Die Fenster der Liebfrauenkirche in Krefeld entfalten illuminiert ihre ganze Pracht. Wer dies – natürlich bei Sonnenschein – erleben möchte, nehme sich am besten einen Tag lang Zeit.
Morgens erstrahlen im Osten im Chor die fünf wertvollsten und höchsten Fenster. In der Mittagszeit leuchten die beiden bedeutendsten Glaskunstwerke in der Mutter-Kind-Kapelle. An der – zugegebenermaßen nie beschienenen – Nordseite lenken dennoch zwei weitere wertvolle Fenster in der Gedächtnis-Kapelle die Blicke auf sich. Allesamt stammen sie aus der Hand berühmter Künstler.
„Entsprechend dem Konzept einer gotischen Kathedrale folgt auch die neugotische Liebfrauenkirche dem Ideal eines fensterreichen Kirchenbaus“, erklärt Jürgen Schram, stellvertretender Kirchenvorstands-Vorsitzender der Pfarrei Papst Johannes XXIII., zu der das Gotteshaus gehört. „Nicht nur der filigrane Baukörper beeindruckt, sondern auch die Qualität der Glasmalerei, die die Kirche und deren Licht zu einem besonderen Erlebnis macht.“ Und dies auch im 151. Jahr ihres Bestehens.
Die Fenster, die den Altarraum mit kräftigen Farben im Morgenlicht zieren, stammen aus der Werkstatt von Josef „Jupp“ Strater. Er wurde 1899 in Krefeld geboren und starb 1956 im heutigen Forstwald. Strater war ein deutscher Maler, Freskant und Entwurf-Zeichner für Glasmalerei und gilt als Vertreter der expressionistischen Kirchenmalerei. Schram: „Eingerahmt von zwei Ornamenten zeigt das dominierende Fenster die Himmelfahrt Mariens, ein Konzept, das der Idee der Liebfrauenkirche entspricht.“ Links davon ist die Verkündigung Mariens das Thema, rechts die Geburt Jesu. Der Künstler war Meisterschüler von Heinrich Campendonk, dem berühmten deutsch-niederländischen Maler und Grafiker.
In der Mittagszeit leuchten zwei Werke des Niederländers Jan Thorn Prikker. Er lehrte Anfang des 20. Jahrhunderts an der damaligen Kunstgewerbeschule in Krefeld. „Als überzeugter Christ spielten religiöse Themen immer eine wichtige Rolle in seinen Werken, besonders in seiner Glasfenster-Kunst.“
Die beiden Fenster in der Liebfrauenkirche stellen symbolisch-mystische Interpretationen der fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes dar. Während die Fenster überwiegend in einem leuchtenden Blau gehalten sind, schimmern die Geheimnisse zeichenhaft in verschlungenen Ornamenten in Gelb. Der Betrachter sollte sich Zeit nehmen, lange schauen und deuten.
Das linke Bild trägt den Titel „Der Freudenreiche Rosenkranz“. Schram erklärt: „Es zeigt die Symbole der Taube als Zeichen der Verkündigung, dem verschlungenen Weg als Symbol der Wanderung Mariens durch das Gebirge, einer Krippe mit Taube als Bild für die Aufopferung des Kindes sowie ein Buch als Symbol für die Auffindung Jesu im Tempel.“
In diesem Bild beginnt auch der erste Teil der „Schmerzhaften Geheimnisse“, bestehend aus Darstellungen des Leidenskelches, der Geißelstränge und der geflochtenen Dornenkrone. Fortgesetzt werden die „Schmerzhafte Geheimnisse“ auf dem zweiten Fenster mit dem Tragen des Kreuzes und schließlich der Kreuzigung. Der Wimpel als Symbol der Auferstehung ist in den „Glorreichen Geheimnissen“ ebenso zu sehen.
Ein Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens Hans Mennekes’ lag im Bereich der sakralen Kunst, hier insbesondere bei der Glasmalerei. Auch er besuchte die Werkkunstschule und hat sich mit zwei Fenstern in der Liebfrauenkirche verewigt. „Seine Entwürfe, die von Heinrich Derix ausgeführt wurden, stellen die vier Evangelisten dar.“
Der Adler steht für Johannes, der Löwe für Markus, der Stier symbolisiert Lukas, und als selbstaufopfernder Pelikan – der in der christlichen Ikonografie Zeichen für Christus und damit Symbol des Menschen ist – wird Matthäus dargestellt.
Nicht direkt eingebaut, sondern in den späten 1970er Jahren im Rahmen einer Fenstersanierung vor einfache Fenster vorgehängt sind zwei weitere gläserne Werke von Josef Strater. „Sie zeigen die Krönung Mariens sowie die Auferstehung mit den drei Frauen am Grab Jesu“, weiß Jürgen Schram.