. Kurzweilige Wochen erhoffe ich mir, auch für uns alle. Fußball verbindet immer noch alle Generationen und Milieus, ganz gegen den Trend. Wo die Gesellschaft ansonsten in viele kleine Gruppen zerfällt, rückt plötzlich ein gemeinsames Interesse in den Mittelpunkt. Alle sprechen darüber, streiten, jubeln, trauern. Wenn das Fußballfieber Deutschland packt, versammeln sich vielerorts die Menschen und feiern das Ereignis. Wie sehr wünsche ich uns eine solche Leidenschaft über den Tag und das Turnier hinaus! Und zwar nicht alleine für den Sport, sondern für alles, was uns als Menschen näher- und zusammenbringt, was uns selbst und anderen ein gutes Leben ermöglicht. In der Routine, im trägen Alltag, in der vermeintlichen Selbstverständlichkeit und Banalität erstickt, was wichtig ist.
Eine neue Leidenschaft wünsche ich uns zum Beispiel für unsere Demokratie. Etwas Besseres haben die Deutschen noch nie gehabt. Und doch gewinnen gerade die Kräfte an Gewicht, welche die historischen Errungenschaften zurückdrehen wollen. Sozialstaat und Grundrechte geraten unter Druck. Auch für den Glauben wünsche ich uns eine neue Leidenschaft. Das Evangelium fordert unsere Freude ein – und unser Feuer für ein gelingendes Leben. Radikale Botschaften hat es an uns. Es verlangt von uns, leidenschaftlich zu sein, für uns selbst und für die Nächsten, auch für die, die uns fremd sind. Ich fühle mich in einem guten Sinne herausgefordert. Geht es Ihnen auch so?
Der Autor ist Chefredakteur der KirchenZeitung für das Bistum Aachen.