Es ist weit mehr als ein Bauprojekt, erklärt Barbara Lafos-Teschers, Mitglied im Leitungsteam des Diözesanverbandes Aachen. Sie war Teil eines 16-köpfigen Teams der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) aus dem Bistum Aachen, das nach Kolumbien reiste, um dort in einem Haus für Kinder und Jugendliche mehr Raum für Bildung, Spiel, Kultur und Inklusion zu schaffen.
Vordergründig ging es darum, in Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation „Corporación Sueños Especiales“ in Ibagué eine Zwischendecke einzuziehen. Denn das Gruppenhaus, das Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen im doppelten Sinne ein Dach über dem Kopf bietet, wurde einfach zu klein. Hier geht es nicht nur um das Erlernen von Unterrichtsinhalten, sondern auch um soziale Kompetenzen, erklärt Barbara Lafos-Teschers. Mehr Raum war nötig.
Durch die Zwischendecke ist eine zweite Etage entstanden. Damit können die Angebote der Organisation erweitert und verbessert werden. „Sueños Especiales“ rief die Projektidee vor rund vier Jahren selbst ins Leben und freut sich sehr auf die neuen Möglichkeiten, die sich mit dem gewonnenen Platz eröffnen.
Ehe es soweit war, mussten 15 Stunden Anreise absolviert werden, um eine Woche körperlich und handwerklich anspruchsvolle Arbeiten im Ehrenamt zu verrichten: „Wir haben Fliesen verlegt, die Decke eingezogen, Treppen gebaut, lackiert. Wir haben … was haben wir sonst noch alles gemacht? Also auf jeden Fall eine ganze Menge“, zählt die 56-Jährige auf und lächelt. Bereut habe es aber keiner der 16 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus dem Bistum Aachen, meint die ehrenamtliche Referentin für Inklusion und spricht von den bereichernden Erfahrungen im Austausch mit den Menschen vor Ort, der Herzlichkeit und der Verständigung „mit Händen und Füßen“ sowie der magenherausfordernden Kulinarik. Das Besondere, das sich die Mittfünfzigerin gerne in den Alltag in Deutschland retten würde? Sie denkt kurz nach und sagt dann: „Die Leichtigkeit.“ Trotz der erschwerten Lebensumstände seien die Menschen in Kolumbien ihrer Erfahrung nach zufriedener.
„Wir haben auch schnell gelernt, dass wir keine deutschen Standards anlegen dürfen“, erzählt Barbara Lafos-Teschers lachend. Auf ihre Frage hin, wie es denn mit der Dämmung zwischen dem Untergeschoss und der nun neuen ersten Etage wäre, habe sie nur Lachen geerntet. Hier gehen Funktionalität und natürlich Sicherheit vor Schönheit oder „Wasserwaage“. Auf wenig Verständnis bei den Landsleuten sei auch die „Arbeitsmoral“ gesto- ßen, die sich – nahe am Äquator – den Lichtverhältnissen anpassen wollte: „Wir haben typisch deutsch gedacht: Wir fangen früher an, weil es relativ früh hell, aber auch relativ früh dunkel ist.“ Viel entspannter sähen das die Beteiligten der kolumbianischen Partnerorganisation.
Der Kontakt zur „Sueños Especiales“ geht in das Jahr 2004 zurück. Alljährlich schickt die DPSG aus dem Bistum Aachen Freiwillige in das Partnerland Kolumbien – im Austausch kommen Freiwillige nach Deutschland. „Sie sind uns halt sehr ans Herz gewachsen.“ Sicherlich förderlich ist, dass die Bildungsreferentin der Pfadfinderschaft im Bistum Aachen, Nina Mauritz, einst selbst Freiwillige in Kolumbien war. Der persönliche Kontakt garantiert auch, dass die Spendengelder, die in das südamerikanische Land gesendet werden, nicht in einer Verwaltungsstruktur versickern, sondern direkt ankommen. Auch das aktuelle Projekt ist durchweg durch Spenden finanziert worden. 9000 Euro mussten aufgebracht werden. Einen Beitrag liefern eigene Aktionen wie der Verkauf der „Glückskinder“ zum Pfarrfest in Jülich, bei Stammesjubiläen oder durch Sammlungen bei Firmen sowie privaten Geburtstagen. Insgesamt kamen so 12 000 Euro zusammen. Auch weiterhin wird Geld etwa für den Innenausbau benötigt.
Wer gern das Projekt unterstützen möchte, findet mehr Informationen unter