Kirche, Küche und Konzerte

Aus der Kirche St. Mariä Verkündigung in Kohlscheid ist ein multifunktionales Gotteshaus geworden

Der vordere Teil wird nun für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt. (c) Andrea Thomas
Der vordere Teil wird nun für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt.
Datum:
30. Jan. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2018 | Andrea Thomas

Was tun mit Kirchen, die nach KIM nicht weiter bezuschusst werden? Die Pfarrei „Christus unser Friede“ in Kohlscheid hat für ihre Gemeindekirche im Ortsteil Bank eine Lösung mit Mehrwert für die ganze Pfarrei gefunden. Aus der zu großen Kirche ist eine multifunktionale Kirche/Gemeindezentrum geworden. Ein Beispiel auch für andere Pfarreien.

Im vorderen Bereich wurde eine moderne Küche eingebaut. (c) Andrea Thomas
Im vorderen Bereich wurde eine moderne Küche eingebaut.

Von außen schaut Mariä Verkündigung immer noch aus wie eine ganz normale Kirche. Doch schon, wenn man den verglasten neuen Eingangsbereich betritt, merkt man, dass sich hier einiges verändert hat. Das erste Drittel des Gebäudes entspricht nach der Umgestaltung einem klassischen Gemeindezentrum: ein Raum/Foyer mit Tischen und Stühlen für Veranstaltungen, linker Hand befinden sich Toiletten, behindertengerecht und mit Wickelgelegenheit sowie eine moderne Küche, rechts schließen sich ein Aufzug sowie das Treppenhaus nach oben an. Hier steht ein weiterer großer, in der Mitte teilbarer Gruppenraum zur Verfügung. Dazu ist die ursprüngliche Orgelempore – auf der auch weiterhin die Orgel und der Kirchenchor Platz finden – in den früheren Kirchenraum hinein verlängert worden. Der ist jetzt zum einen als Kirchenraum für Gottesdienste zu nutzen, aber auch als Raum für Veranstaltungen vom Konzert über den Seniorennachmittag bis zur Pfarrkarnevalssitzung. „Mit Tischen haben wir Platz für 96 Personen, nur mit Stühlen für 105“, erläutert Kirchenvorstandsmitglied Herbert Contzen, der den Umbau gemeinsam mit Arnold Dohmen als Architekt für die Pfarrei begleitet hat.

 

Helle und moderne Räume

Je nach Nutzung kann der sich anschließende Altarraum mit einem Vorhang abgetrennt werden. Dessen Clou: Er ist halbtransparent und lässt auch geschlossen Kreuz und Altar durchscheinen. Eine zweite Besonderheit: Der Ambo ist drehbar, so dass er ebenso wie der Altar in beide Richtungen genutzt werden kann. Für Werktagsgottesdienste oder in kleinerem Rahmen ist auf diese Weise ein Gottesdienstraum mit 30 Plätzen entstanden. Die Skepsis innerhalb der Gemeinde („Was macht Ihr nur mit unserer Kirche?“) sei immer mehr verschwunden, je weiter der Umbau Gestalt angenommen habe, berichten Arnold Dohmen und Herbert Contzen.

Spätestens mit der Wiedereröffnung im vergangenen September waren dann auch die letzten überzeugt. Inzwischen haben in der neuen Gemeindezentrum-Kirche bereits erfolgreich Veranstaltungen stattgefunden. Das „Schaufenster“ im Eingangsbereich bot einen gelungenen Rahmen für die Weihnachtskrippe, und die schicke moderne Küche wird regelmäßig von der neugegründeten pfarrlichen Männerkochgruppe genutzt. „Außerdem können die Räume gemietet werden, um zum Beispiel den Empfang oder die Feier nach Taufe oder Hochzeit oder den Kaffee nach einer Beerdigung hier zu feiern“, erläutert Pfarrer Rainer Thoma. Ein rundum gelungenes Projekt, wie nicht nur die Verantwortlichen in der Pfarrei meinen, sondern auch Bistums-Architektin Noemi Richarz: „Das Konzept und die Umsetzung des Entwurfs von Ursula Willms ist architektonisch sehr ansprechend. Es ist von der Materialität und auch der Formensprache so, wie wir es uns vorgestellt hatten: hell und modern.“ Für sie ein gutes Beispiel, was möglich ist, wenn eine Pfarrei bereit ist, loszulassen und ihre Kirchen neu zu überdenken. Sicherlich sei eine solche Nutzung nicht in jeder Kirche möglich – hier habe es räumlich und baulich gepasst – aber es könne auf jeden Fall eine Anregung sein.

„Sich zu konzentrieren, bedeutet nicht nur Verlust“, sagt Richarz. Wichtig war ihr auch, dass die Ausrichtung auf das Kreuz bestehen bleibt, St. Mariä Verkündigung weiter ein sakraler Raum bleibt. Dazu tragen auch viele vertraute Elemente aus der alten Kirche bei, die nun ganz anders zur Geltung kommen. So haben die Statuen von Maria und Josef, die vorher im Altarbereich aufgestellt waren, in Nischen im Kirchenraum ihren neuen Standort gefunden. Auch der Kreuzweg erstrahlt in neuem Glanz. „Er ist restauriert, gründlich gereinigt und in Holz gerahmt worden. Wir waren selbst ganz überrascht, wie gut er jetzt wirkt“, sagt Noemi Richarz. Die neue Nutzung und das damit verbundene zusätzliche Leben tut dem Gebäude auch baulich gut. Es wird mehr geheizt, was dazu beiträgt, Feuchtigkeitsbildung zu vermeiden. Die Fenster sind doppelverglast worden, um Lärmschutz und Wärmedämmung zu gewährleisten. Vor allem aber rückt die Kirche wieder in den (Orts-)Mittelpunkt.