Klima wandeln

Die Gemeinde St. Andreas in Aachen hat das zu ihrem Thema gemacht

Das Insektenhotel auf der Gemeindewiese nimmt Gestalt an und sorgt nebenbei für ein gutes Gemeindeklima. (c) Andrea Thomas
Das Insektenhotel auf der Gemeindewiese nimmt Gestalt an und sorgt nebenbei für ein gutes Gemeindeklima.
Datum:
22. Sept. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2020 | Andrea Thomas

Das Klima wandelt sich. Nicht nur das meteorologische sondern auch das gesellschaftliche. Wer aufmerksam durch die Welt geht, sieht das, auch da, wo die Welt in Vielem noch in Ordnung ist oder zumindest scheint. Die Gemeinde St. Andreas in Aachen hat „Klima wandeln“ zu ihrem Jahresthema gemacht, um wach zu werden und zu bleiben, wo jeder von uns etwas tun kann, solange das noch möglich ist.

Startschuss für das Jahresthema war die 72-Stunden-Aktion 2019, bei der die Mauer neben dem Pfarrheim zur bunten „Werbewand“ für mehr Klimaschutz gestaltet wurde. (c) Andrea Thomas
Startschuss für das Jahresthema war die 72-Stunden-Aktion 2019, bei der die Mauer neben dem Pfarrheim zur bunten „Werbewand“ für mehr Klimaschutz gestaltet wurde.

Die Gemeinde ist Teil der Innenstadtpfarrei Franziska von Aachen, durch ihre Lage am Rande der Soers mit ihren Wiesen, Feldern und Bauernhöfen aber auch ländlich geprägt. Die Klimaveränderungen werden da schnell real, über Gespräche mit den benachbarten Bauern, die über die zunehmende Trockenheit berichten, schlechtere Ernten und weniger Heu für ihre Kühe und Pferde. 

Und auch, wie sich die Gesellschaft verändert, Agressionen wachsen, das Miteinander schwieriger wird, geht nicht an der Gemeinde vorbei. Hier halte man zwar noch zusammen, und gerade die ersten Coronawochen hätten die Menschen in der Gemeinde noch mal mehr zusammenrücken lassen, doch „wir leben ja nicht auf einer Insel“, sagt Gemeindereferentin Christiane Rath, die das Gemeindeteam St. Andreas begleitet. Zu dem gehören auch Markus Schröder und Susanne Meyer-Wagner, die an der Entscheidung „Klima wandeln“ zum Jahresthema zu machen, maßgeblich beteiligt waren. „Beim menschlichen Klima geht es bei uns noch mehr ums Erhalten und Fördern“, erklärt Markus Schröder. 

 

In kleinen Dingen Vorbild sein

Wo Corona den Blick noch einmal auf die Gemeinschaft und Solidarität miteinander in Krisenzeiten gelegt hat, hat sie eine andere Krise in den Hintergrund gedrängt, die jedoch immer drängender wird. Meteorologe Sven Plöger, den die Gemeinde zu einem Vortrag im Rahmen ihrer „Klimawoche“ eingeladen hatte, habe es gut beschrieben. Corona sei ein Fünf-Meter-Tsunami, bei dem wir auf die Wissenschaft hörten, der Klima-Wandel sei eine 500-Meter-Welle, doch die sähen wir nicht, hörten nicht auf die Wissenschaft. „Dabei können wir da alle etwas tun, um gegenzusteuern“, sagt Susanne Meyer-Wagner. Sie hat auch der Austausch mit den jungen Aktivisten von „Fridays for future“ in Aachen nochmal stärker wachgerüttelt. „Die Welt zu retten, ist nicht ihre Aufgabe, sondern unsere. Wir sind die Entscheidungsträger, die etwas ändern können. Die Jugend tut, was sie kann, und nutzt ihre Stimme, um uns die Richtung zu weisen.“

Was eine Gemeinde dazu beitragen und wie sie Vorbild sein kann, war eines der Themen der „Klimawoche“, die das Jahresthema abschloss. Neben dem Vortrag mit Sven Plöger gab es Kultur zum Thema sowie einen Workshop mit „Fridays for future“ Aachen und einen gemeinsamen Nachmittag zur nachhaltigen Gestaltung der Gemeindewiese. Hier sollen ein Insektenhotel sowie eine bienenfreundliche Blumenwiese dem Insektensterben entgegenwirken helfen sowie Regenwasser künftig, wo immer es geht, versickern können. Im Gemeindealltag seien das viele kleine Dinge, zählt Christiane Rath auf: „Glas- statt Plastikflaschen, Umweltschutzpapier für alles, was gedruckt wird, oder, wenn wir beim Gemeindetreff kochen, gute Lebensmittel oder solche vom Bauern in der Nähe zu verwenden“. Wichtig sei, sagt Markus Schröder, Menschen mit ins Boot zu holen und zu zeigen, dass das auch Spaß machen kann.