Jeder Gast ist willkommen

Seit 15 Jahren gibt „Das tägliche Brot“ Lebensmittel an Bedürftige und wurde dafür ausgezeichnet

Seit 2021 ist Mary Dominic Leiterin der Initiative „Das tägliche Brot“. (c) Dirk Jochmann
Seit 2021 ist Mary Dominic Leiterin der Initiative „Das tägliche Brot“.
Datum:
19. Apr. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 16/2022 | Chrismie Fehrmann

Ganz gleich, wie oft ein Umzug stattfindet, welcher Standort neu bezogen wird oder die Pandemie das Leben durcheinanderwirbelt: „Das tägliche Brot“ steht am Samstag auf dem Tisch. Seitdem die Lebensmittelausgabe vor 15 Jahren startete, hat sich das Angebot stark erweitert und sich die Zahl der bedürftigen Menschen vervielfacht. Gerade jetzt standen an einem Samstag 50 neue Familien aus der Ukraine auf dem Platz an der Krefelder Dionysiuskirche.

„In der Innenstadt leben mehr Menschen in Armut, als wir vermuten“, berichtet Mary Dominic, die Leiterin der Essensausgabe. „Oftmals fehlt ihnen zum Monatsende sogar das Geld für Nahrungsmittel. Diesen Bedürftigen helfen die Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII. und die Cityseelsorge. Flüchtlinge und Menschen aus dem Kriegsgebiet kamen im Laufe der Jahre hinzu.“

Ein Blick in die Geschichte der Initiative, die wirklich mit einer Brotausgabe nach dem Gottesdienst begann und die den entsprechenden Namen bis heute trägt. Dominic erzählt: „Im Mai 2007 gründete Karl-Heinz Hermanns, ehemaliger Cityseelsorger und Pastoralreferent, ,Das tägliche Brot‘. Mit nur einem Werbeplakat an der Dionysiuskirche startete die Lebensmittelausgabe am ehemaligen Pfarrhaus. Die Zahl der Gäste stieg von 30 auf etwa 200 Bedürftige im ersten Jahr.“

Nach dem Abriss der Pfarrhäuser für eine neue Bebauung habe „Das tägliche Brot“ im Januar 2012 Einzug in die Stadtpfarrkirche St. Dionysius Einzug gehalten, erzählt die 38-Jährige weiter. „Eine Kapelle wurde zum Lager für Tische und Nahrungsmittel umfunktioniert. Während der dreimonatigen Umbauphase der Stadtpfarrkirche 2014/2015 zog die Lebensmittelausgabe in ein angemietetes Geschäftslokal um.“
Ab März 2020 fand die Ausgabe dann wenig weiter auf dem ehemaligen Schulhof an der Gartenstraße statt, der jedoch zur VHS gehörte. Es war die beste Lösung in der ersten Zeit der Pandemie.

„Dort wurden Tüten gepackt, damit die Verweildauer der Gäste verkürzt wurde. Als die VHS nach nur drei Wochen ihr Gelände benötigte, zogen wir wieder zurück. Diesmal vor die Kirche an den Marienbrunnen an die frische Luft. Dort sind wir bis heute.“
Als Karl-Heinz Herrmanns seinen Dienst beendete, übernahm Bernd Kaesmacher sieben Jahre lang die Leitung der Kirchentafel. Seit März 2021 ist Mary Dominic seine Nachfolgerin.
„Nationalität oder Religionszugehörigkeit haben bei diesem Projekt keinerlei Bedeutung. Im Mittelpunkt stehen allein die Gäste, die ohne Vorbehalt angenommen werden und die willkommen sind.“ Für sie werden jeden Samstag gegen 10.30 Uhr die beiden vom Lions-Club Niederrhein gespendeten Zelte vor der Citykirche aufgebaut und die Lebensmittel auf die Tische gelegt.

Jeden Samstag ist „Das tägliche Brot“ mit seiner Lebensmittelausgabe vor der Krefelder Innenstadtkirche St. Dionysius präsent. (c) Dirk Jochmann
Jeden Samstag ist „Das tägliche Brot“ mit seiner Lebensmittelausgabe vor der Krefelder Innenstadtkirche St. Dionysius präsent.

„Wir kaufen bei Bedarf Lebensmittel im Wert von bis zu 1500 Euro im Monat dazu. Ab 12.45 Uhr beginnt die Ausgabe für die Gäste mit einem Schwerbehindertenausweis. Dann kommen die anderen Gruppen dran.“ Aktuell seien 280 Gästekarten vergeben. Dahinter stehen 425 Erwachsene und 300 Kinder. Die Inflation werde künftig sicherlich noch mehr Bedürftige zu ihnen bringen, ist sich Dominic sicher.

Die Lebensmittelausgabe sei nur mithilfe der 30 Ehrenamtlichen und der beiden Minijobber möglich, weiß die Leiterin der Ausgabe. „Das tägliche Brot“ hilft allen Beteiligten zusätzlich, neue Kontakte zu knüpfen, die deutsche Sprache zu verbessern und sich in die Gesellschaft einzufinden.

2020 würdigte die Stadt Krefeld das ehrenamtliche Engagement der Initiative mit dem Heimatpreis. „Das tägliche Brot“ erhielt den zweiten Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist. Ausgezeichnet wurde das soziale Projekt für die Durchführung der Lebensmittelausgabe in der Corona-Pandemie sowie für die aktive Unterstützung der Integration von Flüchtlingen. Aufgrund der pandemischen Lage fand die feierliche Preisverleihung erst jetzt statt.
Wer die Initiative unterstützen möchte, kann den Opferstock in der Dionysiuskirche, der beim heiligen Antonius steht, nutzen. „Geldspenden werden ausschließlich und unmittelbar zum Kauf von Lebensmitteln für Bedürftige verwendet.“

Das Spendenkonto lautet: Katholische Kirchengemeinde Papst Johannes XXIII. in Krefeld, „Das tägliche Brot“, Volksbank Krefeld eG, IBAN: DE95 3206 0362 1015 4940 14.