„Leben ist bunt“. Mit dieser Botschaft sind die Gäste der neuen Familienkirche der Pfarrei Heilig Geist im Jülicher Nordviertel zur offiziellen Eröffnung empfangen worden. Farbenfroh auch im übertragenen Sinne, wünscht sich das Team, soll es in der Franz-von-Sales-Kirche lebendig werden.
Schon beim Betreten des Gotteshauses ist klar: Es ist anders. Um den Altar gegenüber dem Eingang gruppieren sich Stühle, die in allen Regenbogenfarben bezogen sind. An einer Seite steht ein Pavillon, der mit Sitzkissen ausgelegt ist, und daneben wird das kleine Credo in bunten Papierstreifen präsentiert: Offen für alle Religionen, Menschen jeden Alters und Geschlechts, für Groß und Klein und alle Kulturen soll die Familienkirche sein. Vor dem Altar ziehen Stoffe in verschiedenen Farben ihre Bahnen, und zur Eröffnung waren alle eingeladen, ihren Beitrag zum neuen farbenfrohen Kreuz zu leisten. Dazu wurden kleine, unterschiedlich große Holzscheiben in der persönlichen Lieblingsfarbe bemalt. Provisorisch wurden sie auf einem Papier in einer Kreuzform zusammengefügt. Später finden sie an der Wand im Mehrzweckraum ihren festen Platz. Raum für weitere Holzscheiben ist noch.
„Es können immer neue Elemente hinzukommen“, erklärt Anja Kümmerle vom Team Familienkirche, zu dem auch Cordula Schmitz, Katja Liebig und Ariane Ponten gehören. Wie bei dem Angebot, das sich derzeit auf eines im Monat beschränkt, soll Raum zum Wachsen bleiben. Passend hierzu ist der Titel der Familienkirche gewählt: „GeistReich“.
Charlotte Ponten, Besucherin
Esther Fothen, Gemeindereferentin
Betont wird, dass es eine Kirche für alle Generationen sein soll – vom Krabbelkind bis zu den Senioren. Tatsächlich waren zur Eröffnung auch (fast) alle Altersstufen vertreten. Dennoch: Diejenigen Gläubigen, die mit der Nordviertel-Kirche Franz von Sales seit
50 Jahren alt geworden sind, vermissen zuweilen ihre Kirchenbänke, denn sie möchten bei der Eucharistiefeier knien. „Die Stühle machen eine multifunktionelle Nutzung möglich“, erklärt Gemeindereferentin Esther Fothen. Aber auch: „Für die ersten Reihen haben wir immer noch Kirchenbänke, die wir auf Wunsch hinstellen können.“ Gut zu wissen.
Gut ist auch der Ort gewählt – oder hat durch seine Bewerbung überzeugt, muss man wohl eher sagen. Denn die AG Kirche 2030 der Pfarrei Heilig Geist beschäftigt sich seit 2018 mit den Weichenstellungen, um die Entwicklung von soge- nannten „Themenzentren“, also Kirchengebäuden mit inhaltlichen Schwerpunkten von Familie, Trauer bis Kultur, zu errichten. Die Familienkirche ist nun ein erster Schritt in diese Richtung. „Hier war das meiste Potenzial“, erläutert Esther Fothen. Im Nordviertel sind viele Familien mit Kindern beheimatet. In direkter Nachbarschaft befinden sich zwei Grundschulen und zwei Kindergärten.
Cordula Schmitz, Team Familienkirche
Pfarrer Hans-Otto von Danwitz
Für die Umnutzung hat das Familienkirchenteam mit dem Gemeinderat und Pastoralteam einige notwendigen Arbeiten vornehmen müssen. Beispielsweise mussten die Sakristei und der Beichtraum leergeräumt werden. „Alles Notwendige der Sakristei ist weiter erreichbar und hat einen neuen Platz gefunden, sodass auch weiterhin Gottesdienste in der Saleskirche gefeiert werden können – für die Großen und für die Kleinen“, war bereits im Pfarrbrief nachzulesen.
Der Initiatorin des Projektes, Gemeindereferentin Petra Graff, die in die GdG Kreuzau wechselte, galt an diesem Tag der besondere Dank. In aller Bescheidenheit sagt ihre Nachfolgerin Esther Fothen: „Ich bin ja erst neu dazugekommen. Petra Graff hat das gut vorbereitet und alles schon bestellt. Wir brauchten nur noch aufbauen.“ Das gilt für die Zaunelemente, das Gartenhaus und auch die Spiele, die zum Eröffnungstag bereits erprobt wurden.
Raphael Schlecht, Gemeindereferent
Für Viertelbewohner ist seit einiger Zeit sichtbar, dass sich etwas tut: In den vergangenen Wochen wurde der Boden im Außengelände bereitet und eingezäunt. Zuletzt ist das Gartenhaus aufgestellt worden. Hier fehlen jetzt noch die Fenster und Türen. Ein Familiengarten könnte auf dem Gelände entstehen oder auch ein Schnullertreff. Reichlich Anregungen hatte Pastoralreferentin Barbara Biel parat: „Wir als Hauptamtliche helfen natürlich dabei, Kontakte herzustellen. Wirklich wichtig ist aber, was Familien wollen.“
Als nächste Aktion ist am Sonntag, 27. Oktober, ab 9.30 Uhr ein Familiengottesdienst mit anschließendem Kürbisschnitzen vorgesehen. Wer weitere Ideen hat, kann sich per Mail an familienkirche@heilig-geist-juelich.de wenden. Denn, so die Überzeugung: Die Familienkirche lebt von den Ideen derer, die sie nutzen.