Nach drei Jahren tagte die jährliche Bundesversammlung des Bundes katholischer Unternehmer (BKU) wieder in Aachen. Im Gespräch mit der Kirchenzeitung erläutern Andree Brüning und Volker Lauven von der Aachener Diözesangruppe des BKU die Motive, sich als Unternehmer für Nachhaltigkeit und Teilhabe der Menschen stark zu machen.
„Orientierung in turbulenten Zeiten“ lautete das Motto der Tagung, zu der 180 Mitglieder des BKU jetzt nach Aachen kamen und über aktuelle Themen wie Fachkräftemangel, Inflation, Künstliche Intelligenz und Energiewende diskutierten.
„Wir wollen in diesen Zeiten rasanter Veränderungen als Stimme werteorientierter Unternehmen zu klarer Orientierung verhelfen“, erläuterte der nach sechs Jahren aus dem Amt geschiedene BKU-Vorsitzende Prof. Ulrich Hemel bei dem Treffen. Denn auch mehr als 70 Jahre nach Gründung des BKU sei die katholische Soziallehre wesentlicher Wegweiser für seine Mitglieder.
„Ohne Ethik wäre Unternehmertum viel einfacher. Aber wir wollen Leuchttürme sein, nicht nur Profit machen“, erläutert Volker Lauven im Gespräch mit der KirchenZeitung. „Der christliche Glaube ist dabei unser Anker.“ Und darin finde sich der Auftrag zu Nachhaltigkeit (Stichwort: Bewahrung der Schöpfung) und Teilhabe (Stichwort: Nächstenliebe). „Das ist nicht nur eine politische Frage, sondern vor allem eine christlich geprägter Werte“, sagt Andree Brüning, der seit Langem die Diözesangruppe Aachen als Sprecher vertritt und jetzt zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt wurde.
Lauven und Brüning glauben nicht an wirtschaftliches Wachstum als Grundlage und Gradmesser für wirtschaftlichen Erfolg. „Das als Unternehmer zu sagen, ist fast gefährlich“, meint Lauven und lächelt doch dabei. Brüning ergänzt: „Im Universum ist alles vorhanden, nichts kommt dazu, nichts geht weg. Es kommt auf die Verteilung an.“
Nur die Taschen des Unternehmers oder der Unternehmerin voller zu machen, könne nach Verständnis des BKU nicht das Ziel sein. „Erst wenn der Mensch im Unternehmen wirkt, kann das Unternehmen erfolgreich sein. Und das funktioniert nur, wenn der Mensch, also der Mitarbeiter mit seinen Talenten und Charismen in den Fokus genommen wird“, erklärte Brüning.
Mitglied im BKU sind Unternehmer und Unternehmerinnen, aber auch Menschen in Führungspositionen. Eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ist nicht zwingend erforderlich, ein christliches Weltbild und eine Verbundenheit mit der katholischen Kirche und ihrer Soziallehre schon. Brüning und Lauven nehmen diesen Auftrag für sich ernst. „Wir tragen unser Katholischsein nach außen. Das tut dem Glauben gut“, ist Lauven überzeugt. Beide schätzen die spirituellen Angebote der DG Aachen, „um theologische Aspekte aktueller Themen zu ergründen“. Der Missbrauchsskandal und in dessen Konsequenz Kirchenaustrittswellen könnten daran nichts ändern. „Es wäre einfach zu sagen: Ich entferne mich. Aber wir reagieren lieber darauf, indem wir uns engagieren.“ Beide sind überzeugt: Die Kirche wird Wege finden, entstandenes Leid zu heilen und neues Leid zu verhindern. „Es geht um Erkennen und Bekennen."
Der BKU-Bundesverband forderte im vergangenen Jahr eine strukturelle und spirituelle Erneuerung der Kirche, zudem mehr Glaubensfreude statt Ängstlichkeit besonders in den Gemeinden und eine bessere Kommunikation über das Positive, das die Kirche leiste. Nach Meinung Brünings kann sich die Kirche dafür einiges bei katholischen Unternehmern ab-schauen. „Angst treibt uns ins Scheitern. Den Krisen furchtlos ins Gesicht blicken, den Mund aufmachen und Probleme benennen bringt Erfolg“, ist er überzeugt und sieht sich im Umgang mit multiplen Krisen, die längst nicht nur in der katholischen Kirche in Deutschland zu finden sind, durch Jesu Leben bestätigt: „Aus der vollständigen Katastrophe erwächst der Ostermoment.“ Lauven und Brüning vertrauen darauf, dass der Tod Jesu nicht das Ende allen Lebens, sondern der Anfang neuen Lebens ist. „Wir können Schwierigkeiten und Krisen annehmen aus dem Verständnis des Jesuworts ‚Kann der Kelch nicht an mir vorübergehen?‘“, erklärt Lauven.
Der neue Bundesvorsitzende Martin Nebeling schrieb bei der Bundesversammlung in Aachen dem Thema der Werte und Normen in der Gesellschaft für die Krisenbewältigung eine zentrale Rolle zu. „Wir müssen lernen, für unsere Orientierung zu kämpfen und Werte und Normen offen und klar auszusprechen. Das fängt in allen Unternehmen an.“
Das Bekenntnis zur demokratisch und rechtsstaatlich verfassten Sozialen Marktwirtschaft ist für den BKU dabei weiter wesentlich. Es sei die beste Gesellschaftsordnung, um ein christliches Menschenbild und die Prinzipien der christlichen Gesellschaftslehre auch unter den aktuellen Bedingungen der Globalisierung und des schnellen technologischen Fortschritts adäquat zur Geltung zu bringen.
Andree Brüning ist Theologe und Kaufmann und betreibt eine Coaching-Agentur in Aachen. Er ist seit 2005 Mitglied des BKU. Zusammen mit Joschko Rehder vertritt er die Diözesangruppe Aachen. Sein Lebensmotto: „Du bist ein geliebtes Kind Gottes, nichts wird fehlen.“ Die wertebasierte Ausrichtung, das Netzwerk sowie der Austausch und Fokus auf ethischem Handeln und nachhaltige Geschäftspraktiken haben ihn vom BKU überzeugt. Von der Delegiertenversammlung wurde er neben Daniel Trutwin aus Wernigerode zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt.
Volker Lauven ist Hutmacher und Betriebswirt in Aachen. Seit 2021 ist er Mitglied im BKU und engagiert sich aktiv in der Diözesangruppe Aachen. Sein Lebensmotto: „Neue Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“ Die christlichen Prinzipien und ethischen Grundsätze des BKU haben ihn von der Mitgliedschaft überzeugt, weil er so eine Verbindung zwischen Glaube und Beruf herstellen kann.
Der BKU wurde am 27. März 1949 in Königswinter gegründet. Mit dem BKU sollten die gesellschaftspolitischen und sozialethischen Anliegen der Unternehmerschaft ins öffentliche Bewusstsein gelangen. Bekannte Mitglieder sind Claus Hipp, Christiane Underberg und Hermann Herder. Der damalige Kölner Kardinal Joseph Frings war wesentlicher Initiator der Gründung des BKU.
Die BKU-Bundesversammlung in Aachen stand unter dem Motto „Orientierung in turbulenten Zeiten“. Zu „Krisen in Wirtschaft und Politik“ referierten unter anderem Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Ex-Ministerpräsident Armin Laschet und Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union.
Unter dem Jahresmotto „Orientierung in turbulenten Zeiten“ trafen sich die Mitglieder und Gäste des BKU in diesem Jahr in Aachen. Im Vorfeld der Bundestagung fand die Delegiertenversammlung statt. In diesem Jahr lag der besondere Augenmerk auf der Wahl des neuen Vorstands. Professor Ulrich Hemel, seit sechs Jahren an der Spitze des BKU, stand für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. So wählten die Delegierten den Düsseldorfer Rechtsanwalt Martin Nebeling zum neuen Vorsitzenden.
Die Versammlung dankte Ulrich Hemel und wählte ihn zum Ehrenvorsitzenden des BKU.
Im Amt des Stellvertretenden Vorsitzenden wurde Daniel Trutwin aus Wernigerode bestätigt. Der Aachener Andree Brüning ist der weitere Stellvertreter. Die Finanzen des Unternehmerverbandes bleiben bei dem Kölner Michael Gude in bewährt guten Händen. Als Beisitzer komplettieren Damian Klimke (Düsseldorf), Maximilian Mertens (München), Susanne Möhring (Passau), Rüdiger von Stengel (Bonn) und Kai Witzel (Fulda) den Vorstand. Professor Timo Meynhardt aus Leipzig ist der neue Wissenschaftliche Berater des BKU, Christian Stenz aus Berlin fungiert künftig als Geistlicher Berater.