Lichtblicke im Advent

Die Gemeinden in den beiden Aachener Regionen trotzen den Corona-Einschränkungen mit neuen Wegen

Adventsfenster-Aktionen gibt es 2020 in ganz verschiedenen Versionen. (c) www.pixabay.com
Adventsfenster-Aktionen gibt es 2020 in ganz verschiedenen Versionen.
Datum:
9. Dez. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 50/2020 | Andrea Thomas

Same procedure as every year – in diesem Jahr geht das aus hinlänglich bekannten Gründen nicht. Das kann auch eine Chance sein, zu schauen, wie Angebote vielleicht in etwas anderer Form trotzdem möglich sind. Oder, wenn man schon mal dabei ist, Dinge neu zu denken, sie mal ganz anders zu machen – vielleicht auch nach Corona.

Viele Gemeinden haben genau das in diesem etwas anderen Advent getan mit Angeboten und Anregungen, sich auf die Menschwerdung Gottes vorzubereiten – für sich alleine, in der Familie, mit anderen und mit Abstand. So funktionieren beispielsweise die zur liebgewordenen Tradition gewordenen Adventsfenster-Aktionen etwas abgewandelt auch im Lockdown-light. Der Familienmesskreis in St. Laurentius Stolberg-Gressenich hat 24 Fenster im Ort vorweihnachtlich gestaltet, die zum individuellen abendlichen Spaziergang einladen. Jeden Abend kommt ein weiteres Fenster dazu, hinter dem das Licht angeht.

In Aachen-Burtscheid gibt es statt des traditionellen Adventsfenstersingens (Singen geht ja nicht) dieses Jahr einen ökumenischen Adventsfensterweg, den die Pfarrei St. Gregor von Burtscheid gemeinsam mit den evangelischen Gemeinden der Auferstehungskirche und der Immanuelkirche veranstaltet. So soll ein gemeinsames Erlebnis entstehen, ohne sich zu begegnen oder nur mit Abstand.

Auch in Brand geht gerade abends in vielen Fenster das Licht an. Organisiert hat „#branderleuchten“ der Jugendtreff „Mobilé“ der Pfarrei St. Donatus. Die Aktion soll auf Weihnachten einstimmen, aber auch ein Zeichen der Solidarität miteinander sein: Brander leuchten für Brander und signalisieren, dass niemand allein ist in diesen Tagen. In „Christus unser Friede“ Herzogenrath-Kohlscheid findet die Adventsfenster-Aktion in diesem Jahr im Netz statt. Jeden Tag gibt es auf der Homepage der Pfarrei ein neues „Fenster“ mit einem kurzen Impuls. Die sonst üblichen Plätzchen, den heißen Tee oder Glühwein macht sich jeder dazu dann diesmal selbst und verbindet sich in Gedanken mit all denen, die er sonst vor den Fenstern getroffen hätte.

In St. Sebastian öffnen sich keine Fenster, aber Türen im Advent, denn „wir bereiten dem Herrn den Weg und öffnen uns für das, was kommt“, wie Gemeindereferentin Anna Jünger es erläutert. Das Pastoralteam öffnet dazu in diesem besonderen Advent an jedem Wochenende Türen zu Orten in der Pfarrei, an die zurzeit nicht alle hinkommen oder dürfen, wie zum Beispiel das Senioren- und Pflegezentrum St. Antonius. Kleine Videos auf der Homepage von St. Sebastian nehmen mit in die Welt hinter den Türen. Auch der beliebte Kunst- und Weihnachtsmarkt vor der Pfarrkirche ist kurzerhand ins Netz umgezogen, nachdem er, wie alle Weihnachtsmärkte groß und klein, coronabedingt ausfallen musste. Auf einer eigenen Internetseite stellen sich die Aussteller vor und erzählen kleine Anekdoten rund um den Kunst- und Weihnachtsmarkt. Um auch in diesem Jahr soziale Projekte unterstützen zu können, gibt es dort einen „Spendenbaum“.


Zu den Menschen gehen

In St. Josef in Herzogenrath-Straß ist nicht nur der Innenraum der Kirche, die wie viele Kirchen bis zum Anbruch der Dunkelheit geöffnet ist, adventlich-weihnachtlich geschmückt. Der Pfarreirat hat auch das Außengelände entsprechend gestaltet, „um gegenseitig Hoffnungslichter zu entzünden, die wir gerade jetzt alle einmal mehr nötig haben“, wie Gemeindereferent Wilfried Hammers sagt. Spirituell stehe mit einem „Sinn-Licht“, das im Pfarrbüro erhältlich ist, der „jetzt noch einmal mehr herausgeforderte Geduldsfaden“ in den Gottesdiensten an den vier Adventssonntagen symbolisch im Mittelpunkt. „Jeder, der möchte, kann sich in diese Aktion einbinden lassen, damit sie auch gewünscht interaktiv wird.“ Um „Licht“ und „Sinn“ geht es auch in der Aachener Innenstadtpfarrei „Franziska von Aachen“. Manchen falle es in diesen Tagen schwer, den Sinn für Weihnachten aufkommen zu lassen, beschreibt das Team der Pfarrei es auf der Internetseite. Es lädt daher bewusst zu einer „beSINNlichen“ Zeit ein, an den Adventssonntagen sowie immer mittwochs zu einer halben Stunde am Dezemberlicht mit Musik und kurzen Texten zum Innehalten und Atemholen im Alltag.

Viele Menschen in geschlossenen Räumen sind in diesen Tagen keine gute Idee. Weshalb einige Pfarreien und GdG aus der Not eine Tugend machen und mit ihren Adventsgottesdiensten oder -andachten an die frische Luft gehen. Und damit auch als Kirche direkt zu den Menschen. In den Gemeinden St. Laurentius (Laurensberg), St. Martinus (Richterich) und St. Heinrich (Horbach) der GdG Grenzenlos geht an den Vorabenden der Adventssonntage, von einem Trecker gezogen, ein großer Adventskranz „auf Tour“ durch die Ortschaften. „Die Lichter des Adventskranzes künden Sonntag für Sonntag mehr das Kommen von Gottes Licht in diese Welt und unsere Zeit an. Wir wollen die Freude darüber miteinander teilen“, schildert Gemeindereferentin Gerlinde Lohmann für das Organisationsteam die Idee. Der Kranz sowie die Dekoration des Anhängers wurden bei einer Familien-Outdoor-Aktion gemeinsam von Kindern und Eltern gebaut und gebastelt. 

In St. Jakob in Aachen hat sich das Pastoralteam verschiedene Angebote und Formate überlegt, wie es mit den Menschen in den Gemeinden auch in der Pandemie gemeinsam auf Weihnachten zugehen kann. Um Licht in diese auch im übertragenen Sinne „dunklere Zeit“ zu bringen, sind die Gottesdienstbesucher der Familienkirche Heilig Geist eingeladen, Kerzen mitzubringen, mit denen auf den Altarstufen ein Kerzenweg entsteht, der von Sonntag zu Sonntag heller strahlt. Licht soll es auch werden bei den „Sternstunden im Advent“, kleinen Draußen-Gottesdiensten für Familien mit unterschiedlichen Startpunkten, die mit einem Segen vor Heilig Geist enden. Die Gruppen waren und sind unterwegs mit den Sterndeutern, dem Nikolaus, Maria und Elisabet und schließlich mit dem heiligen Paar auf Herbergssuche.


Anderen eine Freude machen

Zum Advent gehört der Tannenkranz oder das Gesteck mit Kerze für viele ebenso dazu wie selbstgebackene Plätzchen. Doppelt schön wird beides, wenn man es in diesen Tagen mit Menschen teilt, die durch das Virus von vielem ausgeschlossen sind. So dachte auch das Team der Jugendwerkstatt „Amotima“ des Zentrums für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe „Maria im Tann“. „Unser Adventsmarkt ist normalerweise ein Höhepunkt des Jahres für unsere Jugendlichen“, berichtet Leiterin Elisabeth Wilms. Um die Adventsfloristik nicht auf ein Minimum reduzieren zu müssen, haben die Jugendlichen der Floristikwerkstatt Adventsgestecke für die Bewohner des Seniorenzentrums Am Haarbach in Aachen-Haaren gebastelt, um ihnen so eine Vorweihnachtsfreude zu machen. Die dort mit großer Freude angenommen wurde.

Spaß haben beim Machen und mit dem Ergebnis anderen eine Freude bereiten, das ist auch der Kern der Aktion „Bake the world a better place“ des Ständigen Rats der katholischen Hochschulgemeinde Aachen. Studierende, alleine oder als Wohngemeinschaft, sind aufgerufen, für den guten Zweck zu Backblech und Förmchen zu greifen. Aus den fertigen Weihnachtsplätzchen werden bunte Tüten gepackt, die die Caritas am Heiligen Abend als Geschenke an Menschen in schwierigen Lebenssituationen verteilt.

Advents-Aktionen in den Gemeinden

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