Kräftig pumpen

Der Pumptrack des „KiJuZe“ St. Hubertus verbindet Fahrspaß und sportliche Herausforderung

Pumptrack ist ein Sport, den schon die  Kleinen machen und dabei ihre Geschicklichkeit trainieren können. Natürlich mit Helm. (c) Mit freundlicher Genehmigung von bike-components
Pumptrack ist ein Sport, den schon die Kleinen machen und dabei ihre Geschicklichkeit trainieren können. Natürlich mit Helm.
Datum:
12. Juni 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 24/2024 | Andrea Thomas

Er ist das „Highlight“ im weitläufigen Außengelände des Kinder- und Jugendzentrums (KiJuZe) St. Hubertus in Aachen-Hanbruch. Seit zehn Jahren lockt der erste „Pumptrack“ (ein Rundkurs mit Wellen und Steilkurven für dafür geeignete Fahrräder) der Kaiserstadt Kinder und Jugendliche von näher und ferner an.

Leiser Nieselregen fällt, wie so oft in diesem Frühjahr. Was die kleine Gruppe Jugendlicher jedoch nicht abhält. Ausgerüstet mit Schutzhelmen und zum Teil auch mit Protektoren an Knien und Ellenbogen, stehen sie am Rand des Pumptrack zusammen und reden, ehe wieder einer von ihnen sein Rad nimmt und losfährt.

Auf den geraden Streckenabschnitten des Parcours, die mit Wellen ausgestattet sind, gilt es durch einen sogenannten „Pump“ (pumpendes Drücken) Geschwindigkeit aufzubauen, um diese optimal mit in die folgenden Steilkurven oder Sprünge zu nehmen. Die anderen warten, bis die Runde absolviert ist oder fahren mit entsprechendem Abstand. Zuschauen, sich über die gewählte Strecke, Kunststücke und Technik auszutauschen, gehört genauso dazu, wie selbst zu fahren.

Was schwierig ausschaut, ist es eigentlich nicht, erklärt Lars Lummerich, pädagogischer Mitarbeiter des „KiJuZe“ und Pumptrack-Fan. „Vorerfahrung braucht man nicht. Man muss lediglich Fahrradfahren können.“ Sie hätten Kinder ab dem Grundschulalter, die hier fahren, Jugendliche bis zu jungen Erwachsenen. An den Wochenenden – an denen zwar die Jugendeinrichtung geschlossen, der Pumptrack jedoch zugänglich ist – kämen ganze Familien. Da testen dann auch mal Papas ihr Können und absolvieren kleine Kinder den Kurs mit dem Laufrad. Optimal zu befahren ist der mit BMX-Rädern und speziellen „Dirtbikes“, aber die Technik des Pumpens funktioniert auch mit Skateboards, Longboards, Inlineskates oder Scootern. Jeder kann den Pumptrack in seinem eigenen Tempo und mit so viel Risiko befahren, wie die eigenen Fähigkeiten und das Zutrauen darin es zulassen. Weil man den Kurs immer etwas anders fahren oder Sprünge und Kunststücke einbeziehen kann, bleibt er auch für Fortgeschrittene interessant.

Die Idee dazu hatten vor gut zehn Jahren Lars Lummerich, sportbegeistert und selbst Radsportler, und einige Kinder und Jugendliche mit Interesse am Fahren. „Sowas gab es damals noch nicht in Aachen oder in der Nähe“, berichtet Lars Lummerich. Weshalb sie für den Bau eine Firma aus Süddeutschland beauftragt haben. Die Stadt Aachen sei von Anfang an im Boot gewesen und habe das Projekt ebenso wie das Land NRW, gefördert. Wichtig war und ist, dass die Anlage frei zugänglich ist. So gibt es die Möglichkeit, den Pumptrack während der Öffnungszeiten des „KiJuZe“ unter Aufsicht und mit fachlicher Betreuung zu nutzen, aber auch außerhalb davon.

 

In der Werkstatt lernen Kinder und Jugendliche, ihre Räder zu reparieren. (c) Andrea Thomas
In der Werkstatt lernen Kinder und Jugendliche, ihre Räder zu reparieren.

Das funktioniert nicht zuletzt, weil es feste Regeln gibt. So besteht beispielsweise Helmpflicht, die Strecke darf nur mit geeigneten Rädern (oder anderen Fortbewegungsmitteln) genutzt werden, wer fährt, nimmt Rücksicht auf schwächere Fahrer und hält Sicherheitsabstand. Seinen Müll nimmt man beim Verlassen des Geländes wieder mit.

„Unser erster Pumptrack war noch aus Erde und Lehm“, erinnert Lars Lummerich sich. Zum 50. Bestehen des Kinder- und Jugendzentrums gab es dann 2019 einen Neubau aus Asphalt. Da war Pumptrack zunehmend beliebter geworden und es kamen auch mehr Kinder und Jugendliche ins Haus, die nicht aus dessen unmittelbarem Einzugsgebiet Kronenberg und Hanbruch stammten. „Die Anlage ist ein sozialer Treffpunkt, wo verschiedene Gesellschafts- und Bildungsschichten zusammenkommen“, sagt Birgitt Klevers-Valk, eine der Leiterinnen der Einrichtung.

Damit auch alle, die fahren möchten, die Möglichkeit haben, hat das „KiJuZe“ spezielle Räder angeschafft, die ebenso wie die entsprechende Schutzausrüstung ausgeliehen werden können. Da die recht teuer sind, hätten sie sich dazu einen Kooperationspartner aus dem Radbereich mit ins Boot geholt, sagt Lars Lummerich. Ergänzt wird der Pumptrack durch eine Fahrradwerkstatt. Partner hier ist der Verein „Geländefahrrad“. Das ehrenamtliche Team wartet die Leihräder und bietet zwei Mal in der Woche einen „Schrauber-Treff“ an, bei dem die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Räder warten und reparieren können und lernen, wie man das macht. Klassische Hilfe zur Selbsthilfe.

Der Pumptrack ist sicherlich ein besonderer Anziehungspunkt, doch auch sonst geht es im „KiJuZe“ sportlich zu. „Wir haben ein Außengelände und ein Gebäude, das dafür geradezu prädestiniert ist“, sagt Birgitt Klevers-Valk. Als das Haus gebaut worden sei, sei es bewusst als Jugendheim und nicht als Gemeindezentrum konzipiert worden, weshalb es von Anfang an Platz gab, Kinder und Jugendliche in ihrem Bewegungsdrang zu fördern – oder ihn zu wecken. Denn „wir stellen fest, dass sich Kinder und Jugendliche, je nach Elternhaus, weniger bewegen und ungesünder ernähren“, berichtet Birgitt Klevers-Valk.

Dem wollten sie entgegenwirken. Was mit dem Pumptrack prima funktioniert. Darüber hinaus gibt es eine Turnhalle, in der auch bei schlechtem Wetter unter anderem Fußball und Basketball gespielt werden kann. Vor acht Jahren ist über eine Gruppe Jugendlicher auf dem Gelände eine Calisthenicsanlage entstanden, eine Art „Outdoor-Muckibude“, wie Birgitt Klevers-Valk scherzt. Ohne spezielle Sportgeräte wie Hanteln oder Ähnlichem werden bei Calisthenics Muskeln aufgebaut. Trainiert wird überwiegend mit dem eigenen Körpergewicht. Kniebeugen, Liegestütze oder Klimmzüge bilden die Basis. Auch das komme sehr gut an und werde vor allem von älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen gut genutzt. Inzwischen gibt es auch hier einen Überseecontainer mit entsprechendem Trainingsmaterial zum Ausleihen. Außerdem sind Pumptrack und Calisthenicsanlage einmal im Jahr Mittelpunkt von Wettkämpfen, wo Kinder bis junge Erwachsene ihr Können zeigen.  

INFO

Kunststücke und Sprünge sind ein Element beim Pumptrack. (c) Mit freundlicher Genehmigung von bike-components
Kunststücke und Sprünge sind ein Element beim Pumptrack.

Am Samstag, 22. Juni, findet auf dem Gelände hinter dem „KiJuZe“ (Händelstraße 6 in Aachen) die zehnte Pumptrack-Session statt. In verschiedenen Kategorien zeigen Kinder ab sechs Jahren, Jugendliche und Erwachsene ihr Können.
Am Samstag, 31. August, findet dann der „Crown’s Cup“ statt, bei dem sich Jugendliche ab 16 Jahren in verschiedenen Gewichtsklassen auf der Calisthenicsanlage messen.
Information und Anmeldung sind unter www.kijuze.de möglich.