Kunst im Kolumbarium?

Kallmuther gingen neue Wege und ließen ihre Friedhofshalle künstlerisch gestalten

Eine der Darstellungen auf den Wänden der Kallmuther Friedhofshalle zeigt das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter, die in Kallmuth von Menschen aus dem ganzen Umland verehrt wird. (c) pp/Agentur ProfiPress
Eine der Darstellungen auf den Wänden der Kallmuther Friedhofshalle zeigt das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter, die in Kallmuth von Menschen aus dem ganzen Umland verehrt wird.
Datum:
25. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 04/2022

Geht es nach Ortsbürgermeister Robert Ohlerth, dann wird die Friedhofshalle Kallmuth künftig dreierlei Dingen dienen: Nämlich nach wie vor als Friedhofshalle und Aufbahrungsort vor Beerdigungen, zweitens als Kolumbarium, also als nischenartiger Bestattungsraum für Urnen, und drittens als Ausstellungsraum und Aufführungsraum für Ausstellungen und Kleinkunstauftritte.

„Friedhofshallen im Stadtgebiet Mechernich werden kaum noch benutzt. Alle Bestatter verfügen inzwischen über eigene Aufbewahrungs- und Kühl- und Abschiedsräume“, so der langjährige Stadtrat und Vize-Bürgermeister. Ohlerth: „Auch werden mehr und mehr Aussegnungsfeierlichkeiten direkt an die Trauer- und Auferstehungsgottesdienste in den Kirchen angehängt.“

Deshalb hat der Kallmuther „Sheriff“ schon vor längerem mit Bürgermeister  Hans-Peter Schick darüber nachgedacht, die Kallmuther Friedhofshalle auch für kulturelle Zwecke zu öffnen. In den Künstlern Manuel Pfleging, Bastian Rupp und Stefan Vogt, die auch schon für KEV und e-regio Transformatoren im Dorf mit kunstvollen Darstellungen des Kallmuther Sankt-Georgs-Rittes gestaltet haben, fand Ohlerth verständige Partner.

Die Männer der Kunstagentur „Wir können alles außer Standard“ verzierten die Innenwände bereits mit Szenen aus der Kallmuther Vergangenheit von der Römerzeit bis heute. Unter anderem wurden die Pfarrkirche St. Georg, Römerkanal, Brunnenstube, die alte Dorfwirtschaft Kuchem (Niessen) und das Gnadenbild der Mater Dolorosa abgebildet. 

„Kein Abriss, keine Rumpelkammer“

Stefan Vogt, der Sprecher der Künstlergruppe, die die Dorf- und Regionalgeschichte auf den Wänden der Halle verewigt hat, bei der Arbeit am Kallmuther Dorfbrunnen. Außer diesem gibt es auch noch eine römische Brunnenstube vor den Toren der Ortschaft. (c) Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress
Stefan Vogt, der Sprecher der Künstlergruppe, die die Dorf- und Regionalgeschichte auf den Wänden der Halle verewigt hat, bei der Arbeit am Kallmuther Dorfbrunnen. Außer diesem gibt es auch noch eine römische Brunnenstube vor den Toren der Ortschaft.

„Ich wollte verhindern, dass die Friedhofshalle eines Tages abgerissen wird oder als Abstellschuppen dient, wie vielerorts für Rasenmäher und Gartenwerkzeug“, erklärte Robert Ohlerth seine Beweggründe. Außerdem sei ihm eine zugängliche öffentliche Toilette auf dem Kallmuther Friedhof wichtig, denn der werde auch von Angehörigen aus Kalenberg, Lorbach und Bergheim aufgesucht.

Durch die Wandlung einer einstmals kirchennahen in eine kirchenferne Gesellschaft mit sehr differenzierter Bestattungskultur sei man nahezu gezwungen, sich neue Nutzungsvarianten einfallen zu lassen, unterstrichen Robert Ohlerth und Andreas Schmitz vom Sachausschuss Georgsritt einmütig bei einem gemeinsamen Ortstermin. Zu diesem Zweck schlägt Ohlerth deshalb auch eine drastische Reduzierung der städtischen Nutzungsgebühren für Friedhofshallen von 180 auf 60 Euro plus Reinigungskosten vor, um Abschiedsfeiern in diesen Räumlichkeiten überhaupt wieder attraktiv zu machen.
Die künstlerische Innengestaltung der Friedhofshalle durch die Agentur „Wir können alles außer Standard“ wurde von der NRW-Aktion „Heimatscheck“ unterstützt und zwar unter der Patenschaft von Musikverein, Kirchenchor St. Cäcilia und Sachausschuss Georgsritt. Künstlerisch Hand angelegt haben die eingangs erwähnten Stefan Vogt, Bastian Rupp und Manuel Pfleging.

Ortsbürgermeister Robert Ohlerth kann sich eine ganztägige Öffnung der Friedhofshalle vorstellen, wenn dort Urnen in Kolumbarien beigesetzt sind oder auch während Kunstausstellungen. Über Bewegungsmelder könne sakrale Musik oder Meditationsmusik automatisch eingeschaltet werden. Eine Fernüberwachung über Video sei ebenfalls technisch machbar.                                                                                        pp/Agentur ProfiPress