Er ist ein Symbol für ein friedliches und respektvolles Miteinander von Menschen verschiedener Kulturen und Religionen: Seit 2008 tourt der Engel der Kulturen durch europäische Städte und machte jetzt Station in Schwalmtal.
Es waren die Nachrichten um den schrecklichen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres. Magdalene Kox und Barbara Herrmann-Lange, beide Lehrerinnen am St.-Wolfhelm-Gymnasium, beschlossen, dem etwas entgegenzusetzen und bewusst ein Zeichen für Toleranz und interreligiösen Dialog zu setzen. Persönliche Kontakte zum Künstlerpaar Carmen Dietrich und Gregor Merten durch Barbara Herrmann-Lange ermöglichten nicht zuletzt, dass das Kunstprojekt „Engel der Kulturen“ nach 143 Stationen in ganz Europa, darunter Sarajevo, Istanbul und die im Bosnienkrieg stark umkämpfte Stadt Banja Luka, nun Schwalmtal als 144. Station dieser Reihe zugefügt wurde.
Beteiligt am Aktionstag war das Schulzentrum in Schwalmtal, sodass rund 200 Schülerinnen und Schüler die 1,50 Meter große und 89 Kilogramm schwere Skulptur auf ihrem Weg durch die Stadt begleiteten. Stationen wurden am Jüdischen Friedhof und an der Kirche St. Matthias Schwalmtal eingelegt, zwei vorübergehende Intarsien aus Sand legten die Künstler vor dem Schwalmtaler Rathaus und an der Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal.
Vetreterinnen und Vertreter der drei abrahamitischen Religionen, die durch den Engel der Kulturen symbolisiert werden, kamen zu Wort. Für Svetlana Lutskaya von der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach-Viersen bedeutet dieser Tag viel, „die Religionen haben die Möglichkeit, sich untereinander zu verständigen“. Rana Walid Ahmad mahnte, aktuelle Konflikte nicht nur auf die Religion zu reduzieren, und bat zu differenzieren. Es brauche genau jetzt einen solchen Impuls, der in die Welt getragen werden sollte. Vor dem Hintergrund war es schade, dass der Aktionstag in Schwalmtal selbst wenig Beachtung fand.
Monika Sartingen-Ludwigs, katholische Schulseelsorgerin am Schulzentrum, und der evangelische Pfarrer Arne Thummes betonten das Verbindende des Engels, den alle drei Religionen kennen. Schwalmtals Bürgermeister Andreas Gisbertz verwies darauf, wie wichtig dieses Zeichen gerade in diesen Zeiten ist, denn auch Schwalmtal habe bei der jüngsten Europawahl zunehmend rechts gewählt.
Der Engel wird weiter Station machen. Geplant ist eine Skulptur für Jerusalem, bei der die Engel, die beim Ausbrennen der Ringskulptur entstehen, aufeinander geschichtet werden – ein sichtbarer Wunsch nach Zusammenleben in versöhnter Vielfalt – wenn Frieden einkehrt.