Keine fertigen Antworten

St. Sebastian Würselen und „Kafarnaum“ Aachen: zwei Beispiele für Firmvorbereitung, die ankommt

Kafarnaum Nachricht (c) Kafarnaum
Kafarnaum Nachricht
Datum:
30. Mai 2017
Von:
Andrea Thomas
Firmung, für viele junge Katholiken ist das etwas, das man halt so macht; das Eltern von einem erwarten; alle anderen in der Clique werden eben auch gefirmt. Die Vorbereitung ist mehr oder weniger Pflichtprogramm.
Fimung Quadrat (c) Andrea Thomas
Fimung Quadrat

 Dabei sollte die Firmung doch eigentlich viel mehr sein. Was braucht eine Vorbereitung auf dieses Sakrament, damit Jugendliche etwas daraus für sich mitnehmen und aus Überzeugung „Ja“ zu ihrem Glauben und zu Gott sagen? „Die Jugendlichen müssen sich ernstgenommen fühlen. Es macht keinen Sinn, ihnen Glaubensinhalte zu vermitteln, ohne zu ihnen zu zeigen, was das für ihr eigenes Leben macht“, sagt Christian Schröder. Er ist Pastoralreferent und geistlicher Leiter der Aachener Jugendkirche „Kafarnaum“, für die er seit drei Jahren einen Firmvorbereitungskurs in Kompaktform anbietet. Statt sich über ein Jahr hinweg jede Woche zur Gruppenstunde zu treffen, findet der größte Teil der Katechese im Block statt. Dazu fahren die angehenden Firmlinge (die Anmeldung zur Vorbereitung ist noch nicht die endgültige Anmeldung zur Firmung) in der ersten Osterferienwoche für sechs Tage gemeinsam in ein Selbstversorgerhaus an die niederländische Küste. „Dabei kommt gruppendymamisch so viel mehr für die Jugendlichen rum. Das ist eine Form, die einfach für sie passt.“

Eine Vorbereitungsform, die zu den Jugendlichen und ihrem Leben passt – die zu finden war auch Kaplan Andreas Möhlig und seinem Katechetenteam in St. Sebastian Würselen wichtig. „Wir haben nach einem Weg gesucht, ihrer fragmentierten Lebenswelt gerecht zu werden und da Verzahnungen zu schaffen“, sagt er. Auch ihm ist es wichtig, die Jugendlichen ernst zu nehmen und ihnen zu vermitteln, dass es ihre eigene Entscheidung ist und dass sie die bewusst treffen. Dazu gehörte zum Beispiel auch, die Jugendlichen persönlich und nicht über die Eltern anzuschreiben und zur Firmvorbereitung einzuladen. „Eine Frage von Wertschätzung“, wie Kathrin Haupts, eine der Katechetinnen erklärt.

 

Jeder Menschen hat eine Berufung, nicht nur Superhelden

Für die Firmvorbereitungswoche 2017 hat Christian Schröder mit seinem Team aus überwiegend selbst noch sehr jungen Katecheten ein Thema aufgegriffen, das er in seinem anderen Arbeitsgebiet, der Berufungspastoral im Bistum, mitentwickelt hat: „Den Superheld in dir entdecken“. „Die Überlegung dahinter ist, wie ich Jugendlichen nahebringen kann, dass jeder Mensch eine Berufung hat. Über das Motiv der Superhelden, wie sie sie aus Büchern und Filmen kennen, und dass es das auch in der Religion gibt, wurde das greifbarer und leichter auf ihr Leben übertragbar.“ So drehten sich die Tage am Meer um Fragen nach den besonderen Talenten und „Superkräften“ in jedem, darum, wie die „Mission“ aussieht, die er in seinem Leben übernehmen will.

 

Viel Interpretationsraum dafür, was und wie jeder von ihnen glaubt

Bei den Jugendlichen (die meisten um die 16 Jahre) kam das gut an. In der „Heldenreise“ hätten ganz viele kreative Elemente gesteckt, bei denen für jeden was dabei gewesen sei, so das Lob. „Jeder von uns hat seine eigene Helden-Art kennengelernt, welche Kraft in uns steckt und wer unsere Mentoren sind, Menschen, denen wir wirklich wichtige Dinge anvertrauen“, erzählt Bente. Gemeinsam haben sie auch ihre eigenen Superhelden-Capes mit ihrem Logo gestaltet: „Das war schon was anderes, als nur darüber zu reden, was uns ausmacht“, sagt Franka. Ihr hat insbesondere auch gefallen, dass es keine vorgefertigten Antworten gab, sondern viel Interpretationsraum dafür, wie jeder von ihnen glaube. „Toll war, dass da nicht nur einer was erzählt hat und dass die Katecheten alle noch jung waren und ihre eigene Firmung noch gut in Erinnerung hatten“, bestätigt Jakob. Zwischen den Blöcken habe es auch viel Zeit gegeben für sich selbst oder, um mit anderen in den Austausch zu kommen. All das hat die jungen Menschen bestärkt, sich am Ende tatsächlich zur Firmung anzumelden, nicht weil irgendwer das von ihnen erwartet, sondern weil es sich für sie und ihr Leben richtig anfühlt. Auch das Würselener Vorbereitungsteam hat auf die klassischen Gruppenstunden verzichtet und stattdessen ein Programm aus Angeboten und Aktionen erstellt. Einige davon waren verpflichtend, die anderen Elemente von den Jugendlichen frei wählbar. Verbindlich war unter anderem die Teilnahme an einem gemeinsamen Wochenende unter dem Motto „Gestalte deinen Glauben!“, dem Oberthema der Firmung 2017. Im Wahlpflichtteil musste sich jeder für eine Aktion aus den Bereichen Glaubenserfahrung, Gottesdienst und Soziales entscheiden. Zur Auswahl standen da beispielsweise: ein Besuch der Nacht der offenen Kirchen in Aachen, ein Tag in Vogelsang oder Kirche und Kino als „Glaubenserfahrungen“, die Mitgestaltung eines Jugend- oder Familiengottesdienstes oder der Dienst als Messdiener im Bereich „Gottesdienst“ sowie die aktive Teilnahme an einem sozialen Projekt wie der Sternsingeraktion, Vorschulunterricht für Flüchtlingskinder oder Mitgestaltung eines Seniorennachmittages. „Dabei zeigte sich, wie viel die Jugendlichen teilweise schon im Bereich Kirche machen, ohne dass ihnen das bewusst war, zum Beispiel sich als Messdiener zu engagieren oder zum Taizégebet zu kommen“, berichtet Kaplan Möhlig.

 

Über den eigenen Tellerrand geschaut und sich für andere interessiert

Auch wer bislang nicht so engagiert in der Pfarrei war, hat sich von dem Ansatz ansprechen lassen. Besonders beliebt war „Kirche und Kino“, weil das etwas war, was viele der Jugendlichen so nicht direkt miteinander in Verbindung gesetzt hätten. Dazu hatte das Team das Würselener Metropolis angemietet, auf dem Spielplan: „Monsieur Claude und seine Töchter“. „Ich fand ihn schön, weil man eine Vorstellung von anderen Religionen bekommen hat und weil das ein moderner und lustiger Film ist“, erklärt Sophia. Jana ergänzt: „Den hätte ich mir auch in meiner Freizeit angeschaut.“ Auch die Angebote aus dem Bereich „Soziales“ sind gut angekommen: Etwas für andere zu tun, und damit auch wieder für sich selbst, das haben die Firmlinge überwiegend als bereichernd empfunden. Fabio bringt auf den Punkt, was den meisten Firmlingen an der Vorbereitung wichtig war: „Ich habe mich beachtet gefühlt. Bei der Taufe haben unsere Eltern für uns entschieden. Jetzt sind wir alt genug, um selbst zu entscheiden und zu unserem Glauben zu stehen.“

 

 

Kafarnaum Quadrat (c) Kafarnaum