Korrektur der Geschichte

Nach neuen Erkenntnissen aus der Forschung wird die Ausstellung auf Haus Hohenbusch erweitert

Kreuzherren Nachricht (c) Förderverein Haus Hohenbusch/Frank Körfer
Kreuzherren Nachricht
Datum:
27. Feb. 2018
Von:
Garnet Manecke
Aus dem Nachlass eines Hobby-Historikers haben der Förderverein Haus Hohenbusch und das Stadtarchiv Erkelenz eine neue Ausstellung konzipiert. Die Besucher werden feststellen, dass die bisher bekannte Geschichte des ehemaligen Klosters in manchen Punkten korrigiert werden muss.
Kreuzherren (c) Förderverein Haus Hohenbusch/ Frank Körfer
Kreuzherren

 Die ehemaligen Pfarrer der umliegenden Gemeinden sind rehabilitiert. Der Beichtstuhl in St. Christophorus Gerderath, die Kanzel, das Chorgestühl und die Orgel in der evangelischen Kirche in Linnich, die Figur der heiligen Odilia in St. Jacobus Wockerath, die Monstranz in St. Stephanus Kleingladbach und die Reliquiare aus Zinn in St. Dionysius Doveren: Wer sich bisher vorstellte, wie Geistliche in Nacht- und Nebelaktionen die Gegenstände aus dem ehemaligen Kreuzherren-Kloster abtransportieren ließen, um sie in den eigenen Gotteshäusern unterzubringen, irrt. „Wir haben jetzt entdeckt, dass die Franzosen bei der Auflösung des Klosters einen Oberpfarrer in Erkelenz ernannt haben“, berichtet Frank Körfer, Vorsitzender des Fördervereins Haus Hohenbusch. „Der sollte bestimmen, was mit den Gegenständen geschehen sollte.“ Die Orgel der Klosterkirche ist per Dekret nach Linnich gebracht worden.

Dass in diesen Punkten jetzt Klarheit herrscht, ist einem Hobby-Historiker zu verdanken. Der Frisörmeister Matthias Siemes war zeitlebens begeisterter Heimatforscher. Nach seinem Tod 2009 verwaltete seine Witwe sein Archiv. „Als sie starb, hat uns ihre Tochter das Archiv überlassen“, erzählt Körfer. Weil die Ehrenamtlichen des Fördervereins kein eigenes Archiv aufbauen und verwalten können, hat das Stadtarchiv die Unterlagen übernommen. Gemeinsam mit Karten, Fotos und Schriften aus dem Klosterarchiv werden die Dokumente in einer neuen Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gerade die Dokumente aus dem Klosterarchiv blieben lange unbeachtet. „Jahrzehnte haben die Handschriften aus der Bibliothek in Kisten im Keller gelagert“, erzählt Alice Habersack vom Stadtarchiv Erkelenz.

Auch im Archiv des Erzbistums Köln sowie in Archiven in New York und Paris existieren Handschriften von Hohenbusch. „Es gibt zwar eine Inventarliste, aber da stehen nur die wertvollsten Bücher drauf“, sagt die Historikerin. „Der damalige Bischof von Aachen interessierte sich nicht dafür, er hielt das alles für Schnee von gestern“, erzählt Körfer. Dabei findet sich in den Büchern, Karten und Plänen die Lösung so manchen Geheimnisses. Auch Alice Habersack kann nun eine Wissenslücke füllen: Dass sich die Kreuzherren, wie andere Orden auch, mit der pflanzlichen Heilkunde beschäftigten und einen Garten mit Heilpflanzen unterhielten, ist unbestritten. Allerdings blieb bisher die Frage offen, ob die Kreuzherren auch eine Krankenstation unterhielten. „Die Frage kann jetzt mit einem Ja beantwortet werden“, sagt Habersack. „Im Länderarchiv habe ich eine Karte von 1846 gefunden, die zeigt, dass die Krankenstation direkt neben dem Herrenhaus lag.“ Auch wo die Konventgebäude genau standen, kann heute dank der Arbeit von Kölner Archäologen, die die Fundamente untersucht haben, nachvollzogen werden.

 

Finanziert haben sich die Kreuzherren über ihren Grundbesitz, einige Höfe gibt es noch

Einige dieser neuen Erkenntnisse fließen in die Erweiterung der Dauerausstellung „Lebensraum Hohenbusch“ ein, die der Geschichte von den Anfängen als Klostergut bis hin zur späteren Nutzung als privater Wohnsitz für die Familie eines Textilfabrikanten gewidmet ist. Andere werden der Öffentlichkeit in einer Sonderausstellung des Stadtarchivs im Laienbrüderhaus zugänglich gemacht, die einen Teil von Siemes’ Nachlass zeigt. Die Dauerausstellung ist vor allem um einige Informationen erweitert worden, die zwar schon länger bekannt sind, jetzt aber bildlich dargestellt werden. Zum Beispiel die Karte und Fotos zum Besitz der Kreuzherren. „Haus Hohenbusch war das zweitgrößte Kreuzherren-Kloster auf deutschem Boden“, berichtet Körfer. Von hier aus wurden die Zweigstellen in Wickrath und Wegberg gegründet. Während in Wickrath eine Kommunität mit etwa zwölf Mönchen gelebt hat, blieb die Kommunität in Wegberg immer auffallend klein mit zwei bis vier Mönchen. Beide Zweigstellen übernahmen die Pfarrseelsorge vor Ort. Finanziert haben sich die Kreuzherren über ihren Grundbesitz. „Der war immens“, sagt Körfer. 11056 Morgen Ackerland, das entspricht 27640000 Quadratmetern. Dazu kamen die Einnahmen aus den Höfen und den Mühlen. Eine Karte zeigt die Lage der Höfe und Mühlen rund um das Kloster. Einige davon gibt es heute noch. Sie werden in Bildern gezeigt und erzählen so ihre eigene wechselvolle Geschichte.

Vom 4. bis 18. März gibt das Stadtarchiv Erkelenz im Laienbrüderhaus einen Einblick über die Archivbestände von Haus Hohenbusch, geöffnet samstags und sonntags 13 bis 17 Uhr. Zudem wird am 4. März um 14 Uhr die erweiterte Dauerausstellung „Lebensraum Haus Hohenbusch“ eröffnet.

Kreuzherren Kirche (c) Garnet Manecke