Keine Einbahnstraße

Ein Standpunkt von Garnet Manecke

Garnet Manecke
Garnet Manecke
Datum:
5. Juli 2016
Bei all den Diskussionen um die klammen Kassen in den Gemeinden und den Einsparungen im Rahmen des Immobilienmanagements interessiert sich kaum jemand vernehmlich für die Sorgen und Nöte der Ordensgemeinschaften.

Zwar prägen viele Schwestern und Brüder auch heute noch das Gemeindeleben: Manche GdG im Bistum wird ganz oder zeitweise von einem Mönch geleitet, Ordensschwestern kümmern sich um Obdachlose, Wanderarbeiter, kranke und alte Menschen. In Klöstern nehmen sich wohlstandsgestresste Menschen eine Auszeit und finden Ruhe. Aber wer kümmert sich um die Ordensleute? Auch wenn es ihre Berufung ist, anderen zu helfen, darf niemand vergessen, dass unter Habit und Kutte Menschen aus Fleisch und Blut stecken. Auch sie haben ihre Sorgen und, ja, auch Zukunftsängste. Wenn die (Erz-)Bistümer in ihren jährlichen Finanzberichten zuweilen Milliardenvermögen offenbaren, sind die Ordensgemeinschaften nicht daran beteiligt. Sie können sich nicht über einen Finanzierungssockel aus Kirchensteuermitteln freuen, die Schwestern und Brüder bekommen kein Gehalt und keine gesetzliche Rente. Sie müssen sich selbst finanzieren und neue Wege dafür finden. Man muss kein ausgewiesener Wirtschaftsexperte sein, um zu erkennen, dass Hostienbäckerei und Paramentenstickerei nicht gerade Zukunftsbranchen sind. Wer die Dienste der Klostergemeinschaften in Anspruch nimmt, hat auch die Pflicht, sich um deren Sorgen zu kümmern. Das gilt insbesondere im Jahr der Barmherzigkeit. Denn wie so vieles im Leben, ist auch die keine Einbahnstraße.

Die Autorin ist freie Journalistin und Redakteurin für die KiZ.