Der Besuch der Schülerinnen und Schüler ist sicherlich ein besonderer Tag im Kalender der Seniorinnen und Senioren. Es werden Karten- und Brettspiele gespielt, es wird gesungen, die Generationen kommen miteinander ins Gespräch. Und besonders, wenn es ums Thema Technik geht, können die Jüngeren den Älteren auch noch etwas für den täglichen Umgang mit Smartphone & Co. beibringen. Beim Patenprojekt „Alt und Jung“ der Bischöflichen Clara-Fey-Schule Schleiden machen sich aktuell 20 Schülerinnen und Schüler regelmäßig nach Schulschluss auf den Weg, um Patinnen und Paten ein Schuljahr lang in einem Seniorenheim zu besuchen.
Zum fünften Mal läuft das Patenprojekt auf freiwilliger Basis. „Könnt Ihr euch nicht vorstellen, einmal im Monat ins Altenheim zu gehen?“ So lautete zu Beginn die Frage des Caritasverbandes für die Region Eifel, die Lehrerin Stephanie Reuter gerne an die Schülerinnen und Schüler (9. Klasse) weitergab. Von Anfang an stieß die Idee auf große Resonanz, 13 Schülerinnen und Schüler nahmen an der ersten Runde teil. „Wir müssen auch stets ausreichend Senioren finden, die bereit sind, sich darauf einzulassen und in den Austausch zu gehen“, berichtet Stephanie Reuter, dass die „Kapazitätsgrenze“ schnell erreicht war. Neben dem Liebfrauenhof der Caritas in Schleiden, der bequem zu Fuß erreicht werden kann, wurde daher auch eine Einrichtung in Gemünd (Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim) als Kooperationspartner gewonnen.
„Meine Patin war erst etwas skeptisch, wir hatten einen holprigen Start, aber dann viele schöne Treffen“, berichtet Hannah Wolter. „Man muss keine Angst davor haben, dass man sich nur anschweigt“, sagt die 15-Jährige. Nach einer Zeit des Kennenlernens habe es viele Gesprächsthemen gegeben – und kein Gespräch sei eine Einbahnstraße gewesen. Eine Erfahrung, die auch Robin Piorr (15) während des Patenprojekts gemacht hat. „Ich habe mit Ausnahme eines Opas meine Großeltern nicht mehr kennenlernen können“, spricht er von vielen Einblicken in das Leben einer anderen Generation. Gleichzeitig habe es ihn gefreut, dass auf der anderen Seite auch Interesse daran bestand, wie junge Menschen heute leben, was sie denken, was sie beschäftigt. „Ich habe viel gelernt, das ich mir für mein späteres Leben merken möchte“, bringt Manuel Brandes (15) seine Erfahrungen auf den Punkt.
„Hoffnungen und Wünsche sind universell und keine Frage einzelner Generationen“, bilanziert Projektkoordinatorin Stephanie Reuter. Es sei wichtig, auch im Schulalltag (und darüber hinaus) solche Möglichkeiten des sozialen Austauschs zu schaffen und außerschulische Lernorte einzubeziehen. „Gerade in diesem Alter ist die Ausbildung von Sozialkompetenz auch nicht verkehrt“, fügt sie hinzu. „Für unsere Schüler sind Begriffe wie Selbstwirksamkeit und Miteinander keine Fremdworte. Sie erfahren Wertschätzung für das, was sie tun.“ Der Lions Club Euskirchen hat das Patenprojekt jüngst als Träger des Jugendpreises designiert.
Das Thema Engagement für Mitmenschen spielt im Schulalltag auch an einer anderen Stelle jedes Jahr eine große Rolle. Seit 15 Jahren beteiligt sich die Clara-Fey-Schule an der Kampagne „Aktion Tagwerk“ der Stiftung Tagwerk, die sich weltweit dafür engagiert, Kindern eine Chance auf Kindheit, Bildung und eine gute Zukunft zu geben. Immer am Tag der Zeugniskonferenzen, an dem die Schülerinnen und Schüler eigentlich unterrichtsfrei hätten, können diese ehrenamtlich für einige Stunden arbeiten gehen, ein soziales und karitatives Projekt unterstützen, eine eigene Aktion starten und den erhaltenen Lohn, die Spenden und Sponsorengelder spenden. Die Hälfte der Summe geht an die „Aktion Tagwerk“, die andere Hälfte an das Hilfswerk Misereor, mit dem die Schule eng zusammenarbeitet. In den letzten 15 Jahren kamen so rund 150.000 Euro zusammen, allein dieses Jahr 17.500 Euro – wohlgemerkt an einem Tag.
Paul Herzet (14) und Lilja Sauer (13) beispielsweise haben mit Unterstützung weiterer helfender Hände während einer Übertragung der Fußball-EM im Bürgerhaus Waffeln gebacken und Laugenbrezeln verkauft und so 210 Euro gesammelt. Franziska Heinen (13) hat mit einer Freundin ein etwas in die Jahre gekommenes Hühnerhaus neu gestrichen, mittlerweile ist die „Immobilie“ auch wieder bewohnt. Die Farbe wurde gestellt, die Arbeitsleistung gegen eine Spende erbracht. Clever genutzt, kann die gute Tat auch zum Baustein einer Berufsorientierung werden: Für Emily Uebe-Emden (11) war die Teilnahme an der Aktion eine Premiere; sie unterstützte einen Tag lang ihren Vater, der als Sachverständiger arbeitet, in dessen Büro und lernte viel über das Berufsbild. Die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler beteiligt sich regelmäßig, auch in der Schule können Aufgaben übernommen werden. Stephanie Reuter: „Wenn jeder nur einen kleinen Teil beiträgt, bewirken wir als Schulgemeinschaft Großes. Das ist für alle eine schöne Erfahrung.“