Kinder spielerisch schützen

St. Donatus in Aachen will seine Präventionsarbeit weiter ausbauen und mit den Schulen kooperieren

Präventionsarbeit soll auch Spaß machen – wie beim Mitmach-Parcours des Petze-Instituts. (c) Petzte-Institut Kiel
Präventionsarbeit soll auch Spaß machen – wie beim Mitmach-Parcours des Petze-Instituts.
Datum:
15. Jan. 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 03/2019 | Andrea Thomas
Kinder stark und selbstbewusst machen, ist ein wichtiger Schritt, um sie gegen sexuelle Gewalt zu schützen. Darauf setzt auch das Petze-Institut in Kiel, das dazu unter anderem mehrere Mitmach-Ausstellungen entwickelt hat.
Pfarrer Ralf Freyaldenhoven. (c) Pfarrei St. Donatus
Pfarrer Ralf Freyaldenhoven.

Den Parcours für Kinder im Grundschulalter möchte die Pfarrei St. Donatus für ihre Präventionsarbeit erwerben. Im Interview erläutern Pfarrer Ralf Freyaldenhoven und Gemeindereferent Michael Schürmann, warum ihnen das wichtig ist.


Worum geht es beim Mitmach-Parcours und an wen richtet er sich?
Schürmann  Bislang richten wir uns in unserer Arbeit an Personen, die Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben. Nun wollen wir uns an Kinder selbst wenden. Der Parcours arbeitet nach den anerkannten Präventionsprinzipien: Es geht darum, Kinder selbst zu stärken, ihnen Orientierung zu geben über „gute und schlechte“ Gefühle, Berührungen und Geheimnisse. Und sie sollen lernen, sich Hilfe zu holen, wenn sie den Eindruck haben, dass bei den genannten Punkten etwas nicht stimmt.
Freyaldenhoven  Wir haben mit dem Parcours „Echt Klasse“ drei Zielgruppen im Auge: Zum einen möchten wir die Lehrer in die Lage versetzen, eigenständig damit zu arbeiten. Deswegen ist eine Lehrerfortbildung zur Ausstellung verpflichtend vor dem Einsatz. Danach sind die Lehrer in der Lage, mit den Kindern selbst zu arbeiten, während einer zirka zweiwöchigen Standzeit des Parcours. Als dritte Zielgruppe wird es das Angebot eines Elternabends geben.

Warum ist Ihnen das als Pfarrei so wichtig? Was möchten Sie damit erreichen?
Freyaldenhoven  Kinder, Jugendliche und Familien sind ein nicht wegzudenkender Teil unserer Gemeinde. Und dafür tun wir vieles in unserer Messdienerarbeit, in der offenen Jugendarbeit, in unseren Familienmessen und mit unseren vielen Fahrten. Die Arbeit mit dem Parcours ist ein weiterer Baustein in diesem pastoralen Bemühen um unsere Gemeinde. Und da wir einen langjährigen, sehr guten pastoralen Kontakt zu unseren drei Grundschulen und der Gesamtschule Brand haben, liegt es nahe, dass wir auch in diesem Bereich mit den Schulen kooperieren.

Schürmann  Genau. Und in den Schulen erreichen wir nahezu alle Kinder flächendeckend. Genau das ist eine Forderung von Experten, denn sexuelle Gewalt gegen Kinder beginnt häufig schon im Kindergarten- und Grundschulalter. Deswegen unterstützt auch der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, unsere Aktion.Letztlich besteht die Hoffnung aller Experten darin, mit dem flächendeckenden Erreichen der Kinder die unverändert erschreckend hohen Fallzahlen zu senken. Und dazu möchten wir in unserem Lebensraum einen Beitrag leisten. Letztlich geht es darum, Kinder zu stärken und zu schützen. Das ist Seelsorge pur! Übrigens stellen wir den Parcours auch anderen Gemeinden und Schulen zur Verfügung, wenn er bei uns nicht benötigt wird.

Freyaldenhoven  Wir ziehen aus dem, was schlimm und falsch war, Konsequenzen. Wir wollen positiv an Veränderungen arbeiten und auch die Zukunft in den Blick nehmen. Durch die vielen Initiativen und Schulungen entsteht eine Atmosphäre der Achtsamkeit und eines anderen Umgangs miteinander, auch in der Gesellschaft. Wir sind ein Teil der Kirche und nehmen unsere strukturelle Verantwortung für das, was geschehen ist, ernst. Vielleicht gelingt es so auch, dass unsere Kirche in diesem Kontext positiv ein Zeichen setzt.

Finanziert werden soll der Parcours – neben Eigenmitteln der Pfarrei – über Spenden, und da unter anderem über die „Aachener Spendierbütt“. Was ist das denn und wie funktioniert das?
Freyaldenhoven  Unser Kirchenvorstand findet „Echt Klasse“ so wichtig, dass er etwa 25 Prozent der Kosten absichert. Darüber hinaus sind wir auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Unter anderem haben wir auch einen Zuschussantrag beim Bistum zur Förderung als innovatives und zukunftsgerichtetes Pastoralprojekt gestellt. Da müssen wir aber die Entscheidung der zuständigen Gremien Ende Januar abwarten. Insgesamt müssen wir rund 40000 Euro finanziert bekommen.

Schürmann  Die „Aachener Spendierbütt“ ist eine Spendenverdoppelungsaktion der Aachener Bank. Zunächst mussten wir mindestens 100 Fans sammeln. Das sind Personen, die das Projekt gut finden und sich deswegen als Fan registrieren. Wir erleben mit mehr als 180 Fans (Stand bei Redaktionsschluss der KirchenZeitung) eine breite Unterstützung. Aktuell befinden wir uns in der Sammlungsphase: Jede Person kann einen beliebigen Geldbetrag spenden. Jede Einzelspende bis 500 Euro wird von der Bank verdoppelt. Insgesamt werden maximal 5000 Euro verdoppelt. Wenn wir das schaffen, sind die nächsten 25 Prozent für „Echt Klasse“ gesichert.

Das Gespräch führte Andrea Thomas.

Gemeindereferent Michael Schürmann (c) Pfarrei St. Donatus