Krippe in Bewegung

Gisbert Hochgürtel hat eine Broschüre über die Krippe in St. Anna herausgegeben

Der Fotograf Gisbert Hochgürtel hat eine Broschüre mit Bildern und vielen Hintergrund- informationen über die Krippe in St. Anna erstellt. (c) Stephan Johnen
Der Fotograf Gisbert Hochgürtel hat eine Broschüre mit Bildern und vielen Hintergrund- informationen über die Krippe in St. Anna erstellt.
Datum:
2. Jan. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 01/2024 | Stephan Johnen

Wie wird man eigentlich Mitglied des Krippenkomitees St. Anna? Wie so oft im Ehrenamt durch Zufall. Als Pfarrer Hans-Otto von Danwitz im Herbst 2022 während einer Sonntagsmesse die Gottesdienstbesucher fragte, ob jemand Interesse daran hätte, sich beim Auf- und Abbau federführend zu beteiligen, fühlte sich Gisbert Hochgürtel angesprochen – trotz oder gerade wegen seines „stark ausbaufähigen Talents im Aufbau der häuslichen Krippe“. 

Wenige Wochen später wurde er ins kalte Wasser geworfen und baute mit den weiteren Mitgliedern des Komitees die auf 18 Podesten ruhende, mehrere Quadratmeter große Krippenlandschaft auf. Obwohl er der Pfarrei seit Geburt verbunden ist, in der Annakirche getauft und gefirmt wurde, dort seiner Ehefrau das Ja-Wort gab und die Krippe wahrlich nicht das erste Mal gesehen hat, veränderte sich dennoch die Perspektive. 
Der Fotograf entdeckte Details, die er so nie zuvor gesehen hatte. Und er stellte sich Fragen zur Geschichte und zur Herkunft der Figuren und Gebäude, auf die es erst mal keine Antworten gab. Das Interesse war geweckt, der Grundstein für die nun vorliegende Broschüre „Die Krippe in St. Anna“ war gelegt. Neben vielen Bildern enthält die von einer Dürener Druckerei zum Selbstkostenpreis gedruckte Broschüre auch eine Menge Hintergrundinformationen. Gegen eine Spende von zehn Euro kann die Broschüre in der Annakirche erworben werden. Mit dem Erlös wird das Kinderheim in Poconas unterstützt, zu dem die Gemeinde seit Jahren eine enge Verbindung hat.

„Ursprünglich wollte ich den Auf- und Abbau der Krippe dokumentieren“, blickt Gisbert Hochgürtel zurück. So sollte eine Art bebilderte Anleitung für kommende Generationen entstehen. Aktuell besteht das Team noch aus Berthold Becker, Eberhard Ludwig, Lothar Werz, „Iris“ und Ali Aloubeid. Für die Gestaltung der Figuren und Szenen sind Birgit Schumacher, Trudis Steinmann und Maria Schürgers zuständig. „Keiner wusste mehr etwas über die Hintergründe, wo die Krippe eigentlich herkam“, sagt Hochgürtel. Vom letzten damals noch lebenden Mitglied des ursprünglichen Aufbauteams erhielt er einige Texte, die der ebenfalls verstorbene Pfarrer Bernhard Gombert verfasst hatte. Auch dieses Mitglied ist mittlerweile verstorben, doch die Unterlagen gingen nicht verloren.

Ernst Ohst liefert das Modell

Vom ersten Adventssonntag bis Mariä Lichtmess werden zehn Szenen (neun davon aus dem Evangelium) dargestellt. (c) Stephan Johnen
Vom ersten Adventssonntag bis Mariä Lichtmess werden zehn Szenen (neun davon aus dem Evangelium) dargestellt.

„Mich hat überrascht, wie das Ganze so detailgetreu umgesetzt wurde“, zollt Hochgürtel den unbekannten Kunsthandwerkern seinen Respekt. Die Idee für eine „neue Krippe“ entstand Mitte der 70er Jahre. Zum Jahreswechsel 1976/1977 wurde der Grafiker Ernst Ohst gewonnen, das Modell eines Krippenhauses zu entwerfen. Zum Weihnachtsfest 1976 wurde die Krippe, die im Stil eines Eifeler Mühlen- und Bauernhauses gehalten ist, 
erstmals errichtet. Auch für die Erweiterungen der Krippe in den kommenden Jahren lieferte Ernst Ohst die Vorlagen.

Über Jahrzehnte drehte sich das Mühlrad, wenn Besucher eine Spende in den Opferstock warfen. Zehntausende Mark kamen so für Poconas zusammen, ein Herzensprojekt von Pfarrer Gombert. Die Zinkwanne ist mittlerweile so stark beschädigt, dass das Rad stillsteht. Spritzwasser hat auch die Seitenwand der Mühle stark in Mitleidenschaft gezogen. Aufgaben für die Zukunft gibt es also noch genug.

Was selbst Gisbert Hochgürtel als regelmäßiger Gottesdienstbesucher nicht wusste beziehungsweise bemerkt hat: Jede Woche wird, beginnend mit der Adventszeit, eine andere Szene mit Krippenfiguren dargestellt. Von der Verheißung der Geburt Jesu über die Verkündigung der frohen Botschaft und den Besuch der Heiligen Drei Könige bis Mariä Lichtmess.

Der Besuch der Großeltern

Zu Ehren des langjährigen Anna-Pfarrers Bernhard Gombert, der auch die Krippe mit initiiert hat, gibt es eine Figur in bolivianischer Tracht – ein Hinweis auf die Unterstützung des Kinderheims in Poconas als weitere Herzensangelegenheit des Seelsorgers. (c) Stephan Johnen
Zu Ehren des langjährigen Anna-Pfarrers Bernhard Gombert, der auch die Krippe mit initiiert hat, gibt es eine Figur in bolivianischer Tracht – ein Hinweis auf die Unterstützung des Kinderheims in Poconas als weitere Herzensangelegenheit des Seelsorgers.

Pfarrer Gombert ist es zu verdanken, dass eine der zehn Szenen nicht mit einer entsprechenden Bibelstelle in der Broschüre hinterlegt werden kann. „Der Besuch der Großeltern Oma Anna und Opa Joachim bietet eine unvorhergesehene Pointe in St. Anna“, sagt Hochgürtel. Pfarrer Gombert selbst schrieb dazu, wie wichtig Großeltern auch bei der (religiösen) Erziehung von Kindern sind. Ein Beobachter dieser im Evangelium nicht überlieferten Szene ist übrigens Pfarrer Gombert selbst – als Krippenfigur in einer bolivianischen Tracht. Nach seinem Tod wurde die Figur geschnitzt und in die Krippe integriert. „Es gibt viel zu entdecken. Mein Anliegen war es, die Krippe mit der Broschüre zu dokumentieren und für die Nachwelt festzuhalten. Für viele Menschen ist die Annakirche Heimat“, sagt Gisbert Hochgürtel.