Kindern eine Stimme geben

Die 600. Werkwoche der Bleiberger Fabrik beschäftigte sich auf kreative Weise mit dem Thema Kinderrechte

Das Thema „Jetzt erst Recht. Kinderrecht“ zog sich wie ein roter Faden durch die Woche, nicht nur wie hier beim Demozug durch Aachen. (c) Andrea Thomas
Das Thema „Jetzt erst Recht. Kinderrecht“ zog sich wie ein roter Faden durch die Woche, nicht nur wie hier beim Demozug durch Aachen.
Datum:
18. Okt. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 42/2022 | Andrea Thomas

In der Pandemie ist vieles zu kurz gekommen, weil es in gewohnter Form nicht möglich war und digital nur ein schwacher Ersatz sein konnte. Das haben auch die Mitarbeitenden der Bleiberger Fabrik und die Kinder und Jugendlichen erfahren, die regelmäßig die Angebote der Jugendkunstschule nutzten.  

In diesem Jahr war vieles wieder möglich, so dass in den Herbstferien die 600. Werkwoche der Bleiberger nicht nur stattfinden konnte, sondern zudem in besonderem Rahmen. Zu Jubiläen (so etwa alle zehn Jahre) ziehen die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen nämlich samt Betreuenden für eine Woche in eine Aachener Schule, wo sie gemeinsam übernachten, essen, spielen und werken. Zur 600. war das das Couven-Gymnasium, das 260 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren, 55 junge Betreuende und 33 Kunstschaffende zu einer großen Jugendkunst-Schule machten.

Kunst hat von allen Fächern etwas

Thema der Jubiläumswerkwoche war „Jetzt erst recht! Kinderrecht“. Das habe sich aus der Pandemieerfahrung ergeben, berichtet Leiter Axel Jansen. Den Kindern und Jugendlichen hätten die Werkwochen, aber auch Angebote in den Einrichtungen gefehlt, woraus sich für sie bei der Planung die Frage ergeben hätte: „Wie wichtig ist kulturelle Bildung? Bildung ist immerhin eines der Kinderrechte der UN.“ Grund genug, diese einmal in den Mittelpunkt zu stellen, auch um sie bekannter zu machen. Denn obwohl sie im Schulunterricht besprochen werden (sollten), sind sie doch noch immer vielen Kindern und Erwachsenen nicht bekannt oder gar nicht so bewusst.

In der Woche haben sich die Kinder und Jugendlichen auf ganz unterschiedliche Weise damit auseinandergesetzt, gelernt, was alles zu den Kinderrechten dazugehört. Neben dem Recht auf Bildung sind das unter anderem das Recht auf Gesundheit, auf Freiheit, Spiel und Freizeit, elterliche Fürsorge, den Schutz vor Gewalt und vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung, aber auch auf freie Meinungsäußerung und darauf, mit Respekt behandelt zu werden. Vieles davon hatten sie aufgegriffen und daraus Spruchbänder und Plakate gestaltet, mit denen sie bei einer Demo durch Aachens Innenstadt auf die Kinderrechte und ihre Anliegen aufmerksam gemacht haben.

In einigen der Werkstätten waren die Kinderrechte ebenfalls Thema. So hatte der Fotokurs eine Ausstellung gestaltet, die die wichtigsten Rechte in eigenen Bildern aufgriff. Die Gruppe Kunstexperimente hat sich mit dem Recht auf eine eigene Meinung eine eigene Perspektive auf Dinge beschäftigt, in dem die Kinder dasselbe Motiv aus ihrem ganz persönlichen Blickwinkel gemalt haben. Außerdem haben sie mit Farben und Werkstoffen experimentiert: das Recht darauf, eigene Erfahrungen machen zu dürfen.

Auch die Frage nach dem Stellenwert kultureller Bildung hat die Jugendlichen beschäftigt, was in der Frage mündete, warum zwar Mathe, aber nicht Kunst ein Hauptfach in der Schule sei. Kunst habe von allen Fächern etwas, so die Erkenntnis. Hier lernten sie, dass nicht alles perfekt laufen müsse, um am Ende zu einem guten Ergebnis zu kommen, durch Ausprobieren Dinge zu verstehen, logisch zu denken und sich zu entfalten.