aktionen werden leider nicht von allen kirchlichen Amtsträgern oder Gemeindemitgliedern geschätzt oder auch nur wahrgenommen. Die Reformen im Bistum binden viel Energie, und so geht es noch viel zu viel um Strukturen statt um Inhalte, meine ich.
Irene Mörsch, Vorsitzende des Katholikenrats für die Region Düren
Große Hoffnung für die Zukunft hat mir das Suchen und Finden des Namens für die neue fusionierte Pfarrei geschenkt. Nach einem öffentlichen Beteiligungsprozess schlägt der Rat des Pastoralen Raums Bischof Dr. Helmut Dieser mit großer Mehrheit den Namen „Hl. Maria Magdalena“ vor. Sie ist durch ihr Leben und Handeln als Jüngerin Jesu und Erstverkünderin der Auferstehungsbotschaft bedeutsam. Ihr Leben und Handeln steht bis heute für Glaube, Hoffnung und Liebe und soll die Menschen in der neuen Pfarrei bewegen und ihnen zum Vorbild werden für die liebende Zuwendung zum Nächsten und die lebendige Verkündigung der Frohen Botschaft.
Barbara Biel, Pastoralreferentin und Promotorin
Als junge Frau und Mutter ist es mir wichtig, christliche Werte aktiv zu leben und weiterzugeben. Im Rat des Pastoralen Raumes, bei St. Martin, Nikolaus oder den Sternsingern gestalte ich Kirche mit: immer mit einem offenen und familiennahen Blick, der die Vielfalt schätzt. Besonders Kinder öffnen sich immer dann, wenn Themen sie wirklich berühren. Nur dann wird Glaube lebendig. In einer für uns alle herausfordernden Zeit wünsche ich mir, dass uns allen der Glaube Halt, Zuversicht und Hoffnung schenkt. Mir ist wichtig, dass wir schauen, was Menschen verbindet und nicht, was sie trennt. Kirche soll ein Ort der Begegnung und des Miteinanders sein.
Julia Pohl, Pastoraler Raum Blankenheim Dahlem
Von Anfang an habe ich das Engagement von meinen Eltern mitbekommen und bin nach der Erstkommunion Messdienerin geworden. Das hat mir Spaß gemacht und ich bin am Ball geblieben. Mir ist bewusst geworden, dass es mir Freude macht, dies Anderen auch näher zu bringen. Seit einigen Jahren bin ich im Ortsausschuss tätig und mein Fokus liegt auf der Jugendarbeit. Jugendliche freuen sich über besondere Gottesdienste. Wenn wir 30 Jahre weiterdenken, sehen wir, wie wichtig es ist, sie mit einzubeziehen.
Anne Brockers, Wegberg
Ich engagiere mich im Rat des Pastoralen Raums Aldenhoven/Jülich, weil mir die Menschen in der Region am Herzen liegen. Die Veränderungen, die jetzt auf uns zukommen, möchte ich gerne mitgestalten. Dies habe ich auch bei der Gründung der Pfarrei Heilig Geist bereits getan. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und hoffe, dass wir als Pastoraler Raum gewinnbringend zusammenwachsen. Ich möchte diesen Raum mittragen und mit Leben füllen. Mein Ziel ist es, über Gemeindegrenzen hinweg zu arbeiten und für die Menschen da zu sein. Dazu möchte ich eine lohnende Vernetzung unter den einzelnen Orten von Kirche herbeiführen und das Wir-Gefühl stärken.
Markus Holländer, Jülich-Kirchberg
„Schaut man sich Lebenswege in der Retrospektive an, wird man sich häufig erst der Überraschungen bewusst, die sie in sich bargen. Was den meinen betrifft, war eine dieser Unwägbarkeiten, dass es mir der Fall des Eisernen Vorhangs durch zahlreiche Kontakte in die Nachfolgestaaten ermöglichte, quasi „im Rückspiegel“ zu betrachten, wie zuvor der christliche Glaube brutal bekämpft, unterschwellig schikaniert oder auch ‚nur‘ ins Verborgene zurückgedrängt wurde. Die ersten beiden Strategien sind gewiss schärfer in ihrer Herangehensweise, gleichzeitig aber auch vom gesunden Menschenverstand recht gut erkennbar. Bei der dritten Verfahrensweise war es für die Menschen hingegen gar nicht so leicht zu realisieren, dass ihr Glaube in der langen Frist leiden wird, wenn sie die Türen schließen und die Vorhänge hinter sich zuziehen. Der Glaube lebt aber von Gemeinschaft, Gespräch und persönlichem Einsatz. Deshalb engagiere ich mich in der katholischen Kirche.“
Dr. Dirk Kaiser, Mitglied im GdG-Rat von St. Christophorus, Krefeld
Mich motivieren die vielen Menschen, die hier an einem Strang ziehen, um einen großen Schritt Richtung Zukunft zu gehen. Wir sind dabei, offen und ehrlich unsere Struktur und die Dinge, die laufen oder eben nicht mehr funktionieren, anzuschauen und daraus Möglichkeiten für die Zukunft abzuleiten. Nicht nur strukturell, sondern auch pastoral.
Pfarrer David Grüntjens
„Ich bin in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen und habe in meiner Jugend Spiritualität und gelebtes Miteinander kennengelernt, so dass der christliche Glaube ein Teil meiner Identität geworden ist und die Kirche eine Heimat für mich. Die wachsende öffentliche Kritik an kirchlichen Strukturen, am Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern sowie an der fehlenden Gleichberechtigung von Frauen kann ich sehr gut nachvollziehen. Für mich kommt es aber nicht in Frage, aus der Kirche auszutreten, sondern ich versuche an Veränderungen selbst mitzuwirken. Ich erlebe, dass im Rat unseres Pastoralen Raums die Stimmen von uns Ehrenamtler/innen gehört werden und wir auf Augenhöhe mit den hauptamtlich Tätigen diskutieren, wie wir das kirchliche Leben vor Ort gestalten wollen, damit die Kirche wieder ein positiveres Image erhält und wir den Menschen heute weiterhin eine ,froh machende Botschaft‘ vermitteln.“
Ursula Seeger, Hellenthal-Schleiden
Ich bin seit 2013 Vorsitzende des Sozialwerks Eifeler Christen und übernehme unter anderem die Verantwortung und Betreuung der Mitarbeiter. Der Secondhand-Laden bietet Menschen mit niedrigem Einkommen Möglichkeiten günstig einzukaufen. Ich engagiere mich, weil ich glaube, dass das Sozialwerk mit der christlichen Prägung unseren Mitarbeitern und Kunden in vielerlei Hinsicht hilft und notwendig ist. Samstags arbeite ich ehrenamtlich im Laden, dabei lerne ich Probleme von Mitarbeitern und Kunden in der Praxis kennen und erfahre, wie wichtig unser Sozialwerk in unserer Region ist.
Waltraud Haake, Sozialwerk Eifeler Christen
In diesen Zeiten ist es mir ein Anliegen, schöne Dinge zu bewahren und möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Die Matineen zur Marktzeit, Konzerte und Orgelfahrten mit unterschiedlichen musikalischen Darbietungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die positive Resonanz in Jülich, die Zusammenarbeit im Vorstand sowie – dank Spenden – das Erreichen erster Ziele wie die Komplettierung der Vleugels-Orgel in der Propstei-Kirche bestätigen mich in meiner Arbeit. Ich würde mich über mehr Mitglieder im Förderverein freuen.
Birgitt Bertrams, Verein zur Förderung der Kirchenmusik in der Pfarrei Heilig Geist Jülich
Vom Messdiener und Lektor über Gottesdienste für junge Menschen, Taufbegleitung, Wortgottesdienstleitung bis zu neuen Angeboten für Familien: Alles habe ich mit großer Freude gemacht. Seit mehr als drei Jahrzehnten arbeite ich in Räten an den Rahmenbedingungen mit, damit die vielen Aktivitäten vor Ort ermöglicht werden. Dabei hatte ich das Glück, die meiste Zeit spannende und innovative Formen von „Laien in Leitung“ mit entwickeln und gestalten zu können. Kirche lässt sich verändern. Das macht mir Mut, nun auch mitzuhelfen, den großen Pastoralen Raum „Maria und Marta von Betanien“ mit Leben zu füllen.
Wolfgang Habrich, Mitglied im Rat des Pastoralen Raums MG-Süd
Die Kirche ist für mich eine verstaubte Institution. Ich engagiere mich für Menschen und nicht für eine Institution. Ich versuche mich dabei auf die Grundgedanken zu besinnen, die ich für wichtig halte: Gemeinschaft, Akzeptanz und Liebe. Das spiegelt die Institution Kirche für mich nicht wider, im Gegenteil. Ich möchte aber im Kleinen dazu beitragen, diese Werte zu transportieren. Auf der Ebene unserer Gemeinde und der GdG funktioniert das schon sehr gut. Ich stelle eine große Bereitschaft vieler Menschen fest, wenn man offen auf sie zugeht. Nach Maria Montessori braucht es eine „sensible Phase“, damit ein Mensch etwas lernen und sich verändern kann. Vielleicht ist die Kirche jetzt in so einer Phase. Wenn diese gut genutzt wird, kann Großes entstehen. Hope so!
Nicole Suchodoll, Pastoraler Raum Kornelimünster/Roetgen