Rund um das erste Januarwochenende sind die Sternsinger in den Regionen Heinsberg und Mönchengladbach wieder aktiv. Auf ihrem Weg von Haustür zu Haustür sammeln Kinder Spenden, um anderen Kindern in der Welt zu helfen. Das Engagement ist aktive Friedensarbeit in einer Welt voller Krisen.
Amazonien – das klingt nach Abenteuer und einem Sehnsuchtsort. Eine Welt, wo man gerne leben möchte, um dem Alltag im nasskalten Regenwetter Deutschlands zu entfliehen. Valeria lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in diesem Sehnsuchtsland. Wobei es sich streng genommen bei Amazonien nicht um ein Land handelt, sondern um das Gebiet des Amazonasbeckens. Das erstreckt sich über mehr als sieben Millionen Quadratkilometer und über insgesamt neun südamerikanische Staaten: Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Peru, Venezuela, Ecuador, Suriname, Guyana und Französisch-Guayana.In diesem Landstrich wächst der Regenwald, die grüne Lunge der Erde.
Hier lebt Valeria, eine der Protagonistinnen der diesjährigen Sternsingeraktion, die unter dem Leitwort „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit“ steht. Das zehnjährige Mädchen, dessen Eltern in ihrem Regenwaldgarten Früchte anpflanzen und aus getrockneten Palmblättern Körbe, Untersetzer und Armbänder flechten, die in hiesigen Eine-Welt-Läden verkauft werden, kennen die Sternsinger in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg nicht persönlich. Und trotzdem machen sich Mädchen und Jungen in den Gemeinden von Erkelenz, Wegberg, Hückelhoven, Jüchen, Korschenbroich, Mönchengladbach und vielen anderen Städten auf, Geld für sie zu sammeln.
Ihr Erfolg kann sich sehen lassen: 2023 sammelten die Sternsinger in der Region Mönchengladbach in 17 Gruppen und Gemeinden 110512 Euro. Auch in der Region Heinsberg wurden stolze Ergebnisse erzielt: Die Wegberger Sternsinger zum Beispiel zählten nach zwei Sammelwochenenden im strömenden Regen 30189 Euro in ihren Sammelbüchsen. In der Pfarrei Christkönig Erkelenz kamen 53681 Euro zusammen. Die Spendensummen verteilen sich in den Gemeinden, je nach Größe der Gemeinden und Zahl der Sternsinger, von kleineren vierstelligen bis zu fünfstelligen Beträgen.
Egal, wie hoch der Betrag ist: Was zählt, ist, was damit geschieht. Die Mädchen und Jungen erfahren mit ihrem Engagement, dass sie aktiv etwas für andere tun können. Sie leisten einen Beitrag, damit Kinder in anderen Ländern genug zu essen bekommen, die Schule besuchen können oder eine grundlegende Gesundheitsversorgung erhalten.
Mit ihrem Engagement erfahren die Sternsingerkinder auch Selbstwirksamkeit: Sie können die Welt verändern – Stück für Stück. Ein Punkt, der angesichts von Kriegen und Krisen hilft, nicht in einer Angststarre zu verfallen. Auch für so manchen Erwachsenen können die Kinder im Alter von acht bis 15 Jahren damit Vorbild sein.
Dazu trägt bei, dass der Sternsingerdienst eine Aufgabe ist, die gemeinschaftlich gemeistert wird. Niemand geht alleine mehrere Kilometer von Haustür zu Haustür – stets weiß man seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter stärkend neben sich, wenn man sein Lied singt und um eine Spende bittet. Dass viele Spender auch die Sammler mit Süßigkeiten bedenken und es nach den Touren in den Pfarrheimen Pizza und Kakao gibt, ist in einem Überfluss-Land wie Deutschland nach den Weihnachtsfeiern allenfalls eine positive Verstärkung. Für die meisten Sternsinger aber dürfte diese Belohnung nicht die Hauptmotivation sein.
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs waren für die folgenden Generationen von Kindern und Jugendlichen die Weltkrisen und Kriege nie so gegenwärtig wie für die Kinder von heute. Das Internet bringt sie direkt in die Kinderzimmer. Die Bilder von zerstörten Städten tragen sie auf Mobilgeräten in ihren Jackentaschen. Sie werden in sozialen Netzwerken damit konfrontiert. Je älter die Kinder werden, umso stärker sind sie dem ausgesetzt.
Da kann es helfen, eine klare Friedensbotschaft zu setzen. Auch die Friedenslichtaktionen in der Weihnachtszeit gehören dazu. Dass bei der ökumenischen Aussendungsfeier des Friedenslichts allein in Mönchengladbach in der Kirche St. Michael Holt 220 Kinder, Jugendliche und Erwachsene teilnahmen, spricht eine klare Sprache. Drei Tage später verteilten die Pfadfinder des Diözesanverbands Aachen der Deutschen Pfadfinderschaft (DPSG) beim Weihnachtssingen auf dem Rheydter Markt rund 100 Lichter – trotz Sturm und Regen.
Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel Anfang Oktober hat das Friedenslicht eine noch stärkere Botschaft: Es kommt aus Betlehem und hat auf seinem Weg über 3000 Kilometer Grenzen überwunden. Im Jahr des Terrors in Israel kam das Friedenslicht über Jordanien nach Wien und von dort nach Linz, wo es weiter verteilt wurde an Pfadfinderorganisationen in Europa, den USA, Kanada und Südamerika. Das Friedenslicht verbindet Menschen weltweit.
Mit der Weitergabe des Lichts senden die Kinder und Jugendlichen bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern eine Botschaft der Zuversicht – genauso wie die Sternsingerinnen und Sternsinger.