Lobby für Suchtkranke sein

Jasmin Sprünken leitet das neu eingerichtete Drogenhilfezentrum in Krefeld und sucht den Dialog

Zuvor leitete Jasmin Sprünken zehn Jahre lang das Drogenhilfezentrum der AWO in Mülheim an der Ruhr. (c) Dirk Jochmann
Zuvor leitete Jasmin Sprünken zehn Jahre lang das Drogenhilfezentrum der AWO in Mülheim an der Ruhr.
Datum:
6. Dez. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 49/2022 | Chrismie Fehrmann

Noch steht das Eröffnungsdatum des neuen Drogenhilfezentrums in Krefeld nicht fest. Der geplante 1. Dezember war nicht zu halten. Bedingt durch Lieferschwierigkeiten fehlen noch wichtige Einrichtungsgegenstände. 

Ihre Arbeit aufgenommen hat jedoch Jasmin Sprünken, die neue Leiterin. Sie kümmert sich ums neue Personal, den künftigen Arbeitsablauf und will die Probleme, die die Nachbarn mit der neuen Einrichtung haben, engagiert mit ihnen bearbeiten.
Die Caritas ist Trägerin des Zentrums im Auftrag der Stadt. „Bei der Einstellung haben wir intensiv die christlichen Werte unseres Hauses besprochen“, erklärt Ute Kaber, Leiterin der Alkohol- und Drogenhilfe bei der Caritas.

Die 47-jährige Sprünken freut sich, bei den Bewerbungsgesprächen für die neuen Mitarbeiter dabei sein zu können. Sie bringt viel Erfahrung mit. „Ich war bisher in Mülheim an der Ruhr tätig. Dort habe ich zehn Jahre lang das Drogenhilfezentrum der AWO geleitet.“ Dort habe es jedoch „nur“ eine offene Anlaufstelle für die Drogensüchtigen und Streetwork gegeben. Hier gibt es zusätzlich einen Konsumraum mit Café. Das war ein Aspekt für ihre Bewerbung.

Künftig werden an der Schwertstraße zwei Sozialarbeiter tätig sein, die auch bereits gefunden wurden. Hinzu kommen neun Vollzeitstellen für Sozialhelfer und einen Rettungssanitäter in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz.
„In den sechs Plätzen im Konsumraum, die sich aufteilen auf je drei intravenöse und inhalative Plätze, stehen den Konsumenten 30 Minuten zur Verfügung. Danach können sie das Café mit seinen 36 Plätzen, Sofas und Sesseln aufsuchen oder den großen gesicherten Außenbereich. Dort haben wir überall Hausrecht.“

Das Zentrum will Hilfestellung geben, ein eigenständiges Leben zu führen

Draußen ist die Caritas direkt vor dem Haus und bis 50 Meter Entfernung in 
beiden Richtungen verantwortlich. „Wir werden dafür sorgen, dass sich in diesem Bereich keine größeren Gruppen versammeln und er sauber bleibt, dort keine Drogenkonsumartikel herumliegen.“

Wichtig ist für Sprünken das regelmäßige Gespräch mit den Menschen im Viertel. Sie erklärt: „Das Projekt ist gut, das Arbeitsfeld schwierig. Ich brenne dafür, und Nächstenliebe gehört immer dazu. Priorität haben die drogenkranken Menschen. Wir wollen ihnen helfen und Lobby für sie sein.“ Und weiter: „Wir müssen die Menschen dazu bringen, eigenverantwortlich zu leben. Sie sind Teil der Gesellschaft. Dennoch gibt es immer kontroverse Diskussionen, Sorgen und Proteste in der Nachbarschaft. Wir werden deshalb regelmäßig mit den Anwohnern im Viertel sprechen.“

Das Haus sei extrem gut für die neuen Zwecke geeignet, meint sie weiter. Es gebe jedoch keinen geeigneten ungeregelten Platz in der Nähe, um sich zu treffen und auch mit Drogen versorgen zu können. Sprünken: „Wir werden genau hinschauen, wo sich die Klienten nach dem Besuch bei uns aufhalten und wie sie sich verhalten.“ Weitaus gefährlicher sei es, wenn dies in Wohnungen, also versteckt geschehe.

Kaber: „Bei der fehlenden Ausstattung für das Drogenhilfezentrum handelt es sich um Absauganlagen für die Dämpfe der zu inhalierenden Suchtmittel. Auch die Glaskabinen, die zwischen den Konsumplätzen installiert werden sollen, konnten noch nicht geliefert werden.“ Wenn alles eingetroffen ist, kann die Arbeit beginnen. Wann das ist, bleibt offen.