Die letzten Stunden vor der Eröffnung der Heiligtumsfahrt sind für die Beteiligten besonders aufregend: Der Schrein muss aufgestellt werden, die Technik eingerichtet und die Kirche gefegt. Die KirchenZeitung hat die letzten Vorbereitungen in der Münster-Basilika Mönchengladbach begleitet.
Samstag, 27. Mai, 12 Uhr: Noch 30 Stunden bis zur Eröffnung der Heiligtumsfahrt in Mönchengladbach. Vor dem Hauptportal steht schon der Toilettenwagen für die Pilger bereit. Drinnen werden noch kurz die letzten Reste von Verpackungsmaterialien gefegt. Mathias, Luca und Sonja Eßer haben sich mit Steffen Lücke und Dennis Schroeder getroffen. Die fünf werden den Schrein aus seiner Vitrine nehmen und auf den Tisch vor dem Altar stellen. Alle ziehen Handschuhe an, damit keine Fingerabdrücke zu sehen sind. Ohnehin werden hier weder Schrein noch Reliquie mit bloßen Händen angefasst.
12.15 Uhr: Die Vitrine ist offen, Mathias Eßer und Steffen Lücke drehen den Schrein vorsichtig. Dennis Schroeder greift unter den Boden, gemeinsam ziehen die drei das wertvolle Schmuckstück komplett heraus. Jetzt greift auch Sonja Eßer an einer Ecke zu. Luca Eßer dirigiert die vier über die Stufen im Chorraum. Es dauert noch fünf Minuten, dann steht der Schrein optimal ausgerichtet vor dem Altar. „Ich schwitze, weil ich so nervös war“, sagt Schroeder. Kaum auszudenken, wenn jemand gestolpert wäre.
Sonntag, 28. Mai, 16.45 Uhr: Noch gut eine Stunde bis zur Eröffnung der Heiligtumsfahrt. Vor der benachbarten Citykirche verkündet eine Fahne das Motto „verwoben“. Im Biergarten nebenan genießen die Gäste ein kühles Helles. Im Pfarrheim der Pfarrei St. Vitus versammelt sich das Orchester. Man hört, wie sich die Sopranistin einsingt.
16.55 Uhr: Küsterin Ricarda Hetzel begrüßt Regionalvikar Ulrich Clancett. Ist sie aufgeregt? „Nee, das ist doch meine sechste Heiligtumsfahrt“, sagt Hetzel. Clancett bringt eine Kiste voller Knabbereien mit. „Nervennahrung für alle“ sagt er und bringt sie in die Sakristei.
17.10 Uhr: Heute wird die alte Sakristei genutzt, weil die neue gerade gebaut wird. Der historische Boden mit dem Kieselmosaik von 1577 wurde mit Spanplatten abgedeckt. Die Gewänder hängen frisch gebügelt auf der Kleiderstange.
17.15 Uhr: Oberbürgermeister Felix Heinrichs ist in die Münster-Basilika gekommen. Er wird das versiegelte Kästchen mit dem Schlüssel für den Schrein öffnen und die rote Mappe mit dem Leintuch aus dem Schrein nehmen. Mit Münsterpropst Peter Blättler und Geschäftsführerin Charlotte Lorenz geht er den Ablauf kurz durch.
17.30 Uhr: Die Glocken des Münsters läuten. Die Stuhlreihen in der Kirche füllen sich. Im Chorraum nehmen die ersten Musikerinnen und Musiker Platz.
17.45 Uhr: Das Mittelschiff ist bereits gut besetzt. „Ich bin schon etwas aufgeregt“, sagt Lorenz. Derweil ist Techniker Andreas Jütten gelassen. Er sucht den optimalen Standort für den Lichtspot. „Der Schrein sollte im Mittelpunkt stehen“, sagt er und platziert das Licht direkt davor auf dem Boden. Die Technik steht.
18 Uhr: Die Orgel ertönt, Orchester und Chor stimmen ein: Das Hauptportal öffnet sich. Feierlich ziehen die Priester ein. An ihrer Seite evangelische Pfarrer aus den Nachbargemeinden sowie ein orthodoxer Priester. Die Heiligtumsfahrt 2023 steht ganz im Zeichen der Ökumene.