Menschen-Freund

Dürens Bürgermeister Paul Larue im KiZ-Porträt

(c) Thomas Hohenschue
Datum:
1. Sept. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 36/2020 | Thomas Hohenschue

17 Jahre stand er im Dienst des Bistums Aachen, dann 21 Jahre im Dienst der Dürener Bürgerinnen und Bürger: Paul Larue gehört zu den katholischen Christen auf dem Gebiet der Diözese, die sich als Bürgermeister engagieren. Nun stehen Kommunalwahlen an und der freundliche Mann hört nach vier Amtsperioden auf. Zeit, eine Bilanz zu ziehen und sich zu vergewissern, welche Werte beim Engagement Pate standen.

Seine christlichen Wurzeln hat Paul Larue nicht vergessen. Vor rund 50 Jahren markierte die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit den Startpunkt seines Einsatzes für Andere. In Niederau/Krauthausen stand ein Pastorat leer, mit einigen Mitstreitern baute er es zu einem Haus der Begegnung um, das sich rasch mit Leben füllte. Aus dieser Zeit stammen lebenslange Beziehungen, die Paul Larue bis heute pflegt. Auch mehrere Ehen sind aus dem „Team 73“ hervorgegangen – unter anderem seine eigene. Aus dieser Verbindung stammen drei Kinder und inzwischen bereits vier Enkelkinder. 

Das ist eine Episode, die so bezeichnend ist für Paul Larue: Er packt Dinge gemeinsam mit Anderen an, berät sich und bezieht Ideen und Anliegen der Beteiligten ein. Leitung hat er schon immer gemocht, aber nur mit diesem Verständnis, das so wenig zu tun hat mit Machtworten und Bastagebaren. Was er früh als Leiter der Pfarrjugend gelernt und geübt hatte, konnte er bei seiner Karriere in Politik und Verwaltung einsetzen. Manche haben seine Haltung als Schwäche ausgelegt, aber er sieht es als Stärke, um Menschen bei Entscheidungen mitzunehmen. Schließlich sind beste Ideen wenig wert, wenn sie nicht mitgetragen werden.

Ein wenig kam er zu seinen politischen Positionen wie die Jungfrau zum Kinde. Früh engagierte Paul Larue sich in der CDU, dann auch in der Jungen Union, deren Vorsitzender er wurde. Als Jungpolitiker engagierte er sich im Jugendwohlfahrtsausschuss. Weder den CDU-Fraktionsvorsitz noch seine Kandidatur für den Bürgermeisterposten hat er angestrebt, er wurde gefragt und hat jeweils nach Bedenkzeit zugestimmt. Eine Eigendynamik, der er sich nicht widersetzte.

 

Stadtentwicklung ist keine Einmannschau

Als Paul Larue das Bürgermeisteramt antrat, war gerade die Zeit vorbei, dass es ein politisches Ehrenamt war. Diese Funktion fiel im Zuge einer landesweiten Reform mit den Aufgaben des Stadtdirektors zusammen, Larue lebte davon. Seine Haltung hat er sich in der neuen Rolle bewahrt: sich Woche für Woche den Ideen, Vorschlägen, Widerständen der Bürger, der politischen Parteien und der eigenen Fachleute aussetzen, um das Beste für die Stadt zu erreichen. „Stadtentwicklung ist keine Einmannschau“, betont Larue.
20 Jahre hat er sein Amt so ausgeübt. Und ist bis heute begeistert, mit so vielen verschiedenen Menschen etwas zu tun zu haben. Das persönliche Gespräch ist ihm sehr wichtig, er pflegt es direkt, geht zu Leuten hin, setzt aufmerksam Zeichen des Interesses und der Wertschätzung.

„Es ist wichtig, ein Freund der Menschen zu sein“, sagt er leise. Das hat er auch mit der Verwaltung stets so gehalten und hat erlebt, dass sich das für alle auszahlte, weil man gemeinsam durch dick und dünn geht, wenn es schwierig wird.

Sein Christsein hat Paul Larue nicht wie eine Monstranz vor sich hergetragen, weil er ja Bürgermeister für alle sein wollte. Aber immer wieder stärkte ihn seine Verankerung im Glauben, etwa die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode, bei Gedenken an Kriegsgräuel und bei letzten Geleiten. Und wenn er nun ein wenig wehmütig das Staffelholz an seinen Nachfolger übergibt, wendet er sich neben der Familie wieder der Kirche zu. Es reizt ihn ein historisches Promotionsprojekt. Sein Thema skizziert der Arbeitstitel: „die 
Bischöfe Italiens in der Spätantike“.