Mariens offenes Haus

Die Feldkapelle in Waldfeucht ist für die Menschen seit 250 Jahren ein Zufluchtsort im Alltag

Die Votivtafeln in der Vorhalle und im Innern der Kapelle zeugen von der Dankbarkeit der Bittsteller. (c) Garnet Manecke
Die Votivtafeln in der Vorhalle und im Innern der Kapelle zeugen von der Dankbarkeit der Bittsteller.
Datum:
5. Mai 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 18/2022 | Garnet Manecke

Am 8. Mai feiert die Gemeinde Waldfeucht das 250-jährige Bestehen ihrer Feldkapelle. Das kleine Gotteshaus unter den Linden ist noch heute Anziehungspunkt für die Menschen. Hier bringen sie ihre Sorgen, ihre Dankbarkeit und ihre Bitten vor die Mutter Gottes. Für die einen ist sie Kraftort, andere besuchen sie, um sich am Anblick des Altars zu erfreuen.

Dort, wo die Kapelle unter den Linden steht, standen vor über 250 Jahren noch Heckenrosensträucher. Einst soll ein Tontopfhändler dort eine Marienstatue gefunden haben. Als er an dem Ort in Waldfeucht vorbeiging, weigerte sich sein Hund, der das Wägelchen mit den Töpfen zog, weiterzugehen. Der „Döppesschörger“, wie der Händler vom Volk genannt wurde, untersuchte den Wagen und fand die kleine Figur. Sie bekam in der Waldfeuchter Kirche einen Platz – und verschwand. Gefunden wurde sie wieder unter den Heckenrosen. Zwei Mal versuchte man noch, die Figur in der Kirche aufzustellen. Zwei Mal verschwand sie und wurde unter den „Bottenstrück“ wieder entdeckt. Also wurde für sie an dem Ort, an dem heute die Kapelle steht, ein Bildstock gebaut. So will es die Legende.

Ob es sich einst wirklich so zugetragen hat, kann heute keiner mehr mit Sicherheit sagen. Sicher aber ist, dass der Priester Johann Peter Ludwig Beumers ein großer Verehrer der Mutter Gottes war. Ihr zu Ehren hat er 1772 die Feldkapelle in Waldfeucht erbauen lassen. Etwas außerhalb des Ortes. Zu seiner Zeit war der Weg sicher noch weiter von den Wohnhäusern entfernt, als das heute der Fall ist. Vermutlich ist der Bau durch Spenden finanziert worden. Darauf weist das Wappen hin, das im Innern der Kapelle über dem Eingang angebracht ist. Das Wappen ist zwar in goldener Farbe, aber der Hammer der Familie von Blanckart ist klar zu erkennen. Der silberne Hammer auf blauem Feld war das Zeichen von Ludwig Anton Josef Freiherr von Blanckart. Er war Herr zu Altenburg (Breberen), kurpfälzischer Geheimer Rat und Präsident der Jülich-Bergischen Hofkammer. 1772 war der Freiherr Oberamtmann von Sittard, Millen und Born.

Zur deutsch-niederländischen Grenze ist es von hier aus nur ein kurzes Stück, man kann es bequem zu Fuß gehen. „Oft kommen Menschen aus den Nachbarorten, auch aus den Niederlanden, hierher, um eine Kerze anzuzünden“, sagt Angela Jochims. „Kinder machen das vor einer Klassenarbeit, Erwachsene, wenn eine Operation bevorsteht oder sie gerade ein anderes Anliegen beschäftigt“, sagt Jochims. Sie ist in Waldfeucht aufgewachsen und kennt die Kapelle, seit sie ein Kind war. Das kleine Gotteshaus, das immer offen ist, gehört hier zum Alltag der Menschen.

Wie zum Beweis kommen ältere Damen, um frische Blumen am Altar abzustellen; zwei Touristinnen machen hier auf ihrer Radtour Station und schauen sich die Kapelle an; ein älterer Herr zieht sich zum Gebet in die Kapelle zurück. „Auch ältere Leute kommen mit ihren Rollatoren hierher“, sagt Jochims. Befestigte Wirtschaftswege verbinden die Kapelle mit den Orten Waldfeucht und Saeffelen, aber auch mit Echterbosch, Maria Hoop und Koningsbosch jenseits der Grenze.

Viele Jahre haben Menschen, die Maria für ihren Beistand danken wollten, Votivtafeln an der Wand neben dem Eingang und in der 1898 erbauten Vorhalle angebracht. Die älteste ist von 1887. Ein Vater hat der Mutter Gottes für die Genesung seines 9-jährigen Sohnes gedankt. Neun Tage ist der Vater täglich zur Feldkapelle gepilgert, um für die Gesundheit seines Kindes zu bitten. Vermutlich hat er dabei auch die eine oder andere Kerze angezündet, wie es auch heute die Menschen machen. Die vielen brennenden Kerzen vor dem Rokoko-Altar aus Lindenholz zeugen davon. Bis 1880 war der Altar in der Kirche St. Lambertus als Hauptaltar das Zentrum der Gottesdienste. Wie viele andere Kirchen wird auch die Feldkapelle nicht mehr so häufig für Gottesdienste genutzt, wie es noch in den 1970er und 1980er Jahren üblich war. Früher kamen die Menschen regelmäßig, um hier Messen zu feiern. Bei der Markusprozession oder Bittprozessionen war die Feldkapelle regelmäßig Ziel. Übrig geblieben ist die Prozession zu Christi Himmelfahrt.

Wie beim Festgottesdienst zum 250-jährigen Bestehen der Kapelle reicht der Platz in den Kirchenbänken nicht für alle. Während die älteren Gottesdienstteilnehmer sich in der Kapelle versammeln, wird für die jüngeren, die vor der Kapelle stehen, der Gottesdienst nach außen über Lautsprecher übertragen. So wissen auch die Musiker, die auf dem Parkplatz neben der Kapelle stehen, wann ihr Einsatz ist.

Info

Unter Lindenbäumen steht die Feldkapelle in Waldfeucht. Regelmäßig kommen Besucher, um hier ihre Anliegen der Mutter Gottes vorzutragen. (c) Garnet Manecke
Unter Lindenbäumen steht die Feldkapelle in Waldfeucht. Regelmäßig kommen Besucher, um hier ihre Anliegen der Mutter Gottes vorzutragen.

Jubiläum Die feierliche Andacht zum 250-jährigen Bestehen der Feldkapelle findet am Sonntag, 8. Mai, um 17 Uhr statt.
Fürbitten werden von den Kommunionkindern der Gemeinde vorgetragen.
Spenden Wer für den Erhalt der Kapelle spenden will, kann seinen Obolus in dem Tresor hinterlassen, der als Opferstock dient.
Adresse Die Feldkapelle steht am Ende der Kapellenstraße in der Nähe der Mühle.