Kinder helfen Kindern

Die Schülerschaft der LVR-Förderschule spendete für Kinder mit Behinderung in Burundi

Gebannt hörten die Schülerinnen und Schüler  Schwester Josephine Toyi zu. Die Ordensschwester besuchte die LVR-Förderschule in Rheindahlen. (c) Oase des Friedens in Burundi e.V.
Gebannt hörten die Schülerinnen und Schüler Schwester Josephine Toyi zu. Die Ordensschwester besuchte die LVR-Förderschule in Rheindahlen.
Datum:
28. Nov. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 48/2023 | Garnet Manecke

Dass sie selbst anderen helfen können, erfuhren nun die Schülerinnen und Schüler der LVR-Förderschule Mönchengladbach. Sie organisierten einen Spendenlauf und konnten in der Folge einen dicken Scheck an Schwester Josephine Toyi vom Zachäushaus in Burundi übergeben. Der Beitrag der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung hilft gleichaltrigen behinderten Kindern und Jugendlichen in Afrika.

Ohne Bildung hätten die Kinder der Zachäus-Schule mit ihrer Behinderung keine Chance. (c) Zachäushaus Burundi
Ohne Bildung hätten die Kinder der Zachäus-Schule mit ihrer Behinderung keine Chance.

Es gibt viele Situationen, in denen das Leben der Schülerinnen und Schüler der LVR-Förderschule beschwerlicher ist als das anderer Gleichaltriger. Zum Beispiel für Schülersprecher Deniz, der im Rollstuhl sitzt. Wenn er unterwegs ist, ist er auf Rampen und Ebenen angewiesen, um sich selbstbestimmt bewegen zu können. Aber im Alltag stößt Deniz immer wieder auf Hindernisse: Treppen, hohe Bordsteine oder zu enge Türen.

Wie Deniz geht es auch den anderen der 200 Schülerinnen und Schüler der LVR-Förderschule. Sie alle haben ein Handicap: Manche haben eine körperliche Behinderung, andere haben Verzögerungen bei der geistigen Entwicklung oder Lernschwierigkeiten. Sie eint, dass sie einen besonderen Förderbedarf haben – und oft die Erfahrung, dass ihnen außerhalb der Schule als Menschen mit Behinderung nicht viel zugetraut wird.

Dieses Vorurteil haben die Schülerinnen und Schüler nun auf eindrucksvolle Weise widerlegt, als sie Schwester Josephine Toyi, Oberin der Bene-Terezya-Schwestern in Burundi, einen Scheck über 2500 Euro überreichten. Das Geld ist für Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung im burundischen Gitega bestimmt. Dort leben 100 Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung im Zachäushaus, das von den Schwestern geleitet wird. Die Kinder finden dort eine Heimat, bekommen Verpflegung sowie eine schulische und berufliche Ausbildung.

 

Gegründet wurde das Zachäushaus 1991 auf Initiative des seinerzeitigen Pfarrers von St. Margareta Hockstein, Ludwig Kamm. Drei Jahre dauerte der Bau, bis das Haus schließlich 1994 eröffnet wurde. Das ostafrikanische Land Burundi gilt laut einer Erhebung der Vereinten Nationen als eines der ärmsten Länder der Welt. Die Menschen dort müssen mit 1,25 Euro am Tag auskommen. Diese Armut hat besonders für Menschen mit einer Behinderung drastische Folgen. Sie sind darauf angewiesen, dass ihnen andere Menschen helfen. Viele leben als Bettler am Rand der Gesellschaft.

Mit einem Spendenlauf haben die Kinder der Förderschule das Geld gesammelt

Gemeinsam mit Schulleiter Thomas Herrmann übergab der Sprecher der Stufe 9 eine zusätzliche Spende von 160 Euro, die die Stufe beim Weihnachtsbasar er (c) Oase des Friedens in Burundi e. V.
Gemeinsam mit Schulleiter Thomas Herrmann übergab der Sprecher der Stufe 9 eine zusätzliche Spende von 160 Euro, die die Stufe beim Weihnachtsbasar er

Den Kindern im Zachäushaus soll dieses Schicksal erspart bleiben. Mit ihrer Spende tragen die Schülerinnen und Schüler aus Mönchengladbach dazu bei. „Es ist ganz toll, dass Ihr so viel für die Kinder und Jugendlichen mit Handicap getan habt, obwohl Ihr selber eine Beeinträchtigung tragt“, bedankte sich Sr. Josephine bei den Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren. „Ich soll Euch ganz herzlich von den Kindern und Jugendlichen im Zachäushaus grüßen.“

Mit einem Spendenlauf im September haben die Schülerinnen und Schüler das Geld gesammelt. Dabei ist einiges zusammengekommen: „5000 Euro haben die Schülerinnen und Schüler der LVR-Förderschule erlaufen“, berichtet Schulleiter Thomas Herrmann bei der Spendenübergabe im Beisein der gesamten Schülerschaft. Weil Teilen reich macht, geben die Kinder und Jugendlichen 2500 Euro an das Zachäushaus. Die andere Hälfte sei für Projekte in der Förderschule bestimmt, sagt der Schulleiter.

Das Geld können die Ordensschwestern in Burundi gut gebrauchen. „Etwa 50 000 Euro benötigen wir im Jahr für die etwa 100 Kinder und Jugendlichen im Zachäushaus“, sagt Michael von Ameln, Vorsitzender des Vereins „Oase des Friedens in Burundi“. Der Verein unterstützt das Zachäushaus seit 2020.

Finanziert wird die Arbeit in Burundi ausschließlich über Spenden, die nach Abzug weniger Transaktionsgebühren zu 99,6 Prozent direkt in das Projekt fließen. „Mittlerweile haben Bewohner der ersten Jahre bereits selbst Familien gegründet und sorgen dank ihrer Berufsausbildung eigenständig für ihren Lebensunterhalt“, sagt von Ameln, der zuletzt vor einem Jahr das Zachäushaus besucht hatte.

Sein Engagement hat der Verein von dem 2020 verstorbenen Pfarrer Ludwig Kamm übernommen. Der hatte gemeinsam mit seiner Pfarrei Hockstein das Projekt in Afrika unterstützt. Bis zu seinem Ruhestand hatte Kamm die Hilfe in seiner Pfarrei koordiniert. Bis zum Jahr 2018 wurde das Zachäushaus über die jeweilige Kirchengemeinde von Pfarrer Kamm unterstützt.

2019 wurde der als gemeinnützig anerkannte Verein „Oase des Friedens in Burundi“ gegründet. Als Gründungsmitglied hat dessen Vorsitzender Michael von Ameln seit vielen Jahren Verbindungen nach Burundi. Schon fast 30 Jahre zuvor hatte von Ameln 1991 mit Ludwig Kamm die Fundamente des Hauses mit errichtet.

Neben der Schule wird im Nachbarort auch ein Krankenhaus unterstützt

Brücken überwinden Gräben: Das gilt in der Natur wie in der Gesellschaft. (c) Zachäushaus Burundi
Brücken überwinden Gräben: Das gilt in der Natur wie in der Gesellschaft.

Sr. Josephine ist schon öfter nach Mönchengladbach gekommen, um den Unterstützenden für ihre Hilfe zu danken. Bevor sie zur Generaloberin der Bene-Terezya-Schwestern gewählt wurde, lebte und arbeitete sie schon zehn Jahre im Zachäushaus. Entsprechend konnte sie den Kindern und Jugendlichen in lebendigen Bildern, begleitet von einem Video mit einem Gruß ihrer Schützlinge, von dem Leben in Burundi erzählen – in bestem Deutsch.

Die Ordensschwester war schon öfter in Rheindahlen zu Gast. Mit Mitstreitern berichtet sie den Spendern aus Deutschland darüber, was mit ihren Geldspenden in Burundi realisiert werden konnte. Neben der Schule gehört dazu auch ein Krankenhaus in Songa, das einige Kilometer von dem Standort des Zachäushauses entfernt liegt. Das Krankenhaus hat eine Abteilung für Kinderheilkunde und Innere Medizin, dazu eine Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Abteilung für Augenheilkunde ist im Aufbau.Insgesamt unterhalten die Ordensschwestern zwei Krankenhäuser und acht Gesundheitsstationen.

Informationen über das Projekt Zachäushaus sowie das Krankenhaus-Projekt sind im Internet auf der Homepage des Vereins „Oase des Friedens in 
Burundi“ unter www.oabu.de abrufbar.