Mehr Platz, um zu helfen

Verein „Partnerschaft für Afrika“ hat Angebot für Kinder in Tansania erweitert. Neue Projekte in Planung

Das Waisenhaus für HIV-positive Kinder wurde um ein großes Gebäude erweitert, in dem nun bis zu 20 Kinder Platz haben. (c) Friederike/Günter Heidenhof
Das Waisenhaus für HIV-positive Kinder wurde um ein großes Gebäude erweitert, in dem nun bis zu 20 Kinder Platz haben.
Datum:
1. Okt. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 40/2024 | Chrismie Fehrmann

Es hat etwa zehn Jahre gedauert. Doch jetzt haben die engagierten Mitglieder des Krefelder Vereins „Partnerschaft für Afrika“ ein großes neues Gebäude eingeweiht. Damit wurden bis zu 20 dringend benötigte neue Plätze geschaffen. Kleine Kinder, die in akuter Not sind, in den nächsten Jahren nicht mehr abweisen zu müssen, sei eine große Erleichterung, berichtet Friederike Heidenhof, die Initiatorin des Vereins, die sich seit über 20 Jahren für Kinder und Jugendliche und deren Bildung in Tansania einsetzt.

Die größeren Jungen des Centers freuen sich über den Einzug und machen in den bisherigen Gebäuden Platz für neue Kinder in Not. (c) Friederike/Günter Heidenhof
Die größeren Jungen des Centers freuen sich über den Einzug und machen in den bisherigen Gebäuden Platz für neue Kinder in Not.

Heidenhof kennt die tägliche Herausforderung: „Plötzlich steht ein verzweifelter Verwandter, Nachbar oder das Sozialamt vor der Tür und fragt, ob das Canaan Waisenhaus noch Platz für ein Notfall-Kind hat. In Tansania gibt es noch immer viele Mädchen und Jungen, die ihre Eltern durch HIV verlieren und manchmal selbst infiziert sind. Für sie hat der Verein vor mehr als zehn Jahren ein Waisenhaus zusammen mit der örtlichen katholischen Kirche gebaut, die das Grundstück beisteuerte.“

Doch im Laufe der Jahre sei die Zahl der Notfälle gewachsen und das auf 40 Plätze ausgelegte Center mit 51 Kindern chronisch überbelegt gewesen, berichtet die Initiatorin weiter. „Es kamen Kinder aus Gewalt, Missbrauch und Verwahrlosung hinzu, und man konnte und wollte keines ablehnen. Nein sagen zu müssen, ist für uns und unsere Teams vor Ort unerträglich. Wir kennen die Geschichten hinter den Namen und wissen: ‚Wir müssen etwas tun‘“, erklärt Friederike Heidenhof.

Im Waisenhaus wurde es deshalb immer enger, denn die ehemaligen Kleinkinder wuchsen zu Jugendlichen heran, die mehr Platz brauchten. Zunächst wurde der Kindergarten in einen Schlafsaal umfunktioniert, um die Enge in den Griff zu bekommen. „Es brauchte mehr als zehn Jahre Aufbauarbeit. Doch jetzt konnten wir den nächsten Schritt gehen“, freut sich Heidenhof, die mit ihrem Mann Günter und weiteren Gründungsmitgliedern und ehrenamtlichen Helferinnen regelmäßig für mehrere Wochen vor Ort ist. 
Zu den neuen Plätzen kommen freiwerdende Plätze von älteren Kindern hinzu, die das Waisenhaus verlassen. Diese werden vom Verein weiter betreut, solange sie zur Schule gehen, eine Ausbildung machen oder studieren.

 

Friederike Heidenhof, Initiatorin und Geschäftsführerin des Vereins, freut sich mit den Kindern. (c) Friederike/Günter Heidenhof
Friederike Heidenhof, Initiatorin und Geschäftsführerin des Vereins, freut sich mit den Kindern.

„Partnerschaft für Afrika hat sich zur Aufgabe gemacht, alle Kinder und Jugendlichen zu fördern, bis sie auf eigenen Beinen stehen können – das ist unser Markenzeichen“, erläutert Heidenhof das Konzept des Vereins. Dazu gehöre es auch, dass alle Verwaltungskosten privat getragen würden. Finde ein junger Mensch nach Abschluss der Ausbildung oder des Studiums keinen Job, dann helfe der Verein mit Existenzgründungszuschüssen für eine Kleinselbstständigkeit. So sei gewährleistet, dass keiner zurückgelassen werde.

„Eine Jugend ohne Perspektive und Halt ist Gift für eine Gesellschaft. Die jungen Leute, die wir gefördert haben, sind heute Lehrerinnen und Lehrer, Elektrikerinnen oder Maurer, IT-Fachleute oder Mediziner. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer stabilen Gesellschaft, statt diese beispielsweise durch Radikalisierung, Kriminalität oder Prostitution zu destabilisieren“, ist Friederike Heidenhof überzeugt.

 

Im kommenden Jahr steht der Neubau des Waisenhaus-Kindergartens an. Gleichzeitig müssen alle sieben Bestandsgebäude vollständig renoviert werden. „Mit der wachsenden Kinderzahl wird längerfristig wohl auch der Schulbus zu klein, aber wir sind optimistisch, dass wir hierfür weitere Unterstützer finden. Jeder Beitrag zu den anstehenden Projekten ist sehr willkommen“, resümiert die Geschäftsführerin die Zukunftsaufgaben des Vereins, der in den vergangenen Jahrzehnten in Tansania auch gemeinsam mit lokalen Partnern gearbeitet hat.
 
Kontakt: info@partnerschaft-fuer-afrika.de, www.partnerschaft-fuer-afrika.de