Kinder, die im Herzen leben

Seit acht Jahren werden in Eschweiler Frühchen bestattet. Den Eltern einen Ort für ihre Trauer geben

Das alte Frühchenfeld auf dem Eschweiler Friedhof St. Peter und Paul, ein bunter Ort der Erinnerung. So soll auch das neue Feld bald aussehen. (c) Andrea Thomas
Das alte Frühchenfeld auf dem Eschweiler Friedhof St. Peter und Paul, ein bunter Ort der Erinnerung. So soll auch das neue Feld bald aussehen.
Datum:
2. Nov. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 44/2023 | Andrea Thomas

Wenn Kinder noch im Mutterleib sterben, dann spricht man von „Sternenkindern“. Sie sind „zu den Sternen gegangen“, bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblickt haben. Mit ihnen ist eine Hoffnung gestorben, eine Zukunft, die werdende Eltern sich vorsichtig auszumalen begonnen hatten. Glück hat sich von einem Moment auf den anderen in Leere und Trauer verwandelt.

Trauer, die für viele einen Ort braucht, ein Ritual, um Abschied zu nehmen. In der Städteregion gibt es unter anderem auf dem Aachener Westfriedhof und in Eschweiler ein Frühchenfeld, auf dem früh- und fehlgeborene Sternenkinder bestattet werden. Eltern hinterlassen Blumen, Herzen, kleine Spielsachen oder legen einen Stein mit dem Namen ihres ungeborenen Babys ab, auch als Zeichen, dass es dieses Kind gegeben hat, auf das sie gehofft hatten und dass sie so plötzlich loslassen mussten.

In Eschweiler hat die Gemeinde St. Peter und Paul 2015 auf dem kircheneigenen Friedhof einen solchen Erinnerungsort geschaffen. Drei bis vier Mal im Jahr werden hier im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes Sternenkinder verabschiedet und bestattet. Einige hundert haben hier inzwischen ihre letzte Ruhestätte gefunden. Nun ist ein neues Feld eingeweiht worden, in dem ab Dezember bestattet werden wird. „Zuflucht wirst du haben unter Gottes Flügeln“ steht auf der schlichten Stele, darüber eingraviert ein Engelsflügel. „Oder eine Träne“, sagt Schwester Martina Kohler. Sie kümmert sich um einen würdevollen Rahmen für die Bestattungen, wobei sie von vier Bestattern unterstützt wird, die das Zeremoniell kostenlos übernähmen, weil es ihnen ein Anliegen sei. So wie ihr auch.

Liebevoll sucht sie Kästchen aus, in die die Frühchen gebettet werden, gestaltet den Gottesdienst und kümmert sich um die Eltern. Viele wüssten gar nicht, dass es diese Möglichkeit des Abschieds gibt. „Wir kämpfen darum, das bekannter zu machen“, sagt sie. Auch weil sie immer wieder merkt, wie wichtig das für Eltern ist, auch wenn ihr Kind vielleicht noch nicht mehr als das Versprechen auf ein Leben war. „Die Mütter erzählen, sobald sie das kleine Herzchen haben schlagen sehen, sei da eine Verbindung.“

Wer das möchte, kann ein eigenes Kästchen für sein Kind gestalten. „Die Familien kleiden das liebevoll aus, bemalen es oder legen ein kleines Stofftier mit hinein.“ Im Gottesdienst sind sie eingeladen, den Namen ihres Kindes oder einen Gedanken auf einen Stein zu schreiben, der im Frühchenfeld abgelegt wird. Als die Flut 2021 auch hier alles weggeschwemmt hat, sei das Feld schnell wieder bunt gestaltet gewesen, weil dieser Ort den Eltern etwas bedeute.