Marktplatz für den Glauben

Die GdG St. Gereon zeigt auf unkonventionelle Weise, wo überall Kirche im Sinne Jesu drin steckt

An zehn Ständen wurden beim zweiten Markttag in der Kirche St. Gereon verschiedene Angebote in Kirche und Gemeinden vorgestellt. (c) Garnet Manecke
An zehn Ständen wurden beim zweiten Markttag in der Kirche St. Gereon verschiedene Angebote in Kirche und Gemeinden vorgestellt.
Datum:
30. Jan. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2018 |Garnet Manecke
In St. Gereon Giesenkirchen waren Firmlinge und Interessierte zum zweiten Mal zum Markttag in der Kirche eingeladen.

Gehandelt wurde hier nicht, wohl aber gab es ein vielseitiges Angebot: Die Mädchen und Jungen erfuhren an zehn Stationen, wo überall der Geist Jesu drinsteckt und wo sich Kirche in seinem Sinne engagiert.

Sicher, Hajo Siemes ist aus dem jugendlichen Alter schon lange herausgewachsen. Aber trotzdem weiß der 71-Jährige sehr genau über die Gefühlswelt der Teenager Bescheid. Als Diplom-Sozialpädagoge hat er sich in Mönchengladbach viele Jahre um Jugendliche gekümmert, die schulmüde waren, die aggressiv wurden, die sich abgehängt fühlten, und ihnen geholfen, für sich eine Perspektive zu entwickeln. Hier auf dem Marktplatz in St. Gereon hat er nun eine Stellwand aufgebaut, auf der in Fotos und Zeitungsartikeln darüber berichtet wird, wie die aufsuchende Jugendarbeit in Mönchengladbach aufgebaut wurde. Wie die einzelnen Stadtteilprojekte ins Leben gerufen und umgesetzt wurden, erklärt er den Mädchen und Jungen am Beispiel der Ökumenischen Kooperative Wickrath. „Wir haben die Jugendlichen angesprochen und gefragt, was sie brauchen“, ist zum Beispiel ein Punkt in seinen Ausführungen.

Auf die Jugendlichen zugehen und ihnen zeigen, wo alles Kirche drinsteckt, obwohl es von außen gar nicht so aussieht, will auch Norbert Häusler, Verantwortlicher für die Firmvorbereitung. „Kleine Gemeinschaften können sich hier vorstellen. Dabei bekommen die Firmlinge Informationen, was deren Engagement mit Glauben zu tun hat“, erklärt Häusler. „Wie die Bischöfe der Bischofskonferenz es mal nannten: Das sind alles Biotope des Glaubens, die wir hier haben.“ „Ich bin überrascht, wie breit gefächert das Repertoire der Kirche ist“, sagt Jonas. Gerade eben noch hat der 14-Jährige mit Kantor Clemens Rösler an der Orgel gesessen und das Kinderlied „Alle meine Entchen“ gespielt. „Es geht an den Stationen nicht immer in erster Linie darum, den Glauben zu festigen“, meint Jonas.

Der Treffpunkt für Jugendliche, den Hajo Siemes den 14- und 15-Jährigen vorgestellt hat, oder das Paullädchen, in dem es Lebensmittel zu geringen Preisen gibt, haben sich der konkreten Hilfe für Menschen verschrieben. Auch wenn die Basis dafür die christliche Überzeugung ist, dass niemand in seinem Elend allein gelassen werden soll. Daraus können mitunter ganz neue Projekte entstehen, die nicht nur die Entwicklung des Quartiers und der Gemeinde beeinflussen, sondern auch Ausgrenzung vorbeugen. Gerade Giesenkirchen hat seit 2015 viele Flüchtlinge aufgenommen. Das hat in dem Mönchengladbacher Stadtteil schon Tradition: Seit vielen Jahren hat die philippinische Gemeinde hier ein neues Zuhause gefunden, die Kirche St. Paul Mülfort, die ebenfalls zur GdG Mönchengladbach-Giesenkirchen gehört, wird von der chaldäischen Gemeinde genutzt. Viele ihrer Gemeindemitglieder sind einst aus dem Irak geflüchtet.

 

Im Sinne Jesu zu leben, bedeutet, mit Freude zu leben und anderen zu helfen

Für die „Marktbeschicker“ ist es eine Gelegenheit, sich selbst zu präsentieren. „Die Bruderschaft hat zwar kein Mitgliederproblem, aber wir nutzen gerne die Chancen, bei denen wir unser Image verbessern können“, sagt Ralf Kremer, Erster Brudermeister der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft mit 260 Mitgliedern. „Obwohl wir ja vieles in der Gemeinde machen, bleiben nach außen oft nur die Schützenfeste im Gedächtnis.“ Diese Art der Image-Arbeit zeigt erste Wirkung. „In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Durchschnittsalter bei uns jeweils um ein halbes Jahr verringert“, sagt Kremer. Aber auch einer der Firmlinge erfährt an diesem Tag, dass es nicht nur um Informationen geht, wie eine kleine Episode zeigt, die Ingrid Beschorner berichtet. Die Referentin für kirchliche Jugendarbeit in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg war ebenfalls mit einem Stand vertreten, um die Angebote der Jugendarbeit Kathja vorzustellen. Ein einzelner Jugendlicher trat an ihren Stand. Als sie ihn nach seiner Gruppe fragte, stellte sich heraus, dass keine der Jugendgruppen ihn dabei haben wollte und er so alleine von Stand zu Stand ging. Es sei ein gutes, dichtes Gespräch entstanden, berichtet die Jugendreferentin, ohne weiter ins Detail zu gehen. Sie habe ihn eingeladen, zur Jugendarbeit zu kommen. Norbert Häusler appellierte an die Jugendlichen, im Sinne Jesu zu leben. „Das bedeutet, dass man mit Freude lebt, dass man sich um Menschen kümmert“, sagte er mit Nachdruck. Mindestens einer hat das an diesem Tag erlebt.

Markttag Kirche in St. Gereon

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