Er macht sich schon lange bemerkbar, aber bisher konnte er noch einigermaßen kaschiert werden. Polnische Pflegekräfte in Privathaushalten oder die Pflege der Alten im Ausland sind zwei der gegenwärtigen Trends, mit denen versucht wird, dem dramatischen Mangel an Fachkräften in der Altenpflege zu begegnen. Es wird nun offenbar, dass in der Vergangenheit einiges verschlafen wurde. Es ist ein gesellschaftliches Problem, das jeden von uns angeht. Die Alten haben da mit den Kindern etwas gemeinsam: Sie haben keine Lobby, wenn es um ihre Bedürfnisse geht. Mit dem Unterschied: Die Alten sind die Leidtragenden der Folgen, die aus dem politischen und gesellschaftlichen Unterlassen ihrer eigenen Generation entstehen. Man kann jetzt darüber lamentieren oder handeln: Deutschland braucht dringend qualifizierte Arbeitskräfte. Die sind im eigenen Land nicht zu finden. Die polnischen Pflegekräfte, die schon jetzt in Privathaushalten beschäftigt werden, sind dafür der Beweis. Aber diese Beschäftigungsverhältnisse sind oft illegal und entbehren sowohl menschlich als auch arbeitsrechtlich jeder Grundlage einer zivilisierten Gesellschaft. Hier muss der Hebel angesetzt werden. Die Pflegekräfte brauchen Qualifizierung, sie brauchen sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse und gute Arbeitsbedingungen. Das kommt den alten Menschen und ihren Angehörigen zugute. Da muss die Politik ansetzen, das muss die Gesellschaft fordern und fördern – denn alt werden wir alle und Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen.
Die Autorin ist Redakteurin für die KirchenZeitung in der Region Mönchengladbach/Heinsberg.