Jesus als Mensch

Betrachtung der Ausstellung – Einladung, sich im August selbst ein Bild zu machen

Die Bergkirche als Ausstellungsort: Auf von hinten beleuchteten Stellwänden fordern die Bilder von „Mensch Jesus“ zur Auseinandersetzung auf (c) Fotos: Andrea Thomas/Ausstellungsmotive: www.menschjesus.de
Die Bergkirche als Ausstellungsort: Auf von hinten beleuchteten Stellwänden fordern die Bilder von „Mensch Jesus“ zur Auseinandersetzung auf
Datum:
4. Juli 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 27/2023 | Andrea Thomas

„Für wen haltet Ihr mich?“ – das Leitwort der Heiligtumsfahrten in Aachen und Kornelimünster regt an, sich mit der Frage zu beschäftigen: Welches Bild habe ich eigentlich von Jesus? Diese Frage stellt auch die Ausstellung „Mensch Jesus“, die vor und während der Heiligtumsfahrt Kornelimünster in der GdG Himmelsleiter zu sehen war. Vom 1. bis 31. August ist sie noch einmal zu Gast in der Bergkirche St. Stephanus.

Hier hat die multimediale Ausstellung aus dem Erzbistum Paderborn bereits während der Heiligtumsfahrtstage im Juni Station gemacht. In 43 Bildern und Texten stellt die Künstlerin Eva Jung den Menschen Jesus in den Mittelpunkt und fordert die Betrachter heraus, den Gottessohn aus mitunter ungewohnter Perspektive neu und anders kennenzulernen: als einen besonderen Menschen, den Menschen Jesus Christus, der unseren Alltag, unser Leben kennt, weil er selbst ein Leben mit all seinen Facetten gelebt hat. Ansatz der Ausstellungsmacher ist es, ihn so ins Hier und Heute unserer schnelllebigen Welt zu holen und zu zeigen, dass Jesus Christus in unserem Leben nicht nur an Feiertagen eine Rolle spielt.

Wer ist Jesus heute für mich?

Im Erzbistum Paderborn, wo die Ausstellung zwischen September 2017 und Dezember 2019 durch unterschiedliche Einrichtungen gewandert ist, haben sich geschätzt 33000 Besuchende darauf eingelassen. In der GdG Himmelsleiter war „Mensch Jesus“ im März in Oberforstbach, im April in Roetgen und im Mai in Walheim zu sehen, bevor die Ausstellung zum ersten Teil der Heiligtumsfahrt in die Bergkirche kam. Auch hier haben sich viele Menschen ansprechen und zum Nachdenken anregen lassen. Im August besteht noch einmal eine Chance dazu.

Für Propst und Wallfahrtsleiter Andreas Möhlig greift die Ausstellung gut auf, worauf auch das Leitwort „Für wen haltet Ihr mich?“ abzielt, wie er im Vorfeld des Großereignisses erklärte. Es gehe um die Frage, wer Jesus heute für mich ist, darum, Glauben neu zu entdecken. Dazu könne die Ausstellung beitragen.

Die von hinten beleuchteten Stellwände mit ihren teils großformatigen, teils kleineren Fotos und den dazugehörigen Titeln nehmen vom ersten Blick an gefangen. Sie lassen einen stutzen, manchmal schmunzeln oder bestätigend nicken und manchmal auch zusammenzucken: Darf man so über Jesus sprechen? Um es vorwegzunehmen, man kann, man darf und man sollte es auch, um diesen Jesus von Nazaret für sich lebendig werden zu lassen, sich zu vergegenwärtigen, wie nahe er uns in seinem Menschsein bis heute kommt und was das für unseren Glauben bedeutet und diesen so besonders macht.  

Gelebt, gelacht, gelitten

Eine Texttafel führt in die Ausstellung ein und stellt direkt zu Beginn die Frage: „Taugt Jesus nur für Feiertage?“ Denn präsent ist Jesus in unserer Zeit und in unserem Leben ja tatsächlich oft vor allem an diesen Tagen: an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Doch sein Leben ist mehr als Geburt, Tod und Auferstehung. Es umfasst alles, was zu einem Menschenleben dazugehört an Erfahrungen und Gefühlen, an Höhen und Tiefen. Davon erzählen die Texte der Evangelien, auf die die Ausstellung an jeder ihrer Stationen Bezug nimmt.

Die bestehen jeweils aus einem modernen Symbolfoto, das auf den ersten Blick so gar nichts mit Jesus zu tun zu haben scheint, einem Titel und einem kurzen Text, der beides miteinander in Beziehung setzt. Im Fokus steht immer eine Facette des Menschen Jesus. Zu sehen sind da zum Beispiel Damenhandtaschen, dazu der Titel „Jesus, der Frauenversteher“, ein Schild „Rauchen verboten“ zu „Jesus, der Ausnahmeregler“, eine Espressomaschine für „Jesus, der Aufgeweckte“ oder ein steinerner Engel zur Aufschrift „Jesus, der Lonely Cowboy“, über den der Text darunter sagt, seine Freunde hätten in seiner schlimmsten Stunde „total verpennt“ und dass er daher Einsamkeit wie kaum ein anderer mitfühlen könne. Die dazugehörige Bibelstelle (im beschriebenen Beispiel Mk 14,40) ist angegeben, man kann sie sich aber – ganz multimedial – auch per QR-Code anzeigen und an manchen Bildern auch vorlesen lassen.

In den einzelnen Stationen und Bildern kommt Jesus (und in ihm Gottes Sohn, Gott selbst) dem Betrachtenden nahe. Jesus hat den Alltag der Menschen vor 2000 Jahren geteilt, mit ihnen gelebt, gelacht und gelitten. Einen Alltag, der so anders war als der der Menschen heute – und ihm doch auch so ähnlich. Gefühle und Erfahrungen wie Angst, Einsamkeit, Verlassenwerden, Verzweiflung, Trauer, Wut, Mitgefühl, Freundschaft, Freude, Glück oder Liebe sind in allen Zeiten und Kulturen gleich. Das macht Jesus und sein Leben für die Menschen von heute immer noch so aktuell – und damit auch seine Botschaft. Die Ausstellung vermittelt sie mit einer ungewohnten und modernen Bildersprache und schlägt so Brücken. Dabei sind die Antworten, die sich daraus auch für die Frage „Für wen haltet Ihr mich?“ ergeben, Möglichkeiten oder Angebote. Jede und jeder ist aufgerufen, die Bilder und Texte für sich selbst zu interpretieren und eigene Antworten für sich zu finden. 
 
Zu sehen ist die Ausstellung vom 1. bis 31. August in der Bergkirche St. Stephanus 
Aachen-Kornelimünster. Der Eintritt ist frei. Weitere Auskunft zur Ausstellung, den  
gezeigten Bildern und Texten sowie verwendeten Bibelstellen gibt es unter: www.menschjesus.de

Eindrücke aus der Ausstellung

6 Bilder