750 Frauen und Männer trafen sich in Mönchengladbach. Inspiration dafür war das Leitbild, das seit Kurzem die Schulen verbindet. Gleich zu Beginn unterstrich Bischof Helmut Dieser, worin er den besonderen Wert der bischöflichen Schulen sieht. „Sie erleben junge Menschen mit ihren echten und unverstellten Begabungen. Das ist etwas Großes, etwas Heiliges. Lehrerin oder Lehrer zu sein, das ist ein heiliger Beruf“, betonte der Bischof. Auch Generalvikar Andreas Frick zeigte sich begeistert. Es sei ein wahrhaft glücklicher Tag für ihn, dieses Potenzial zu sehen von hoch engagierten Frauen und Männern, die aus dem prallen Leben des schulischen Alltags schöpften und mit realistischem Blick durch die Welt gingen. Als Dritter im Bunde arbeitete auch Peter Nothaft heraus, wie die bischöflichen Schulen in gesellschaftliche Bereiche vordrängen, wo die Kirche nicht mehr hinkomme. Der heutige Direktor des Katholischen Schulwerkes in Bayern hat die Erstellung des Aachener Leitbildes begleitet und appelliert, sich darauf nicht auszuruhen. Andere assistierten Dieser, Frick und Nothaft, eigens getragene Schulen seien unverzichtbar. Soweit waren sich wohl alle in der Turnhalle der Bischöflichen Marienschule einig. Was aber folgt aus diesem unverstellten, echten, realistischen Blick auf die Wirklichkeit der Menschen? Wie verändert das auch kirchliches Handeln und Denken?
Nothaft versuchte sich an ersten Antworten und nahm dabei stets Bezug zum Leitbild. Ausgangspunkt für die Aufgabe von kirchlichen Schulen sei für ihn die katholische Soziallehre. Daraus erwächst für ihn der Auftrag, die jungen Menschen in ihrer Persönlichkeit zu bilden, sie in ihrer Verbundenheit, ihrer Verantwortung und ihrem Einsatz für das Gemeinwesen zu stärken. Ganz klar laufe dies darauf hinaus, dem christlichen Prinzip Geltung zu verschaffen: Gemeinwohl geht vor Eigenwohl. Ein Knackpunkt bei der Weiterentwicklung der bischöflichen Schulen wird sein, wie sie das religiöse Grundverständnis in Zukunft leben – in einer Gesellschaft, die zunehmend säkular und multireligiös zugleich ist. Werden sie eine Politik der Abschottung betreiben, also ihre Dienste vorrangig oder sogar ausschließlich katholischen Familien anbieten? Oder werden sie immer stärker einen Weg der Öffnung beschreiten? Eine Expertenrunde bekräftigte, dass im zweiten Weg die Zukunft des schulischen Einsatzes liegen sollte. Hans-Michael Mingenbach, ein Schulleiter aus Halle an der Saale, ermutigte, von der ostdeutschen Realität zu lernen, sie komme auch im Westen an. Nothaft ergänzte, auch in Bayern sei keine heile Welt mehr. Seit 25 Jahren betreibe man dort eine Öffnung, um sich nicht auf klassische katholische Milieus zu verengen. Christa Nickels, Laien-Katholikin aus Geilenkirchen, betonte, dass genau in diesem Wirken in der Welt der Auftrag des Evangeliums liege. Am Rande liege das Zentrum des Glaubens, dort begegneten wir Gott. Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff ermutigte, in den Schulen an einer neuen gesellschaftlichen Verständigung zu arbeiten. Auf Basis des eigenen Glaubens könnten katholische Schulen helfen, an religiösen Konflikten zu arbeiten. Sie seien hoch geeignet, Integration nachhaltig zu fördern.