Seit sie im vergangenen Sommer erstmals aus der Kirche hinaus in die Öffentlichkeit gegangen – pardon – getragen worden ist, hat die mobile Kirchenbank aus Aachen viel erlebt. Und sie hat „Geschwister“ bekommen, unter anderem in Düren, in Walheim und nun auch in Kohlscheid.
Das Kooperationsprojekt der GdG an der Himmelsleiter, Aachen-Ost/Eilendorf und Franziska von Aachen hat Kreise gezogen. Mit dabei sind inzwischen auch die GdG St. Franziskus Düren-Nord, St. Lukas Düren und der Caritasverband Düren-Jülich. Man könnte auch sagen, eine „Ver*rückte“ bleibt selten allein. Was für die Bänke ebenso gilt wie für die Menschen, die sie an die frische Luft befördern und die, die bei ihr stehen bleiben.
In Düren hat sich ein eigenes Kirchenbank-Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen gefunden, angestoßen unter anderem über Dorothee Wakefield, die von Anfang an mit dabei ist und als Gemeindereferentin in Düren-Nord arbeitet. In und um Düren sind Bank und Team unterwegs dahin, wo Menschen sind und sich Leben abspielt – vom Bahnhof bis zum Hospiz.
Dorothee Wakefield fasziniert nach wie vor die Vielfalt der Kontakte und Gespräche, die über die Bank entstünden oder erst möglich würden, auch zu Menschen, die nur noch wenig oder gar keinen Bezug zu Kirche haben. Auch die Ur-Kirchenbank hat in den vergangenen Monaten einiges erlebt und unter anderem im Aachener Elisengarten vorbeigeschaut, bei der Solidaritätsaktion für Menschen ohne Arbeit in Aachen, bei Maria 2.0 und beim Klima-Camp auf dem Aachener Markt. Die Kirchenbank in Walheim haben Jugendliche aus dem Space-Jugendzentrum gestaltet und dabei das Thema „Schöpfung“ aufgegriffen. Klar, dass sie auch bei der Eröffnung des Schöpfungsgartens hinter der Kirche in Walheim dabei war, außerdem bei der Korneli-Oktav, und die Gruppe „Brings“ hat sie auch schon „besetzt“. In Venwegen haben die Kommunionkinder eine Bank gestaltet, eine fröhlich-bunte Erinnerung an ihren besonderen Tag und ebenfalls ein Ort, um ins Gespräch zu kommen.
Eine weitere „Ver*rückte“ gibt es seit vergangenem Jahr in „Christus unser Friede“ Kohlscheid, genauer in Mariä Heimsuchung. Ursel Sistemich, engagierte Ehrenamtliche in der Gemeinde, hatte eine kleine alte Kirchenbank geerbt. Im Sommer in Aachen lernte sie das Kirchenbank-Projekt kennen und war begeistert. Gemeinsam mit Karl Remy, Ehrenamtler wie sie, wollte sie ihre Bank auch nutzen, um Menschen Kirche anders nahe zu bringen. So bekam die kleine Bank ein neues Zuhause in der Tageskapelle von Mariä Heimsuchung – und immer wieder eine neue Dekoration. Zu Erntedank war sie unter anderem mit Äpfeln zum Mitnehmen und Weiterverschenken geschmückt, zu Ostern gab es Eier, dazwischen wurde sie Bücherbank und immer wieder mit anderen Dingen oder Impulsen für die Kapellenbesucher bestückt.
Inzwischen war auch ein Kontakt zwischen den Kirchenbank-Teams entstanden und die Idee, mal etwas gemeinsam zu machen und auch die Kohlscheider Bank mal an die frische Luft zu bringen. Freitag vor Muttertag war es dann soweit, die Kirchenbank stellte sich auf dem Wochenmarkt vor der Pfarrkirche St. Katharina vor. Verstärkung hatten Ursel Sistemich und Karl Remy dazu von Margit Umbach und Dorothee Wakefield bekommen, sowie von Pfarrer Rainer Thoma, der das Projekt gut findet. „Wir gehen als Pfarrei immer wieder raus, stellen unseren Tisch in die Kirchentür und laden die Leute bei einem Kaffee zum Gespräch.“ Kirche müsse zu den Menschen gehen, meint er und zwar ganz unkompliziert.
„Kirche muss wieder einfacher werden, sich vernetzen mit anderen, auch kirchenfernen Akteuren und Aktionen“, stimmt ihm Margit Umbach, die Ursprungs-Ideengeberin, zu. In den vergangenen Wochen sei so viel entstanden, an Begegnung und besonderen Momenten. Auch in Kohlscheid dauerte es nicht lange, bis die ersten stehen blieben und zwischen Gemüse, Eiern, Brot und Käse ins Gespräch kamen. Damit das zukünftig noch einfacher wird, soll die Kirchenbank-Familie weiteren Zuwachs bekommen, und zwar klappbaren. „Unsere Bänke sind ja toll, aber auch recht sperrig“, sagt Margit Umbach. Als sie daher die Bauanleitung der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover für eine „Kirchenbank to go“ entdeckt habe, habe sie sich die sofort besorgt und bei einem Schreiner zwei Stück in Auftrag gegeben. Es geht weiter …