Jung verliebt im Alter

Hochzeitsglocken im Seniorenheim

Petra und Peter Thönneßen (c) Fotostudio Thomas Geyer
Petra und Peter Thönneßen
Datum:
20. Nov. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 47/2018 | Andrea Thomas
Wer glaubt, Schmetterlinge im Bauch seien ein Privileg der Jugend, der irrt gewaltig. Liebe auf den ersten Blick gibt es in jedem Alter. Der beste (und tröstliche) Beweis dafür sind Petra und Peter Thönneßen. Sie haben sich im Seniorenwohnheim kennengelernt und vor ein paar Wochen „Ja“ gesagt.

Als Petra Thönneßen, da noch Exeler, Anfang 2017 ins Seniorenzentrum des SKM in Aachen-Rothe Erde gezogen ist, war das – wie für die meisten Senioren – kein leichter Schritt für die 74-jährige. Hatte sie doch schweren Herzens ihre Wohnung aufgeben müssen, da sie wegen ihres schweren Diabetes nicht mehr alleine leben konnte. Ihr Trost ist der Blick aus ihrem neuen Zimmer in den Garten und der Kirschbaum direkt vor ihrem Fenster. „Es ist herrlich, wenn der Baum blüht“, erzählt sie. Das Personal ist nett, ebenso die meisten Mitbewohner. Sie beginnt sich wohlzufühlen. – Und dann ist da noch der Herr aus dem Zimmer direkt gegenüber ihrem.

Peter Thönneßen ist einen Monat vor ihr eingezogen. Der 72-jährige spricht nicht viel, aber aus seinen Blicken und Gesten bei Begegnungen beim Essen oder auf dem Flur wird ihr schnell klar: Er findet „die Neue“ sehr sympathisch. Was auf Gegenseitigkeit beruht habe, wie sie mit einem Lächeln erzählt. „Ich habe sofort gespürt, da ist etwas Besonderes zwischen uns. Dann ging es eigentlich ganz schnell.“ 

Bald sind die beiden unzertrennlich, sie essen zusammen, gehen zusammen spazieren, halten Händchen und werfen einander liebevolle Blicke zu – so wie auch während des Interviews. Das bleibt auch ihrem Umfeld nicht verborgen: Sandra Steinbusch, Pflegerin auf ihrer Station, fasst es lächelnd so zusammen: „Sie hatten Herzchen in den Augen, man hat ganz schnell gemerkt, wie verliebt die beiden sind.“ Etwas, das sie so auch nicht oft erlebten in der Einrichtung. Für Peter ist bald klar: Er möchte seine Petra heiraten, möchte, dass alle Welt weiß, wir gehören zusammen. Sie zögert keinen Moment, dieses unverhoffte Geschenk, noch einmal jemand zu finden, den sie liebt und von dem sie geliebt wird, anzunehmen. „Aber wir haben beide einen gesetzlichen Betreuer. Das machte es kompliziert und da gab es viel zu erledigen.“ Was die aber gerne und bereitwillig übernommen hätten. „Sie haben uns sehr gut unterstützt“, bedankt sich die Braut.


Ein unvergesslicher Tag

Und nicht nur ihre Betreuer, ihr ganzes Umfeld bemüht sich, den beiden einen unvergesslichen Tag zu schenken. Peters Betreuer fährt sie zum Standesamt, Pflegerin Sandra Steinbusch ist eine ihrer Trauzeugen. Die Küche zaubert ein Hochzeitsessen für sie („Sogar eine Hochzeitstorte hat die Küche uns gebacken“, sagt Petra Thönneßen) und ihren Brautstrauß und den Fotografen hat ihnen das Seniorenheim geschenkt. „Schön, dass es sowas noch gibt“, ist die Braut immer noch gerührt von so viel liebevoller Anteilnahme. Auch von ihren Mitbewohnern, die das frischvermählte Paar nach der Trauung mit Sekt, Blumen und Seifenblasen empfangen.

Geändert hat sich seitdem nicht viel, außer, dass nun an ihrer beider Zimmertüren „Thönneßen“ steht. Über ein gemeinsames Doppelzimmer hätten sie gesprochen, sich aber dagegen entschieden. „Wenn einer von uns mal alleine bleibt, müsste er sich dann das Zimmer mit jemand Fremden teilen.“ Das wollen sie nicht. So gehe es auch. Mal seien sie bei ihm, mal bei ihr, fasst Petra Thönneßen zusammen. Ihr Mann nickt und drückt ihre Hand. So bleibt es hoffentlich noch für ein paar schöne gemeinsame Jahre.