Jeder ist zuständig

Ein Standpunkt von Garnet Manecke

Garnet Manecke
Garnet Manecke
Datum:
1. Nov. 2016
Die erste Euphorie des „Welcome Refugees“ ist verflogen, die Flüchtlinge sind aus den Schlagzeilen raus.

Es zeigt sich, worauf Realisten von Anfang an hinwiesen: Integration ist Arbeit. Dazu leisten Lehrer einen wichtigen Beitrag. Ihr Engagement reicht oft weit über das hinaus, wofür sie eigentlich bezahlt werden. Sie entwickeln neue Unterrichtskonzepte, um der immer heterogener werdenen Schülergemeinde gerecht zu werden. Sie stellen Kontakte zu Hilfsorganisationen und Ämtern her, um geflüchteten Kindern und Jugendlichen
sowie deren Familien zu helfen, hier Fuß zu fassen. Sie organisieren Schulfeste und Informationstage. Die Lehrer sind, wie die Erzieher in Kindergärten, oft die ersten, die bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen sehen und davor warnen. „Integration ist ein Lernprozess“, sagt der Schul- leiter der Liebfrauenschule Mülhausen. Damit hat er vollkommen Recht. Wer allerdings den Lernprozess auf die Schule beschränkt, wird scheitern. In Erziehung und Bildung werden immer mehr Forderungen laut, was Lehrer übernehmen sollen. Vieles davon sind elterliche Aufgaben, die Lehrer gar nicht leisten können, selbst wenn sie wollten. So wie Eltern die Erziehungsverantworung ha
ben, hat jeder einzelne Verantwortung für gelingende Integration: diejenigen, die sich in eine ihnen fremde Gesellschaft integrieren wollen, und die aufnehmende Gesellschaft. Denn die muss sich für die Fremden, die da gekommen sind, wirklich interessieren. Nur so ist es möglich, kulturelle Missverständnisse aufzuklären, bevor daraus unüberwindliche Gräben werden.

Die Autorin ist freie Journalistin und Redakteurin für die KiZ.