Mehr Zeit für das Schöne

Angela Mispagel ist der Überzeugung, dass immer heute und jetzt der richtige Zeitpunkt für Stiftungen ist

Angela Mispagel, Stiftungsberaterin im Bistum Aachen, geht mit ihren Anliegen auch auf die Menschen zu. (c) Bistum Aachen/Anja Klingbeil
Angela Mispagel, Stiftungsberaterin im Bistum Aachen, geht mit ihren Anliegen auch auf die Menschen zu.
Datum:
2. Feb. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2022 | Dorothée Schenk

Im vergangenen Sommer meldete die Tagesschau, dass das Geldvermögen der Deutschen erstmals die Sieben-Billionen-Euro-Marke „geknackt“ habe. Wer sein Bares nicht als Eigenbedarf verbrauchen oder vererben möchte, der kann mit einer Stiftung ein ihm wichtiges Anliegen auf den Weg bringen – praktisch für die Ewigkeit.

„Stiftungen gründet man, weil man eine Vision, eine Idee hat“ erläutert Angela Mispagel, Geschäftsführerin des Stiftungsforums Kirche im Bistum Aachen. Sie betreut mit einer Kollegin und einem externen Buchhaltungsbüro im Stiftungsbüro neben den fünf „hauseigenen“ bischöflichen Stiftungen mit fast 20 Treuhandstif weitere 70 Fonds. Stiftungen seien gerade aktuell in den Diskussionen um die Bedeutung von Glaube und Zukunft ein wichtiges Thema. „Als Christ hat jeder so sein eigenes Steckenpferd. Die erste Frage lautet darum: Was liegt mir am Herzen, was ich nicht mit einer einmaligen Spende erreichen kann wie etwa bei der Flutkatastrophe? Hier ging es ja darum, sofort eine Unterstützung zu leisten.

Aber womit möchte ich bewusst ein Zeichen setzen? „Das ist ein Anliegen, das in die Zukunft über den eigenen Tod hinaus getragen wird“, gibt die engagierte und an der Uni Jena diplomierte Stiftungsberaterin Mispagel zu bedenken. Und: Wie kann man sich das konkret vorstellen? „Wenn ich beispielsweise 250000 Euro für Wegekreuze stifte, dann weiß ich: Es wird immer jemanden geben, der sich um Wegekreuze kümmert. Das hört nicht mehr auf.“ Treuhänderisch kann der Ideengeber seine Stiftung dann dem Büro von Angela Mispagel anvertrauen. Sie kümmert sich nicht nur um die rechtlichen Fragen, sondern auch um die richtige „Zuordnung“ des Förderungsgedankens. Ein weiteres Beispiel: Der Wunsch ist, den Erhalt von Kirchen in der Eifel dauerhaft zu sichern. Eine solche Stiftung wäre unter dem „Dach“ der Stephany-Stiftung des Bistums gut untergebracht. Zweckgebundene Stiftungen etwa für das Pilgerwesen würden der Klaus-Hemmerle-Stiftung zugeordnet. Faktisch bleibt der Stiftende aber stets Herr seines Vermögens, und das Büro ist über die Verwendung Rechenschaft schuldig. 

Der Finanzmarkt ist aktuell eine Herausforderung 

Die wichtigste Aufgabe der Treuhandverwaltung ist es, das Vermögen zu mehren. Das gelingt einerseits durch Spenden, andererseits durch Verzinsung des Vermögens und Anlagengeschäfte, sprich Aktienhandel. Eine Herausforderung bei der aktuellen Lage. Hilfreich ist es daher der Erfahrung Mispagels nach, wenn man sich gemeinsam aufstellt. Denn gerade für Stiftungen, die über kein großes Vermögen verfügten, sei es schwierig, wenn bei geringem Ertrag auch noch Konto- und Depotgebühren zu zahlen seien. Es gebe Stiftungen, die hielten sich bei Null oder seien sogar im Minus. Das beträfe aber keine Bistumsstiftungen. Ein weiterer Vorteil der Zusammenarbeit mit dem Team Mispagel ist die Sicherheit, dass die Anlagen gewissen Grundsätzen folgen.

Starker Auftritt gegenüber Bankhäusern 

„Wir sind ein kirchliches Stiftungsbüro. Da geht es um nachhaltige, ethische und nicht risikoreiche Anlagen. Damit noch einen Ertrag zu erzielen, ist schwierig. Daher ist es gut, wenn eine Vielzahl an Stiftungen bei einer Bank zusammengefasst sind“, erläutert die Stiftungsmanagerin. Das Stiftungsforum erreicht Konditionen bei Banken, die für Einzelkämpfer nur schwerlich durchsetzbar sind. „Und ich habe reichlich Konten“, lacht Angela Mispagel.

So sei es nicht nur möglich, dass Gebühren erlassen werden oder möglichst niedrig sind, sondern auch in der Anlage des Geldes Forderungen an ein Bankhaus zu stellen. Mehrere Banken sind aufgefordert worden, sich an einem sogenannten „Pitch“, einem Wettbewerb, zu beteiligen. Aufgabe war es, einen Fonds zu gründen, der die Forderungen der kirchlichen Stiftungen abbildet.

Zum Beurteilungsgremium gehörten neben der Vertretung des Bistums auch Wirtschaftsprüfer und Ökonomen. Zwei Banken haben sich „qualifiziert“, und es wurde ein Publikumsfonds eingerichtet. Im KirAC Stiftungsfonds Alpha und KirAC Stiftungsfonds Omega der Banken werden die Anforderungen abgebildet. Ein Fondsmanager kümmert sich ohne Gebühr um die Belange. Als Kontrollorgan beigeordnet ist ein Anlagenausschuss, dem Vertreter des Bistums und Angela Mispagel vom Stiftungsbüro angehören. So ist eine größtmögliche Sicherheit für Stifterinnen, Stifter und ihre Vermögen gewährleistet. „Es gibt oft Menschen, die sagen, dass sie jetzt keine Stiftung gründen wollen, weil es der Finanzmarkt derzeit nicht hergibt. Aber Stiftungen sind auf ewig gegründet. Was macht die Situation des Finanzmarktes angesichts dieser Zeitspanne aus?“, macht Angela Mispagel Menschen Mut, die sich mit Gedanken an eine Stiftung tragen.

Ein Hemmnis für viele Willige sind auch die juristischen Hürden und Feinheiten im Stiftungswesen. Auch davon weiß Angela Mispagel ein Lied zu singen: Derzeit gibt es noch unterschiedliche Gesetze, so dass einige Stifter „über Landesgrenzen“ gehen, um günstigere Bedingungen bei der Gründung zu haben. Das ist nicht zielführend, daher der Einsatz für eine einheitliche Rechtslage in allen Bundesländern. Sieben Jahre lang dauerte der Kampf mit dem Bundesverband deutscher Stiftungen, damit es für alle ein einheitliches Stiftungsrecht in Deutschland gibt. Es tritt 2023 in Kraft. 

Das Stiftungsbüro steht allen kirchlichen Stiftungen im Bistum Aachen für Beratungen zur Verfügung. Das gilt, betont Angela Mispagel, für alle persönlichen wie juristischen Personen. Sie können sich melden – wenn keiner mehr da ist, der sich kümmern kann. „Früher hat sich in der Kirchengemeinde oft der Ortspfarrer gekümmert, aber den gibt es ja vielerorts nicht mehr.“ Auch für Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) kann das Stiftungsbüro bei Bedarf als Ansprechpartner fungieren. Die Betreuung ist immer kostenlos. „Wir wollen das Komplizierte abnehmen, damit die Stiftenden mehr Zeit für das Schöne haben.“

Mehr unter www.stiftungsforum-bistum-aachen.de, Kontakt: Angela Mispagel, Tel. 02 41/

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