Was mit der Förderung der Priesterausbildung begann, hat sich in fünf Jahrzehnten in seinen Formen und Inhalten vervielfältigt. Eine gewachsene, solide Gruppe von Aktiven hat sich dieser Partnerschaft verschrieben, engagiert sich hier und im Partnerland. Aber wie nah lassen wir anderen dieses lateinamerikanische Land wirklich an uns heran? Ganz offen sind wir für das, was wir als landestypisch verstehen: die mitreißende Musik, traditionelle Tänze und Kleidung, so manche köstlichen Speisen. Zu erleben etwa bei den kolumbianischen Abenden in der Bischofsstadt Aachen, die mit ihrer Lebensfreude eine wichtige Facette der Partnerschaft zum Klingen bringen. Sperriger aber sind die anderen Themen, die obenauf liegen. Der langjährige Bürgerkrieg, der zurzeit in eine noch fragile Phase der Befriedung hineingleitet. Die Suche nach rechtsstaatlichen Strukturen und sozialer Gerechtigkeit. Und dahinter noch Fragen, die sehr groß sind und die Grenzen von Kolumbien überschreiten: die Inbesitznahme und teils brachiale Ausbeutung von Land. Misereor berichtet, wie andere, von Menschenrechtsverletzungen in diesem Zusammenhang, sogar von Hunger, Durst und Tod. Hier wird deutlich, dass die Partnerschaft einlädt, über den Tellerrand der Folklore hinauszublicken. Die Kirche kann hier etwas tun, die kolumbianische allemal. Und wir? Wer genau hinschaut, entdeckt seine Möglichkeiten neu. Etwa als Konsument: Muss man wirklich bei dem Strom kaufen, der Billigkohle aus Kolumbien bezieht?
Der Autor ist Chefredakteur der KirchenZeitung für das Bistum Aachen.